In der aktuellen politischen Diskussion spielen Preisschranken eine zunehmende Rolle etwa in der Gestalt von Mindestlöhnen oder in der von Mietobergrenzen. Preisschranken haben die Eigenschaft nicht nur dem Übel, wegen dem sie eingeführt werden, nicht nur nicht abzuhelfen, sondern es sogar zu verstärken. Durch Preisschranken wird durch den Staat ein Preis für ein Gut festgelegt der nicht über- bzw. unterschritten werden darf. Der Sinn ist meist bestimmte Produktionsstrukturen zu erhalten oder einem Sozialen Missstand zu beheben.
Das am häufigsten genannte Argument für Mindestlöhne, ist das er dafür sorge dass „die Menschen von ihrer Arbeit leben können“. Es geht keineswegs darum Armut zu bekämpfen, dass wird bereits durch die sozialen Sicherungssysteme geleistet. Vielmehr hält man es für moralisch geboten, dass jemand der arbeitet, auch ein bestimmtes (subjektives) Wohlstandsniveau durch das Arbeitseinkommen erzielt. Gut wünschenswert wäre das tatsächlich, entscheidend sollte jedoch sein, ob Mindestlöhne den betroffenen auch helfen würden. Nicht alles, das wünschenswert ist, ist auch moralisch geboten.
Wenn jemand einem Arbeitsvertrag zustimmt, erwartet er, dass er sich durch diesen Arbeitsvertrag besser stellt als es durch sämtliche Alternativen der Fall wäre, also andere Arbeitsverträge einzugehen oder nicht zu arbeiten. Andernfalls würde er dem Vertrag gar nicht zustimmen. Ein Mindestlohn würde es den Arbeitssuchenden untersagen, bestimmte Arbeitsverhältnisse einzugehen, auch wenn diese aus ihrer Sicht die beste Alternative gewesen wäre. Sie müssten sich also für eine schlechtere Alternative entscheiden.
Die Apologeten des Mindestlohns gehen davon aus, dass es bessere Alternativen gäbe, diese aber den Arbeitssuchenden aus Profitgier vorenthalten werden. Nun müssen die Anbieter von Arbeitsplätzen selbst knapp kalkulieren. In einem freien Markt unterbieten sich die Anbieter eines Guts, bis die Nachfrage ein Niveau erreicht hat, durch dass das gesamt Angebot gedeckt ist. Wenn es auf einem höheren Lohnniveau genauso viel Nachfrage nach Arbeitskräften gäbe, hätten die Arbeitssuchenden keinen Grund sich bis auf das aktuelle Niveau runterzuziehen. Natürlich gibt es die Möglichkeit das auch große Menschengruppen systematisch danebenliegen, hier also die Arbeitssuchenden ihren Spielraum nicht ausnutzen, allerdings sind die Arbeitssuchenden und ihre Gegenpartei am ehesten in der Lage sich ein realistisches Bild über die tatsächlichen Begebenheiten zu machen. Alle Außenstehenden würden die Situation mit größerer Wahrscheinlichkeit falsch einschätzen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass auf einem höheren Lohnniveau weniger Arbeitssuchende eine passende Stelle finden.
Was wäre also die Wirkung eines Mindestlohnes? Die Betroffenen würden in zwei Gruppen zerfallen. Der vermutlich größere Teil würde tatsächlich, den höheren Lohn bekommen. Der andere Teil jedoch, würde in die Arbeitslosigkeit entlassen. Ohne Mindestlohn würden sie es als bessere Alternative erachten, sich in den Arbeitsmarkt hineinzubitten. Durch den Mindestlohn werden sie gewaltsam daran gehindert.
John Rawls postulierte ein Kriterium, das politische Maßnahmen einhalten müssen, damit man sie als gerecht ansehen kann: Ein politisch Maßnahme muss den am wenigsten Begünstigten die meisten Vorteile bringen. Die am wenigsten Begünstigten besteht hier klar in der Gruppe, die am Eintritt in den Arbeitsmarkt gehindert wird. Sie werden benachteiligt indem man ihnen die Alternativen vorenthält, die sie ansonsten gewählt hätten. Im Sinne Rawls ist der Mindestlohn somit ungerecht.
Ein Mindestlohn muss auch deswegen negative Konsequenzen nach sich ziehen, weil er missachtet dass die Motive ein Beschäftigungsverhältnis einzugehen sehr unterschiedlich sein soll. Die Befürworter gehen von festen Vorstellungen aus wie die Beziehung zwischen Beschäftigten und Unternehmen aussieht. Sie missachten, dass es neben dem Norm auch andere Arten der Beziehung gibt. Sie unterstellen, dass jede Arbeit dazu dient ein Einkommen zu erzielen, dass den Lebensunterhalt deckt. Daneben gibt es jedoch auch den Fall, das sich jemand, dessen Lebensunterhalt schon anderweitig gedeckt ist, etwas hinzuverdienen möchte oder dass die Stelle nur dazu dient Erfahrung, Kontakte oder ähnliches zu sammeln und sie später in eine Stelle mit höherem Einkommen umgewandelt wird. Wenn man derartige Ziele verfolg, ist die Höhe des Lohns erst einmal nicht entscheidend. Für den Dazuverdiener sind praktische Erwägungen relevanter, für die Chancensammler die langfristigen Perspektiven. Gerade diese Gruppen sind dem Risiko ausgesetzt durch Mindestlöhne keine adäquaten Stellen zu finden. Daher besteht etwa auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Mindestlöhnen und der Jugendarbeitslosigkeit. Ein Mindestlohn kann durchaus den Interessen der etablierten Beschäftigten dienen, er tut es jedoch indem er den Interessen der Jugend schadet.
Auch Mietobergrenzen sind kontraproduktiv. Hier ist es das Ziel mehr „bezahlbaren Wohnraum“ zu schaffen. Das Problem Wohnraummangel lässt sich letztlich nur dadurch lösen, dass Wohnungen gebaut werden. Nun sind Wohnungen jedoch Investitionsobjekte, die eine gewisse Rendite erbringen müssen, damit sie überhaupt gebaut werden. Nimmt man den Vermietern die Chancen auf höhere Mieten stimmt das Verhältnis zu den Risiken nicht mehr, es lohnt sich weniger in Wohnraum zu investieren und in letzter Konsequenz werden weniger Wohnungen gebaut. Im Lauf der Jahre nimmt dann der Wohnraummangen sogar zu und die Qualität bestehender Wohnungen sinkt.
Kurzfristig kommt ein zweiter Effekt zum Tragen: Ein höherer Preis dient auch dazu, diejenigen mit höherer Zahlungsbereitschaft von denen mit niedrigerer Zahlungsbereitschaft zu trennen. Für eine Wohnung ist man nur dann bereit eine teure Miete zu zahlen, wenn sie gut zu den eigenen Vorstellungen passt. Ein freier Mietmarkt ermöglicht es also denen die ein größeres Interesse an einer Wohnung haben, diejenigen zu überbieten, deren Interesse weniger hoch ist. In einem regulierten Mietmarkt ähnelt die Wohnungssuche einer Lotterie, da es viel mehr Interessenten gibt, als es ohne Mietobergrenzen der Fall wäre. Es kommen auf jedes Objekt mehr Interessierte und damit verlängert sich auch die Zeit bis man überhaupt eine Wohnung findet. Mietobergrenzen schaden also nicht nur den Vermietern, auch ein Teil der Mieter wird schlechter gestellt als es ohne Mietobergrenzen der Fall ist.
Besonders Linke Zeitgenossen werden natürlich einwenden, dass es nicht vom Geldbeutel abhängen darf, ob man eine schöne Wohnung bekommt. Dahinter steht natürlich die Vorstellung, dass die Einkommen ohnehin ungerecht verteilt sind und jeder Verteilungsmechanismus über die Einkommen selbst wieder ungerecht sei. Ohne die Debatte zu weit zu vertiefen sei erwidert, dass auch wenn Markteinkommen nicht in jedem Einzelfall gerecht sein können, sie immer noch der gerechteste Verteilungsmechanismus sind den wir haben und die Verteilung von Gütern über das Einkommen daher das relativ geeignetste Mittel ist.
Interessant ist die Denkweise die hinter der Forderung nach Mietobergrenzen steckt. Man kümmert sich nicht um die Konsequenzen, dessen was man fordert. Man könnte fast meinen Mietobergrenzen dienen dazu, Vermieter für ihr missliebiges Verhalten, zu wenige Wohnungen anzubieten, zu bestrafen. Es wird der Interessensgegensatz betont und missachtet, dass eine arbeitsteilige Gesellschaft auf den Interessensausgleich bedacht sein muss.
Wem es tatsächlich darum geht den Wohnraummangel anzugehen, der sollte sich für eine dichtere Bebauung einsetzten. Außer potentiellen Investoren und potentiellen Mietern hat daran jedoch kaum jemand ein Interesse, sodass derartige Ideen noch nicht einmal Diskutiert werden.
Was wir anhand von Mindestlöhnen und Mietobergrenzen diskutiert haben gilt auch allgemein für Preisschranken. Durch sie werden Übereinkünfte verhindert, die für die jeweiligen Beteiligten vorteilhaft sind und schaden damit mehr Menschen als von ihnen profitieren. Auch denjenigen die kurzfristig von Preisschranken profitieren, werden langfristig benachteiligt, da Preisschranken falsche Anreize setzen und damit die Produktionsstruktur verzerren. Daher sind Preisschranken oft nur ein Mittel um billige Zustimmung zu erzielen, ohne etwas an den eigentlichen Problemen zu ändern.
Schlagwörter: Mindestlöhne, Preisschranken, Regulierung, Wohnungsmarkt
Mai 31, 2013 um 1:12 pm
Ganz meine Meinung!
Leider scheint es in fast allen politischen Lagern derzeit „in“ zu sein, solche Preisschranken einzuführen. Vielleicht liegt das daran, dass von solchen Regelungen immer ein gewisser Wählerkreis direkt profitiert. Die Nachteile die sich dann daraus ergeben, sind jedoch meistens eher indirekter Natur und bedürfen einem tiefergehendem Verständnis, um sie überhaupt zu sehen.
Juni 4, 2013 um 12:41 am
Das Problem ist m.E, dass durch die Finanzkrise wirtschaftlicher Sachverstand delegitimiert wurde. Vor der Finanzkrise gab es durchaus die Neigung wirtschaftlicher Expertise Gehör zu schaffen, mit der Finanzkrise hat sich das geändert. Woran das genau liegt kann ich auch nicht sage. Am ehesten daran dass es den Linken in den etablierten Medien gelungen ist die veröffentlichte Meinung zu kippen. Die politische Diskussion ist weniger pluralistisch als noch vor ein paar Jahren. Das kommt auch im ungehemmten FDP-Bashing zum Ausdruck. Die politische Auseinandersetzung wird mit weniger Respekt geführt.
Juni 5, 2013 um 12:06 am
Wir sind so weit weg mit unseren Ansichten, das geht überhaupt nicht ;-) Ich finde Mindestlöhne elementar notwendig um den Arbeitnehmer vor Ausbeutung zu schützen und den allgemeinen sozialen Standard zu halten. Insbesondere mit dem Wegfall des Arbeitslosengeldes und des stärkeren Drucks durch Hartz 4 hat ein Arbeitnehmer mit geringem Ausbildungsniveau kaum noch Handlungsspielraum. Du darfst hier nicht von gut ausgebildeten Arbeitern ausgehen sondern musst besonders nach denen mit schlechter Ausbildung schauen. Für sie ist grundsätzlich jeder Lohn besser als „KEIN“ Lohn. Gesellschaftlich fördern wir damit Armut und schlechte Arbeitsbedingungen. Alternativ nehmen sie die arbeit nicht an und suchen nach profitableren Alternativen: Zum Beispiel kriminelle Geschäfte, Prostitution, Raub, Drogen. Ich möchte nicht in so einer Welt leben.
Mit einem Mindestlohn geht es der Wirtschaft nicht schlechter, weil Lohn nur EIN Faktor ist. Wenn man am Lohn nichts mehr „optimieren“ kann, müssen Arbeitgeber an anderen Stellschrauben drehen und können beginnen Prozesse zu verbessern oder neue Maschinen zu entwickeln, um einen Wettbewerbsvorteil auf einer anderen Ebene zu erreichen. Es ist schlicht Quatsch, wenn hier ausschließlich der Lohn als Kriterium hergenommen wird.
Ein letzter Punkt: Wenn eine Arbeit es nicht Wert ist, für den Mindestlohn gemacht zu werden — warum sollte sie dann jemand tun???? Dann stellt sich nämlich erst die Frage, ob wirklich jede Arbeit überhaupt SINN macht.
Im Endeffekt geht es doch nicht darum, dass wir Menschen mit Arbeit beschäftigen, sondern darum, dass wir mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel erreichen!! In unserer heutigen Zeit scheinen das immer mehr Menschen zu vergessen.
Vollbeschäftigung ist kein Traum sondern ein Albtraum!!! In einer idealen Welt sollte nicht jeder arbeiten müssen, um zu leben — sondern es sollte niemand arbeiten müssen und trotzdem überleben können.
Beides ist nicht real machbar, aber die Frage ist, wo setzen wir unsere Ziele?
Juni 5, 2013 um 8:29 pm
@Rico: Du redest ausschließlich über die Ziele die angeblich durch Mindestlöhne erreicht werden sollen. Schön und gut, den meisten Zielen würde ich mich sogar anschließen. Du sagst aber mit keinem Wort etwas über die tatsächliche Wirkung von Mindestlöhnen oder zeigst, dass die Ziele auch tatsächlich erreicht werden.
„Für sie ist grundsätzlich jeder Lohn besser als “KEIN” Lohn.“
Eben, darum besser kein Mindestlohn als Arbeitslosigkeit.
„Alternativ nehmen sie die arbeit nicht an und suchen nach profitableren Alternativen: Zum Beispiel kriminelle Geschäfte, Prostitution, Raub, Drogen.“
Durch Mindestlöhne wird ihnen noch nicht einmal Arbeit angeboten und sie direkt gezwungen sich Alternativen zu suchen, die im Normalfall eher in der Schwarzarbeit liegen dürften als in der Kriminalität.
„Im Endeffekt geht es doch nicht darum, dass wir Menschen mit Arbeit beschäftigen, sondern darum, dass wir mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel erreichen“
Richtig, aber es sollte auch jeder die Change haben am Wirtschaftsprozess teilzuhaben und nicht durch künstliche Hindernisse daran gehindert werden.
„Wenn eine Arbeit es nicht Wert ist, für den Mindestlohn gemacht zu werden — warum sollte sie dann jemand tun“
Z.B. weil diese Arbeit in die Ausbildungszeit fällt und ein Azubi natürlich noch nicht die gleiche Leistung bringt wie erfahrenere Leute?
Juni 6, 2013 um 2:53 am
Auch ein Azubi muss von irgendwas Leben. Zudem ist sein Status zeitlich befristet. Wenn er eingearbeitet ist, steigt er in die richtige Lohnklasse auf. Zudem stellt sich die Frage, warum ein Azubi die Personalentwicklung des Unternehmens finanzieren soll. Ein Unternehmen stellt Leute ein, weil es diese benötigt.
Ein Kümmerlohn wird zudem steuerlich subventioniert. Dann lassen wir den Mindestlohn weg und verlangen auf jeden Lohn den gleichen Anteil an Sozialabgaben. Ich sehe da keinen Vorteil, dass wir die Unternehmen dafür bezahlen, dass sie schlecht bezahlte Jobs anbieten.
Schwarzarbeit hat nichts mit dem Mindestlohn zu tun. Mindestlohn schützt Arbeitnehmer vor ausbeute. Wer nicht zum Mindestlohn beschäftigt wird, dem steht in unserem Sozialsystem dann natürlich ein ausgleich zu.
Ein weiterer Vorteil vom Mindestlohn ist, dass er auch an „billige Ausländer“ gezahlt werden müsste. Es macht damit keinen Sinn mehr billige Arbeitskräfte zu importieren. Ein Arbeiter ist dann nämlich immer gleich viel Wert. Auch die Diskussion um einen Leiharbeitsplatz wäre dann erledigt. Wenn ein Leiharbeiter nicht weniger als den Mindestlohn verdienen kann, dann macht es für ein Unternehmen auch keinen Sinn mehr, normale Angestellte durch solche zu ersetzen. Das gleiche wäre bei Werkverträgen der Fall.
Am Wirtschaftsleben hat jeder die Chance teilzunehmen – auch durch Selbständigkeit. Dann kannst du dir deinen ganz eignen Lohn zahlen oder auch umsonst arbeiten, wenn dir die Teilnahme am Wirtschaftsleben so wichtig ist.
Ich sehe keinen Sinn darin, dass Menschen um jeden Preis am Wirtschaftsleben teilhaben sollen. Diese Ansicht ist angeborene Idiotie.
Schon jetzt produzieren wir zu viel Müll. Warum wollen wir Menschen dazu zwingen, zu schlechten Löhnen noch mehr Müll zu produzieren, von den sie sich dann nichtmal ihr eigenes Leben finanzieren können und trotzdem noch Hilfe vom Staat brauchen?
Ich will durch den Mindestlohn nichts erreichen außer zu verhindern, dass der wirtschaftliche Wettbewerb über einen Lohnpreiskampf geführt wird. Wenn der Lohnpreis feststeht wird der Kampf auf einer anderen Ebene geführt, weil am Markt gleiche Bedingungen für alle herrschen.
Du beschwerst dich doch beim Monopoly auch nicht, dass die Badstraße weniger Miete bringt als die Schlossallee. So sind eben die Regeln. Der Staat muss nur die Regeln durchsetzen, dann funktioniert eine Wirtschaft auch mit Mindestlöhnen.
Juni 10, 2013 um 11:06 pm
„Du beschwerst dich doch beim Monopoly auch nicht, dass die Badstraße weniger Miete bringt als die Schlossallee. So sind eben die Regeln. Der Staat muss nur die Regeln durchsetzen, dann funktioniert eine Wirtschaft auch mit Mindestlöhnen.“
Das ist ein schiefer Vergleich, weil der Staat kein neutraler Schiedsrichter ist, sondern selbst aus Interessensgruppen besteht. Beim Monopoly wäre das ungefähr so als würde einer der Spieler über die Regeln entscheiden.
„Ich will durch den Mindestlohn nichts erreichen außer zu verhindern, dass der wirtschaftliche Wettbewerb über einen Lohnpreiskampf geführt wird. Wenn der Lohnpreis feststeht wird der Kampf auf einer anderen Ebene geführt, weil am Markt gleiche Bedingungen für alle herrschen.“
Auch der Lohnpreiskampf hat seine Funktion. Es signalisiert, dass es ein Überangebot an bestimmten Fähigkeiten gibt und die Menschen lieber davon Abstand nehmen sollten bestimmte Berufe zu ergreifen. Es bringt niemanden etwas wenn wir in bestimmten Bereichen eine Produktivität vorgaukeln, die nicht da ist.
„Auch ein Azubi muss von irgendwas Leben.“ “
Irgendetwas, was nicht unbedingt das Erwerbseinkommen ist. Die meisten Azubis werden von ihren Eltern unterstützt, die dazu auch gesetzlich verpflichtet sind.
„Zudem ist sein Status zeitlich befristet. Wenn er eingearbeitet ist, steigt er in die richtige Lohnklasse auf. Zudem stellt sich die Frage, warum ein Azubi die Personalentwicklung des Unternehmens finanzieren soll. Ein Unternehmen stellt Leute ein, weil es diese benötigt.“
Es stellt sich genau so die Gegenfrage, warum ein Unternehmen in die Ausbildung von jemand Investieren soll, der dann doch etwas anderes macht.
Wenn jemand die ganze Erwerbsbiographie hindurch bei dem gleichen Arbeitgeber beschäftigt ist, kann das Modell funktionieren, dass man den Jungen und Alten überproportional gut bezahlt und dafür die Mittleren geringer entlohnt als es ihrer Produktivität entspricht. Allerdings ist dieses Modell inzwischen zu unflexibel.
„Ein weiterer Vorteil vom Mindestlohn ist, dass er auch an “billige Ausländer” gezahlt werden müsste. Es macht damit keinen Sinn mehr billige Arbeitskräfte zu importieren.“
Wir profitieren davon, wenn Ausländer herkommen, um hier zu arbeiten. Die Thematik ist also ein Argument gegen den Mindestlohn.
„Wenn ein Leiharbeiter nicht weniger als den Mindestlohn verdienen kann, dann macht es für ein Unternehmen auch keinen Sinn mehr, normale Angestellte durch solche zu ersetzen.“
Für Leiharbeiter zahlen Unternehmer meistens mehr als den Mindestlohn. Ihre Motivation Leiharbeiter einzusetzen ist eine andere.
Juli 11, 2013 um 1:10 pm
„Auch der Lohnpreiskampf hat seine Funktion. Es signalisiert, dass es ein Überangebot an bestimmten Fähigkeiten gibt und die Menschen lieber davon Abstand nehmen sollten bestimmte Berufe zu ergreifen. Es bringt niemanden etwas wenn wir in bestimmten Bereichen eine Produktivität vorgaukeln, die nicht da ist.“
Der Mindestlohn schreibt ja nicht vor, dass du jemanden einstellen musst. Er sagt nur, WENN du jemanden einstellst, dann BEZAHLE ihn auch angemessen.
„Es stellt sich genau so die Gegenfrage, warum ein Unternehmen in die Ausbildung von jemand Investieren soll, der dann doch etwas anderes macht.“
Dann muss das Unternehmen sich um den Mitarbeiter bemühen. Warum denkst du denn, dass dein Modell „Mitarbeiter müssen sich um das Unternehmen bemühen“ besser ist? In Fakt ist es eine Partnerschaft. Beide müssen voneinander angemessen profitieren.
„Wir profitieren davon, wenn Ausländer herkommen, um hier zu arbeiten. Die Thematik ist also ein Argument gegen den Mindestlohn.“
Ja, solange sie nicht zu einem niedrigeren Lohn arbeiten, weil sie eher bereit sind, schlechte Lebensumstände in Kauf zu nehmen, um ihre Familie im Ausland zu unterstützen. Offensichtlich hast du noch nie mit solchen Menschen zu tun gehabt.
„Für Leiharbeiter zahlen Unternehmer meistens mehr als den Mindestlohn. Ihre Motivation Leiharbeiter einzusetzen ist eine andere.“
Es geht nicht darum, was Unternehmen zahlen, sondern was Leiharbeiter VERDIENEN. Ein Unternehmen kann auch das zehnfache Zahlen, wenn sich die Leiharbeitsfirma davon 90 Prozent selbst einsteckt, nützt das dem Arbeiter gar nichts.
Leider ist deine Sichtweise extrem einseitig und ausschließlich darauf bedacht, dass die „armen Unternehmen“ nicht zu sehr belastet werden. Schau dir doch mal an, wie sich die Gewinne entwickelt haben und vergleiche das mit der Lohnentwicklung. Unternehmen zahlen IMMER nur so viel Lohn wie sie MÜSSEN. Diejenigen, die um ihren Lohn wirklich feilschen können, sind die absolute Minderheit.
Juli 23, 2013 um 10:37 pm
Sie unterbieten sich nur hinunter bis zu den Herstellungskosten, denn niedriger können Sie nicht auf Dauer produzieren. Wenn der Markt die Herstellungskosten nicht für alle Anbieter hergibt, dann sterben diese Anbieter. Dadurch setzt sich der Herstellungspreis als „natürliche“ Preisuntergrenze durch.
Bei der Ware Arbeitskraft liegt die Sache im Prinzip ähnlich, allerdings wird die Verknappung ihrer Produzenten dadurch verhindert, dass der Staat ihr Leben finanziert.
Beim Streit um den Mindestlohn geht eigentlich nur darum, wer dafür bezahlen soll, dass das Prekariat nicht verreckt. Denn einig, dass das Prekariat arbeiten muss, sind sich ja alle in der Politik und der Wirtschaft.
Klar. Wenn man einen Höchstpreis für Automobile, sagen wir bei 25.000 €, festsetzen würde, dann gäbe es bei Porsche einen Massenauflauf und ein Teil der Käufer würde schlechter gestellt als es ohne Preisobergrenze der Fall wäre.
Das würde ich nichts als links, sondern als sozialdemokratisch bezeichnen.
„Gerecht“ gemessen an welchem Maßstab von Gerechtigkeit und „relativ geeignet“ gemessen an welchem Zweck?
September 10, 2013 um 8:53 am
Das mit den Mietobergrenzen kann ich so nicht stehen lassen, es gibt da mehrere Probleme.
„Kurzfristig kommt ein zweiter Effekt zum Tragen: Ein höherer Preis dient auch dazu, diejenigen mit höherer Zahlungsbereitschaft von denen mit niedrigerer Zahlungsbereitschaft zu trennen. “
Erstens die Yuppisierung, das heisst das Reiche die Wohnungen in den Innenstädten aufkaufen und aus einem 6 Parteien Mehrfamilienhaus, 3 große Luxuswohnungen bauen. Dadurch gehen ganze Stadtteile kaputt, Schulen und Kindergärten müssen geschlossen werden und paar km wieder neu aufgebaut werden, also richtig üble volkswirtschaftliche Schäden.
Zweitens sucht die ganze Welt sichere Investitionen und Grund & Boden in Innenstädten wie Berlin sind die besten Investitionsobjekte, was im Grunde wieder zu erstens führt, wollte es aber nur erwähnen.
„Nimmt man den Vermietern die Chancen auf höhere Mieten stimmt das Verhältnis zu den Risiken nicht mehr, es lohnt sich weniger in Wohnraum zu investieren und in letzter Konsequenz werden weniger Wohnungen gebaut.“
Drittens sind die Preissrpünge von bis zu 30% so hoch, das es sich lohnt Wohnungen nicht zu vermieten und auf einen höheren Mietpreis zu warten. Es werden Anreize zum Leerstand gesetzt, was das Angebot weiter begrenzt und Neuinvestitionen verhindert.
Viertens, und das hat mit allen Punkten zu tun, weil sie das Angebot verknappen und dadurch die Preise steigen… Mit einer Verzögerung von 1 – 2 Jahren schlägt das auf die Inflation durch und das ist eine richtig böse Gefahr. Vor allen Dingen in den Regionen fällt die Kaufkraft und kann zu krassen Problemen führen.
So, das war mein Statement zu Mietobergrenzen. Bin auf eine Antwort sehr gespannt.
Schönen Gruss
Christian