Archive for the ‘Ökonomie’ Category

Läuft der Ausbau der Erneuerbaren Energien vor die Wand?

Januar 19, 2017

Der Anteil der Erneuerbaren Energien der Erzeugung elektrischer Energie hat mittlerweile 32% erreicht. Bis 2020 sollen 35% erreicht werden. Heißt dass das die Energiewende erfolgreich verläuft? Nicht unbedingt. Denn es ist abzusehen, dass der weitere Ausbau auf massive technische Hindernisse stößt.

Die Problematik ergibt sich aus der sehr ungleichmäßigen Energiebereitstellung durch erneuerbare Energien. Erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik liefern bezogen auf ihre Spitzenleistung nur verhältnismäßig wenig Energie. Dieser Sachverhalt wird am besten durch den Nutzungsgrad festgestellt, dem Verhältnis aus Vollaststunden zur Betriebszeit. Vollaststunden sind der Zeitraum in Stunden die eine Anlage unter Volllast laufen müsste, um die gleiche Arbeit umzusetzen die sie im betrachteten Zeitraum tatsächlich umgesetzt hat. Der Nutzungsgrad von Windenergie liegt bei 18,8%, der von Photovoltaikanlagen bei 12,6% zum Vergleich Kernkraftwerke erreichen einen Nutzungsgrad von 88% und selbst Gaskraftwerke einen von 36,2% (Quelle). Der niedrige Nutzungsgrad für zu Problemen, da der Zeitraum in dem die Leistungsabgabe erfolgt nicht kontrolliert werden kann.

Wenn man z.B. 30% des Stromverbrauchs durch Windkraft abdecken will entspricht das im Mittel etwa 20 GW. Bei einem Nutzungsgrad von 20% würde man eine Nennleistung von 100 GW Windkraft benötigen. Da die Leistungsabgabe von Windkraftanlagen untereinander stark korreliert sind, erreicht an windstarken Tagen die gesamte Leistungsabgabe von Windkraftanlagen einen relativ hohen Anteil an der Nennleistung aller Windkraftanlagen. In der Folge übersteigt die Energiebereitstellung aus Windkraft immer öfters die Energienachfrage. Mit wachsendem Anteil erneuerbaren Energien wächst daher der der Anteil an Energie für die kein Abnehmer gefunden wird. Analog gilt das auch für die Photovoltaik.

windkraft

Die überschüssige Energie führt zu negativen Strompreisen, d.h. sie ist nicht nur wertlos, bei ihrer Entsorgung fallen darüber hinaus auch noch zusätzliche Kosten an. Wie wirtschaftlich eine Windkraftanlage ist, hängt also nicht alleine von den Merkmalen der Anlage selbst ab, sondern auch davon wie viele andere Windkraftanlagen am Netz angeschlossen sind.

Ein häufiger Einwand gegen diese Argumentation ist, dass es doch möglich sei die überschüssige Energie zu speichern. Dies scheitert jedoch an den eigenen Schwierigkeiten eines solchen Unterfangens. Die Probleme fangen damit an, dass nicht genügend Speicher zur Verfügung stehen. Die effizienteste Form der Speicherung wären Pumpspeicherkraftwerke mit Kosten von 3 bis 5 Cent/kWh und Tag. In Deutschland bestehen Speicherkapazitäten von 40 GWh und Leistungen von 7 Gw. Für den weiteren Ausbau fehlt es an geeigneten Standorten. Auch Druckluftspeicher werden höchsten regionale Bedeutung erlangen. Es bleibt die Umwandlung der überschüssigen Energie in Wasserstoff und dann zwecks Speicherung in Methan. Diese Alternative wird unter dem Stichwort Power-to-Gas (PtG) diskutiert. PtG hat jedoch einen Gesamtwirkungsgrad von nur 35%, auf die Art gespeicherte Energie wäre also allein schon ohne Berücksichtigung der Abschreibung auf die PtG-Anlagen dreimal so teuer wie die ohnehin schon teure Windenergie.

Hinzu kommt, dass Speicher nicht mehr wirtschaftlich sind. Genau wie Spitzenlastkraftwerke lohnen sie sich nur wenn an den Strombörsen hohe Preise zu erzielen sind. Da die erneuerbaren Energien diese Zeiten reduzieren, lassen sich Pumpspeicherkraftwerke nicht mehr wirtschaftlich betreiben.

Insgesamt zeigt sich das der Ausbau der Erneuerbaren Energien um so teuer wird, je weiter der Ausbau voranschreitet. Wir haben den Punkt erreicht ab dem die Kosten für die Abregelung der Anlagen und der Entsorgung der überschüssigen Energie zunehmend relevant werden. Technologien um diese Probleme zu beheben stehen kurzfristig nicht zur Verfügung und es ist nicht absehbar, dass diese auch nur halbwegs wirtschaftlich angewendet werden können. Ich rechne daher mittelfristig mit weiteren Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetz, die den weiteren Ausbau verlangsamen und schließlich ganz stoppen.

Trumps Protektionismus ist ein Spiel mit dem Feuer

Dezember 8, 2016

So langsam lichtet sich der Nebel um den neuen Präsidenten Trump und es wird deutlich welche von seinen Aussagen Wahlkampfgetöse waren und welche auf seinen wirklichen Überzeugungen beruhen. Leider ist davon auszugehen das Trumps Glauben an den Protektionismus nicht nur seinen wirklichen Überzeugungen entspricht, sondern sogar eines seiner Kernanliegen ist. So sehr mir gefällt, dass Trump mehr Ehrlichkeit in die Politik trägt, mit Protektionismus kann er leicht mehr Schaden anrichten als er mit seinen anderen Programmpunkten Gutes bewirkt.

Man sagt, dass sich Geschichte nicht wiederholt, aber sich reimt. Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, weist die Lage der Weltwirtschaft gewisse Ähnlichkeiten mit der Lage in den späten 20 Jahren auf. Damals wie heute befand sich die Weltwirtschaft in einer deflationären Phase als Folge einer schweren Finanzkrise. Wirtschaftspolitisch galt der Liberalismus zu Unrecht als delegitimiert. In der Folge gewinnen protektionistische Bestrebungen an Boden. In der Gegenwart lässt sich das an den Scheitern der Doha-Weldhandelsrunde und an die großen Schwierigkeiten den Welthandel auf bilaterale Weise voranzutreiben (CETA, TTIP) ablesen. Während der Weltwirtschaftskrise stand der Smoot-Hawley Tariff Act für einen unkontrollierbaren Protektionismus, der den Welthandel zum Kollabieren brachte. Der politische Prozess, der zu diesen Zollgesetz geführt hat, könnte sich auch heute als Blaupause dafür erweisen, die Weltwirtschaft in den Abgrund zu führen.

Der Ursprung des Smoot-hawley Tariff Acts lag im Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1928. Als Reaktion auf sinkende Agrarpreise, versprach Herbert Hoover den Landwirten Unterstützung. Dieses relativ harmlose Ansinnen führte zu einer unkontrollierbaren politischen Kettenreaktion, in deren Verlauf das Gesetz immer weiter ausgeweitet wurde. Jedes Gremium, in der das Gesetz beraten wurde, fügte neue Zollerhöhungen hinzu. So im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhaus, dem Repräsentantenhaus selbst, im Finanzausschuss des Senats und schließlich im Senat selbst. Am Ende lehnten die Vertreter der Landwirtschaft, zu deren Gunsten das Gesetz initiiert worden ist, den Smoot-Hawley Tariff Act ab, da sie sahen, dass er ihren Interessen zuwider lief. Das Gesetz wurde zwei Jahre lang beraten. In seiner Endgültigen Fassung, die am 17. Juni 1930 verabschiedet wurde, legt es Zölle für 21000 Artikel fest.

Die Ursache für diesen Prozess, war das der Zolltarif zu einem Mittel wurde politische Koalitionen zu schmieden. Abgeordnete ließen sich ihre Zustimmung zu den Erweiterungswünschen anderer Abgeordneter abkaufen, indem sie ihrerseits die Zustimmung zu eigenen Erweiterungen erwarteten. Wie in einem früheren Artikel erläutert führt der politische Prozess dazu, dass Sachfragen in den Hintergrund geraten und politisch Entscheidungen nach Koalitionskalkül gefällt werden.

Die Folgen des Smoot-Hawley Tariff Acts waren verheerend: Es folgte eine Welle von Zollerhöhungen in den Partnerländern der USA. Zwischen 1929 und 1933 sanken die Importe von 4,4 Milliarden Dollar auf 1,5 Milliarden und die Exporte von 5,4 auf 2,1 Milliarden. Die Industrieproduktion sank um 46%, die Arbeitslosenquote stieg von 5% auf über 20%.

Meines Erachtens neigt die ökonomische Orthodoxie dazu die kurzfristigen Wirkungen von Schocks wie dem Smoot-Hawley Tariff Act zu unterschätzen. Sie bewertet Protektionismus vor allem aus der Perspektive, dass der komparative Vorteil wegfällt und das langfristige Wohlstandsniveau sinkt. Dabei wird unterstellt, dass sich die Wirtschaft immer in einem Gleichgewicht befindet. Jedoch wird in dieser Perspektive nicht beachtet, dass sich die Wirtschaft nicht instantan  an die neuen Begebenheiten anpassen kann. Arbeitsplätze in der Exportindustrie fallen sofort weg, während die den Import ersetzenden Industrien erst langsam ausgeweitet werden. In der Folge gerät die Wirtschaft in einen Ungleichgewichtszustand; sie fällt in die Rezession.

Auch die Hoffnung, dass sich die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft durch Protektionismus verbessern kann, erfüllen sich nicht. Der Grund ist, dass die Leistungsbilanz immer dem Überschuss aus Kapitalexport und Import entspricht. Wenn sich nichts an dem Kapitalimport ändert, bleibt das Leistungsbilanzdefizit auch dann bestehen, wenn sich das Handelsvolumen insgesamt verringert. Die Ursache für den Kapitalimport der USA ist die hohe Nachfrage des Auslands nach amerikanischen Staatsanleihen, die daher rührt, dass sie international als Währungsreserve eine herausragende Rolle einnehmen. Die USA können ihre Leistungsbilanz nur dann verbessern, wenn sie entweder weniger Anleihen im Ausland absetzten oder im Gegenzug vermehrt im Ausland investieren.

Das Beispiel des Smoot-Hawley Tariff Acts zeigt wie leicht Protektionismus außer Kontrolle gerät. Zudem sind die Hoffnungen die in ihn gesetzt werden überzogen, während die Gefahren die von ihm ausgehen unterschätzt werden. Trumps Initiative, die amerikanische Wirtschaft stärker abzuschirmen, könnte sich schnell zu einem Desaster entwickeln. Die Zeit wird zeigen wie viel die Amerikaner aus der Vergangenheit gelernt haben.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 3

November 3, 2016

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Elektroautos aus eigener Kraft durchsetzen können. Im zweiten Teil zeigte sich, dass ein erzwungener Umstieg von den Verbrennern auf das Elektroauto mit erheblichen gesellschaftlichen Risiken und Belastungen verbunden ist. Die diesen Teil der Serie werde ich der Frage nachgehen, was die Fehlentscheidung, massiv auf die Elektromobilität zu setzen, über den Charakter unsere politischen Eliten aussagt.

Die Apologeten der Elektromobilität würden gegen die Argumente, die ich in dieser Serie vorgebracht habe, einwenden, dass die Einsparung an CO2, die Risiken und Belastungen wert sei. Dieser Einwand ist zu hinterfragen: woher kann man wissen, dass die Einsparungen das wirklich wert sind? Was auf den ersten Blick nach einer Übung in komplizierten technischen Berechnungen aussieht, hat eine verblüffend einfach Antwort: Die Einsparungen sind es wert, wenn der Verkehr in den CO2-Handel einbezogen wird und sich unter diesen Bedingungen das Elektroauto gegen die Verbrenner durchsetzt.

Der CO2-Handel hat den Zweck die Anstrengungen, CO2 einzusparen, dort zu fokussieren, wo dies mit dem kleinsten Aufwand den größten Effekt erzielt. Dazu werden die Wirtschaftssubjekte mit der Menge an Rechten, CO2 freizusetzten ausgestattet, die unsere weisen Staatlenker für angemessen halten. Jeder Emittent von CO2 ist dann mit der Frage konfrontiert, ob seine CO2 freisetzenden Aktivitäten sich noch lohnen wenn sie mit Verschmutzungsrechten hinterlegt werden müssen. Die Folge dieser Institution ist, dass die Aktivitäten eingestellt werden, die bezogen auf die gleiche Menge an CO2-Emission am wenigsten Wert schaffen und dass die CO2-Emissionen, die mit am wenigsten Aufwand vermieden können, eben auch vermieden werden. Es spielt dabei keine Rolle, auf wen die Emissionsrechte anfänglich verteilt wurden.

Der Verkehr könnte in den CO2-Handel eingebunden werden. Dazu wäre es ausreichen, wenn für sämtlichen in Verkehr gebrachten Kraftstoff einer Menge an Emissionrechten hinterlegt werden muss, die seinem Kohlenstoffgehalt entspricht. Diese Maßnahme kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen: Die Verkehrsteilnehmer können zu dem Schluss kommen, dass sich Elektroautos doch mehr lohnen als Verbrenner, sie können sich dafür entscheiden, dass ihnen die bessere Tauglichkeit der Verbrenner wichtiger ist, als die finanziellen Vorteile eines Elektroautos, so dass das entsprechende CO2 an anderer Stelle eingespart werden wird oder die Industrie reagiert mit technischen Maßnahmen, durch die die Verbrenner auch trotz CO2-Handels wirtschaftlicher werden als das Elektroauto.

Der Vorteil einer solchen Regelung wäre, dass die Abwägung individuell erfolgt. Es wäre nicht die Politik die für alle entscheidet, was die bessere Technologie ist, sondern jeder kann anhand seiner eigenen Bedürfnisse selbst entscheiden. Niemand wäre gezwungen den Vorgaben der Mehrheit zu folgen, ein Teil der Verkehrsteilnehmer würde so entscheiden und die übrigen anders. Es stellt sich also die Frage warum das nicht der von der Politik angestrebte Weg ist.

Es fällt auf, dass die Politik dadurch, dass sie sich zur Unzeit auf eine Technologie festlegt, die Kontrolle über Entscheidungen an sich reißt, die optimaler Weise an anderer Stelle getroffen werden sollte. Die Politik kennt weder alle Motive, die bei einem Autokauf eine Rolle spielen, noch kennt sich die technischen Rahmenbedingungen, die sich in den nächsten Jahren ergeben. Dennoch steht das Ziel, das der Verbrenner dem Elektroauto weichen muss schon fest. Der Politik muss also zu minderst fehlende Demut bescheinigt werden. Sie hat kein Gespür für die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten.

Des Weiteren zeugt das starre Festhalten an einem einmal gewählten Mittel, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen von Engstirnigkeit. Eine einmal getroffene Entscheidung kann nur noch kaum revidiert werden. Ein ähnliches Verhalten sehen wir in der Flüchtlingsfrage. Die Ursache für diese Engstirnigkeit ist weniger in persönlichen Charaktereigenschaften der einzelnen Politiker zu sehen, sondern darin, dass in der Politik Sachfragen als Medium für Machtkämpfe dienen. Sachfragen dienen dazu Allianzen zu bilden, das Ansinnen, eine Beschlussfassung zu revidieren, muss auf Angriff der sie tragende Allianz interpretiert werden.

Schließlich ist das Verhalten der Politik durch ein an Kontrollwahn grenzendes Misstrauen gegenüber den Untertanen gekennzeichnet. Sie traut es den Untertanen nicht zu angemessene Entscheidungen zu treffen, obwohl diese über überlegeneres Wissen verfügen. Diese kennen die eigenen Bedürfnisse besser, als die Politik je könnte, weil das Wissen über die Bedürfnisse über alle Köpfe verteilt ist und sie kennen den aktuellen technischen Stand, während die Entscheidungen der Politik immer ein Stück weit zurückliegen und politische Entscheidungsprozesse ohnehin zu langsam sind um mit den neusten Technischen Entwicklungen mitzuhalten.

Fehlende Demut, Engstirnigkeit und übersteigertes Kontrollbedürfnis sind Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit. Grundlegend für eine narzisstische Störung ist die Unfähigkeit die Bedürfnisse anderer zu erkennen. Für einen Narzissten sind diese nicht nur zweitrangig, sie sind nicht existent. Tatsächlich kann man sich nicht dem Eindruck erwehren, dass die Bedürfnisse der breiten Bevölkerung für die Politik nur dann interessant sind, wenn sie der Projektion eigener Bedürfnisse dienen.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 2

Oktober 27, 2016

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass es unwahrscheinlich ist das sich Elektroautos auf lange Sicht durchsetzen. Zwar werden sie für den Endanwender möglicher Weise ähnlich wirtschaftlich wie Verbrenner, aber es ist absehbar dass sie ihren Zweck nur in eingeschränkter Weise erfüllen. Wenn also kein technologisches Wunder geschieht, werden sich die Elektroautos nur dann durchsetzen, wenn sie vom Staat massiv begünstig werden. Leider sieht es tatsächlich so aus, als würden unsere politischen Eliten gerade dies beabsichtigen. In diesem Teil werde ich daher der Frage nachgehen welche gesellschaftlichen Auswirkungen die Förderung der Elektromobilität nach sich ziehen wird.

Die Auswirkungen die ich für wahrscheinlichsten halte lassen sich mit den Schlagworten weniger Mobilität für die Masse, steigende Gesamtwirtschaftliche Kosten und veränderte Wertschöpfungsketten zusammenfassen.

Nimmt man den Vorschlag des Bundesrats beim Wort, läuft er darauf hinaus, Verbrenner prohibitiv hoch zu besteuern, so dass die Autofahrer vor der Wahl stehen entweder gar kein Auto oder ein Elektroauto anzuschaffen. Die Tauglichkeit eines Elektroautos hängt jedoch sehr viel stärker von seinem Preis ab, als es bei Verbrennern der Fall ist. Während Verbrenner im Wesentlichen gleich tauglich sind und man sich in den höheren Preisklassen in erster Linie mehr Komfort erkauft, steigt bei Elektroautos in den höheren Preisklassen Reichweite und sinkt dank höherer Ladeströme die Ladezeit. Wählt die Regierung also den vom Bundesrat angedachten Weg wird das Groß der Bevölkerung dazu gezwungen weniger Mobilität zu höheren Kosten zu erwerben.

Hinzukommen Einschränkungen in der Handhabung. Ein Elektroauto ist nur dann einigermaßen Praktikabel, wenn man die Möglichkeit hat es im eignen Heim aufzuladen. Für viele Mieter ohne festen Stellplatz gibt es diese Möglichkeit nicht, ein Zwang zur Elektromobilität wäre für sie mit zusätzlichen Ärgernissen verbunden. Sie müssten alle zwei bis drei Tag eine öffentliche Ladestation aufsuchen und sehen wie sie die Stunden verbringen, die das Auto für den Ladevorgang braucht. Wer freut sich nicht darauf abends nach Feierabend irgendwo in der Stadt rumzusitzen? Das Elektroauto scheint speziell für einen bestimmten grünbügerlichen Lebensstil konzipiert zu sein.

Selbst wenn sich das Elektroauto für den Einzelnen rechnet, ist abzusehen dass es mit höheren gesamtwirtschaftlichen Kosten verbunden ist. Der Grund dafür ist, dass das Elektroauto nur daher billiger ist, weil Benzin viel höher besteuert wird als Strom. Gesamtwirtschaftlich gesehen wäre der Verbrenner immer noch günstiger. Die Kosten für den Umstieg auf ein Elektroauto werden jedoch nicht vom Einzelnen allein getragen sondern belasten auch die Staatkasse. Wenn immer mehr Fahrer auf das Elektroauto umsteigen geht dem Staat Energiesteuer verloren. Den Wegfall dieser Einnahmen wird er auf lange Sicht wieder zu Lasten der Untertanen kompensieren.

Die höheren gesamtwirtschaftlichen Kosten erklären sich durch die komplexere Energiebereitstellung im Fall der Elektroautos. Elektroautos und Verbrenner benötigen fast die gleiche mechanische Energie. In Teil eins haben wir gesehen, dass Elektroautos etwa 20 kWh / 100 km benötigen; bei einem Wirkungsgrad von 95% werden davon 19 kWh in Bewegung umgesetzt. Bei Verbrennern sieht das ähnlich aus 6l auf 100 km entsprechen einem Heizwert von etwa 52 kWh; bei einem Wirkungsgrad von 30% werden davon etwa 15,7 kWh in Bewegung umgesetzt. Der niedrigere Wert für Verbrennern ergibt sich daraus, dass bei einem vergleichbaren Elektroauto wegen dem Gewicht der Batterien mehr Masse bewegt werden muss.

Nun ist jedoch die Bereitstellung von elektrischer Energie mit einem höheren wirtschaftlichen Aufwand verbunden als der von Kraftstoff. Zwar ist der Well-To-Wheel-Wirkungsgrad, also das Verhältnis von aufgewendeter Primärenergie zu in Bewegung umgesetzter Energie, von Elektroautos besser als der von Verbrennern. Jedoch ist die kWh Kraftstoff mit etwa 12 cent deutlich günstiger als die kWh elektrischer Energie. Elektrischer Energie ist die technisch wertvollste Form von Energie und entsprechend lohnt sich für ihre Erzeugung ein höherer Aufwand. In die Kosten für den Sekundärenergieträger geht eben nicht nur der Primärenergieverbrauch ein, sondern auch Personal- und Kapitalkosten, sowie Abschreibungen. Diese Fallen im Fall der elektrischen Energie offensichtlich deutlich höher aus als für die Herstellung von Kraftstoff.

Mit den Umstieg von Verbrennern auf Elektroautos verändern sich auch die Wertschöpfungsketten. Trivialer Weise müssen an Stelle von Otto- und Dieselmotoren Elektromotors und Akkumulatoren gefertigt werden. Das hat weitreichende Auswirkungen. Produktions- und Produktwissen im Bereich der Verbrennungsmotoren wird entwertet während es im Bereich Elektromotoren und Akkumulatoren erst aufgebaut werden muss. Da die Wettbewerbsvorteile deutscher Automobilhersteller zu wesentlichen Teilen auf diesem Wissen beruht, ist mit dem Umstieg ein hohes Risiko für die Wettbewerbsposition dieser Unternehmen verbunden. Die Auswirkungen setzen sich weiter in der Wertschöpfungskette fort. Da im Elektroauto der mechanische Antriebstrang wegfällt, fällt auch ein weites Betätigungsfeld für Werkzeugmaschinen weg. Was entsprechende Auswirkungen im Maschinenbau nach sich zieht.

Diese Veränderungen wird auch in der Nachfrage nach Arbeitskräften wiederspiegeln, während der Bedarf nach Beschäftigten in der Metallverarbeitung sinkt, steigt möglicher Weise der Bedarf für Lithiumverarbeitung. Dies hat zur Folge das bestimmte Qualifikationen an Wert verlieren während andere stark begehrt sein werden. Das Einkommen und die Sicherheit der Arbeitsplätze von vielen werden entsprechend belastet.

Zwar sind Veränderungen in den Wertschöpfungsketten schon immer eine Folge des technischen Fortschritts gewesen. Die mit den Umstellungen verbundenen Kosten und Risiken sind jedoch nur daher gerechtfertigt, weil sie mit einem höheren Kundennutzen einhergehen. Wenn die Umstellungen jedoch politisch verordnet werden, haben wir es mit Belastungen zu tun den kein adäquater Mehrwert gegenübersteht.

Wir haben also gesehen, dass ein erzwungener Umstieg auf Elektromobilität mit zahlreichen Belastungen für die breite Bevölkerung verbunden wäre. Das fängt bei Ärgernissen in der alltäglichen Handhabung an, geht über die Belastung mit höheren Kosten hin zu erhöhten Risiken für die Beschäftigung. Angesichts dieser Nachteile stellt sich die Frage, warum die Politik immer noch so fixiert auf Elektromobilität ist. Antworten darauf versuche ich im dritten Teil dieser Serie zu finden.

Nachtrag: Inzwischen hat sich VW meiner Kritik angeschlossen, dass die Umstellung auf Elektroautos die Beschäftigung in der Automobilindustrie negativ beeinflusst.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 1

Oktober 20, 2016

Überraschend hat der Bundesrat in seiner Sitzung vom 23. September die EU dazu aufgefordert, mittels dem Einsatz von Abgaben und steuerrechtlichen Instrumenten zu erwirken, dass spätestens ab 2030 nur noch emissionsfreie PKW zugelassen werden. Die Nachricht wurde in den meisten Medien nur als Randnotiz behandelt. Allerdings steht sie wie keine andere für den intellektuellen Niedergang unserer politischen Eliten.

Mit emissionsfreien PKW sind natürlich Elektroautos gemeint. Diese sind zwar nicht emissionsfrei, da CO2-Emissionen entstehen, wenn elektrische Energie, mit der sie geladen werden, bereitgestellt wird. Auch die zum Kriechgang verkommene Energiewende wird daran auf absehbare Zeit nichts ändern. Der bisher erfolge Ausbau hat in erster Linie dazu geführt, dass effiziente Grundlast- bzw. Gaskraftwerke weniger elektrische Energie bereitstellen und Braunkohlekraftwerke dementsprechend mehr, sodass der CO2-Ausstoß nicht gesunken ist. Dennoch erfreut sich die Förderung der Elektromobilität bei unseren Politikern großer Beliebtheit.

Die Logik ist auf den ersten Blick bestechend: Da der Anteil erneuerbarer Energien 2015 bei der Bereitstellung elektrischer Energie über 30% betrug, waren es im Bereich Verkehr weniger als 6%. Daher wäre es naheliegend mehr elektrische Energie im Verkehr einzusetzen um den Anteil erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch zu steigern. Aus diesem Kalkül heraus hat sich die Politik auf die Idee fixiert, Benziner und Dieselfahrzeuge vollständig durch elektrische zu ersetzen.

Das Problem dieser Strategie ist, dass Elektroautos noch weit davon entfernt sind einen Ersatz für Verbrenner darzustellen. Trotz Subventionen machen sie bei den Neuzulassungen unter 1% aus. Die Gründe für schlechte  Akzeptanz der Elektroautos sind vor allem höhere Kosten, niedrige Reichweite und die umständliche Handhabung im Vergleich zu Verbrennern.

Die Gründe für diese Nachteile sind in der deutlich weniger effizienten Speicherung der elektrischen Energie zu suchen. Die bisher effizienteste Technik dafür sind die Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Im Mobilitätsbereich werden dabei Batterien mit einer Energiedichte von 160 bis 180 Wh/kg eingesetzt 300 Wh/kg gelten als Obergrenze. Zum Vergleich Benzin hat eine Energiedichte von 8760 Wh / l. Die Energiedichte muss dabei gegen andere Faktoren wie Sicherheit, Leistungsdichte und Lebensdauer abgewogen werden, so dass die eingesetzte Technologie immer ein Kompromiss darstellt. Gleichzeitig bewegt sich die Akkumulatorentechnik dicht an den physikalischen Limits, so dass nicht mehr mit gravierenden Verbesserungen zu rechnen.

Die Folge der niedrigeren Energiedichte ist, dass ein Elektroauto das das gleiche leisten soll wie ein Verbrenner mit deutlich mehr Gewicht unterwegs ist. In der Praxis verzichtet man auf Reichweite und limitiert das Gewicht der Batterien auf einige hundert Kilogramm. Das Fahrzeug wird durch die Batterien nicht nur schwerer, wodurch der Verbrauch steigt, das Volumen der Batterien schränkt die Größe der Fahrgastzelle und/oder des Kofferraums ein. Die Kosten für die Batterien sind es auch, die Elektroautos gegenüber Verbrennern deutlich teurer machen.

Besser hat sich die Wirtschaftlichkeit entwickelt. Die Preise für Akkumulatoren sind schneller gesunken als erwartet und werden auf 190 Euro pro kWh geschätzt. Aufgrund der hohen Besteuerung von Benzin sind Elektroautos im laufenden Betrieb günstiger. Elektroautos benötigen typischer Weise 20 kWh / 100 km. Bei einem Stromprei von 25 cent pro kWh ergibt, dass Kosten von 5 Euro pro 100 km. Wenn man bei einem Verbrenner von einem Verbrauch von 6 l / 100 km ausgeht, kommt man auf Kosten von 6 bis 7 Euro. (Für diejenigen die mit Autogas fahren gilt das nicht, Autogas ist günstiger als Strom.) Daher ist denkbar, dass in den kommenden Jahren Elektroautos so günstig werden, dass sie bei den Kosten über den gesamten Lebenszyklus die Verbrenner schlagen. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von Elektroautos ist die Lebensdauer der Batterien. Sollte diese deutlich kürzer sein, als die Lebensdauer des Autos würde das Elektroautos wieder unwirtschaftlich machen.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass Elektroautos ähnlich günstig wie Verbrenner werden, ist absehbar, dass sich ein Großteil der Autofahrer gegen das Elektroauto entscheidet, weil es nicht die gleiche Flexibilität wie ein Verbrenner bietet. Die Kombination von kurzen Reichweiten und lange Ladenzeiten von mehreren Stunden macht das Elektroauto für mehr als nur kurze Stecken unbrauchbar.

Angesichts dieser Faktoren ist also davon auszugehen, dass mit sinkenden Kosten der Anteil der Elektoautos weiter steigen wird. Es ist jedoch fraglich ob Elektromobilität mehr als nur eine paar Nischen besetzten kann oder gar von der Mehrheit der Autofahrer adaptiert wird, geschweige denn Benziner komplett verdrängen kann.

Im Zweiten Teil werde ich die gesellschaftlichen Auswirkungen der Elektromobilität und im Dritten die Rolle der Politik in diesem Thema diskutieren.

Das Übel Preisschranken

Mai 28, 2013

In der aktuellen politischen Diskussion spielen Preisschranken eine zunehmende Rolle etwa in der Gestalt von Mindestlöhnen oder in der von Mietobergrenzen. Preisschranken haben die Eigenschaft nicht nur dem Übel, wegen dem sie eingeführt werden, nicht nur nicht abzuhelfen, sondern es sogar zu verstärken. Durch Preisschranken wird durch den Staat ein Preis für ein Gut festgelegt der nicht über- bzw. unterschritten werden darf. Der Sinn ist meist bestimmte Produktionsstrukturen zu erhalten oder einem Sozialen Missstand zu beheben.

Das am häufigsten genannte Argument für Mindestlöhne, ist das er dafür sorge dass „die Menschen von ihrer Arbeit leben können“. Es geht keineswegs darum Armut zu bekämpfen, dass wird bereits durch die sozialen Sicherungssysteme geleistet. Vielmehr hält man es für moralisch geboten, dass jemand der arbeitet, auch ein bestimmtes (subjektives) Wohlstandsniveau durch das Arbeitseinkommen erzielt. Gut wünschenswert wäre das tatsächlich, entscheidend sollte jedoch sein, ob Mindestlöhne den betroffenen auch helfen würden. Nicht alles, das wünschenswert ist, ist auch moralisch geboten.

 Wenn jemand einem Arbeitsvertrag zustimmt, erwartet er, dass er sich durch diesen Arbeitsvertrag besser stellt als es durch sämtliche Alternativen der Fall wäre, also andere Arbeitsverträge einzugehen oder nicht zu arbeiten. Andernfalls würde er dem Vertrag gar nicht zustimmen. Ein Mindestlohn würde es den Arbeitssuchenden untersagen, bestimmte Arbeitsverhältnisse einzugehen, auch wenn diese aus ihrer Sicht die beste Alternative gewesen wäre. Sie müssten sich also für eine schlechtere Alternative entscheiden.

Die Apologeten des Mindestlohns gehen davon aus, dass es bessere Alternativen gäbe, diese aber den Arbeitssuchenden aus Profitgier vorenthalten werden. Nun müssen die Anbieter von Arbeitsplätzen selbst knapp kalkulieren. In einem freien Markt unterbieten sich die Anbieter eines Guts, bis die Nachfrage ein Niveau erreicht hat, durch dass das gesamt Angebot gedeckt ist. Wenn es auf einem höheren Lohnniveau genauso viel Nachfrage nach Arbeitskräften gäbe, hätten die Arbeitssuchenden keinen Grund sich bis auf das aktuelle Niveau runterzuziehen. Natürlich gibt es die Möglichkeit das auch große Menschengruppen systematisch danebenliegen, hier also die Arbeitssuchenden ihren Spielraum nicht ausnutzen, allerdings sind die Arbeitssuchenden und ihre Gegenpartei am ehesten in der Lage sich ein realistisches Bild über die tatsächlichen Begebenheiten zu machen. Alle Außenstehenden würden die Situation mit größerer Wahrscheinlichkeit falsch einschätzen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass auf einem höheren Lohnniveau weniger Arbeitssuchende eine passende Stelle finden.

Was wäre also die Wirkung eines Mindestlohnes? Die Betroffenen würden in zwei Gruppen zerfallen. Der vermutlich größere Teil würde tatsächlich, den höheren Lohn bekommen. Der andere Teil jedoch, würde in die Arbeitslosigkeit entlassen. Ohne Mindestlohn würden sie es als bessere Alternative erachten, sich in den Arbeitsmarkt hineinzubitten. Durch den Mindestlohn werden sie gewaltsam daran gehindert.

 John Rawls postulierte ein Kriterium, das politische Maßnahmen  einhalten müssen, damit man sie als gerecht ansehen kann: Ein politisch Maßnahme muss den am wenigsten Begünstigten die meisten Vorteile bringen. Die am wenigsten Begünstigten besteht hier klar in der Gruppe, die am Eintritt in den Arbeitsmarkt gehindert wird. Sie werden benachteiligt indem man ihnen die Alternativen vorenthält, die sie ansonsten gewählt hätten. Im Sinne Rawls ist der Mindestlohn somit ungerecht.

Ein Mindestlohn muss auch deswegen negative Konsequenzen nach sich ziehen, weil er missachtet dass die Motive ein Beschäftigungsverhältnis einzugehen sehr unterschiedlich sein soll. Die Befürworter gehen von festen Vorstellungen aus wie die Beziehung zwischen Beschäftigten und Unternehmen aussieht. Sie missachten, dass es neben dem Norm auch andere Arten der Beziehung gibt. Sie unterstellen, dass jede Arbeit dazu dient ein Einkommen zu erzielen, dass den Lebensunterhalt deckt. Daneben gibt es jedoch auch den Fall, das sich jemand, dessen Lebensunterhalt schon anderweitig gedeckt ist, etwas hinzuverdienen möchte oder dass die Stelle nur dazu dient Erfahrung, Kontakte oder ähnliches zu sammeln und sie später in eine Stelle mit höherem Einkommen umgewandelt wird. Wenn man derartige Ziele verfolg, ist die Höhe des Lohns erst einmal nicht entscheidend. Für den Dazuverdiener sind praktische Erwägungen relevanter, für die Chancensammler die langfristigen Perspektiven. Gerade diese Gruppen sind dem Risiko ausgesetzt durch Mindestlöhne keine adäquaten Stellen zu finden. Daher besteht etwa auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Mindestlöhnen und der Jugendarbeitslosigkeit. Ein Mindestlohn kann durchaus den Interessen der etablierten Beschäftigten dienen, er tut es jedoch indem er den Interessen der Jugend schadet.

Auch Mietobergrenzen sind kontraproduktiv. Hier ist es das Ziel mehr „bezahlbaren Wohnraum“ zu schaffen. Das Problem Wohnraummangel lässt sich letztlich nur dadurch lösen, dass Wohnungen gebaut werden. Nun sind Wohnungen jedoch Investitionsobjekte, die eine gewisse Rendite erbringen müssen, damit sie überhaupt gebaut werden. Nimmt man den Vermietern die Chancen auf höhere Mieten stimmt das Verhältnis zu den Risiken nicht mehr, es lohnt sich weniger in Wohnraum zu investieren und in letzter Konsequenz werden weniger Wohnungen gebaut. Im Lauf der Jahre nimmt dann der Wohnraummangen sogar zu und die Qualität bestehender Wohnungen sinkt.

Kurzfristig kommt ein zweiter Effekt zum Tragen: Ein höherer Preis dient auch dazu, diejenigen mit höherer Zahlungsbereitschaft von denen mit niedrigerer Zahlungsbereitschaft zu trennen.  Für eine Wohnung ist man nur dann bereit eine teure Miete zu zahlen, wenn sie gut zu den eigenen Vorstellungen passt. Ein freier Mietmarkt ermöglicht es also denen die ein größeres Interesse an einer Wohnung haben, diejenigen zu überbieten, deren Interesse weniger hoch ist. In einem regulierten Mietmarkt ähnelt die Wohnungssuche einer Lotterie, da es viel mehr Interessenten gibt, als es ohne Mietobergrenzen der Fall wäre. Es kommen auf jedes Objekt mehr Interessierte und damit verlängert sich auch die Zeit bis man überhaupt eine Wohnung findet. Mietobergrenzen schaden also nicht nur den Vermietern, auch ein Teil der Mieter wird schlechter gestellt als es ohne Mietobergrenzen der Fall ist.

Besonders Linke Zeitgenossen werden natürlich einwenden, dass es nicht vom Geldbeutel abhängen darf, ob man eine schöne Wohnung bekommt. Dahinter steht natürlich die Vorstellung, dass die Einkommen ohnehin ungerecht verteilt sind und jeder Verteilungsmechanismus über die Einkommen selbst wieder ungerecht sei. Ohne die Debatte zu weit zu vertiefen sei erwidert, dass auch wenn Markteinkommen nicht in jedem Einzelfall gerecht sein können, sie immer noch der gerechteste Verteilungsmechanismus sind den wir haben und die Verteilung von Gütern über das Einkommen daher das relativ geeignetste Mittel ist.

Interessant ist die Denkweise die hinter der Forderung nach Mietobergrenzen steckt. Man kümmert sich nicht um die Konsequenzen, dessen was man fordert. Man könnte fast meinen Mietobergrenzen dienen dazu, Vermieter für ihr missliebiges Verhalten, zu wenige Wohnungen anzubieten, zu bestrafen. Es wird der Interessensgegensatz betont und missachtet, dass eine arbeitsteilige Gesellschaft auf den Interessensausgleich bedacht sein muss.

Wem es tatsächlich darum geht den Wohnraummangel anzugehen, der sollte sich für eine dichtere Bebauung einsetzten. Außer potentiellen Investoren und potentiellen Mietern hat daran jedoch kaum jemand ein Interesse, sodass derartige Ideen noch nicht einmal Diskutiert werden.

Was wir anhand von Mindestlöhnen und Mietobergrenzen diskutiert haben gilt auch allgemein für Preisschranken. Durch sie werden Übereinkünfte verhindert, die für die jeweiligen Beteiligten vorteilhaft sind und schaden damit mehr Menschen als von ihnen profitieren. Auch denjenigen die kurzfristig von Preisschranken profitieren, werden langfristig benachteiligt, da Preisschranken falsche Anreize setzen und damit die Produktionsstruktur verzerren. Daher sind Preisschranken oft nur ein Mittel um billige Zustimmung zu erzielen, ohne etwas an den eigentlichen Problemen zu ändern.

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Zypern: Der große Zock

März 19, 2013

Die Art wie mit Zypern umgegangen wird ist schwer nachzuvollziehen. Es wirkt fast so, als ob hier versucht wird bewusst einen möglichst hohen Schaden zu verursachen. Im Politiksprech werden nun die Inhaber von Bankeinlagen „an der Rettung des Banksystems beteiligt“, also enteignet. Man muss sich die langfristigen Schäden vor Augen halten, die das mit sich bringt: Um dem Risiko möglicher Enteignung zu entgehen, werden die Untertanen Europas versuchen ihr Vermögen so zu gestalten, dass es dem Zugriff des Staates möglichst gut entzogen ist. Es zum Beispiel im Ausland anlegen oder in anonymen Anlageformen wie Bitcoin oder Gold. Wenn die Kosten dafür zu teuer sind, werden sie vermutlich ihre Sparanstrengungen vermindern. Insbesondere erwarte ich, dass wieder verstärkt Kapital aus den Krisenstaaten abfließt und ihre Erholung damit in noch weitere Ferne rückt. Dies dürfte man an den Traget-Salden der nächsten Monate ablesen können.

Auch kurzfristig war der Plan extrem riskant, nicht nur stößt er auf so starken Wiederstand, dass er droht komplett zu scheitern. Er hätte auch dazu führen können, dass die Untertanen anderer Krisenstaaten ihre Einlagen in Sicherheit bringen und hätte damit einen großflächigen Zusammenbruch von Banken ausgelöst. Weltweit sanken die Aktienmärke aus Furcht vor diesem Ereignis und erholten sich teilweise, nachdem sich abzeichnet, dass es ausbleibt.

Schwerer dürfte der politische Schaden sein. Ohne Not wurde die vertragsgemäße Verteilung der Risiken durchbrochen: Die Gläubiger der Banken müssen Verluste tragen, die Eigentümer nicht. Die Verluste treffen also diejenigen, die die Risiken weder kennen, noch beeinflussen können. Für den Kunden einer solide wirtschaftenden Bank ist das besonders bitter, da er zur Haftung für Risiken herangezogen wird, mit denen er nichts zu tun hat und die er vielleicht sogar bewusst vermieden hat. Das ist die besondere Willkür dieser Enteignungen. Wer spart und klug investiert wird bestraft, wer sein Geld verprasst oder verspekuliert kommt davon. Die politische Klasse hat wieder einmal gezeigt, dass sie bereit ist, sich über alles hinwegzusetzen was Recht und Billig ist und vergrößert damit die Kluft zwischen sich und ihren Untertanen.

Damit aber nicht genug: Bankeinlagen sind eine der sichersten Anlageformen überhaupt und erfüllen damit einen bestimmten Zweck in der Finanzplanung der Einzelnen. Dadurch, dass den Bankeinlagen künstlich Risiken aufgeladen werden, können sie diesen Zweck nur noch unzureichend erfüllen. Damit wird die Ausführung der persönlichen  Finanzpläne ein Stück weit vereitelt. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass Enteignungen Teile der Lebensgestaltung der Einzelnen gefährden.

Die Apologeten der Enteignungen verweisen zum einen darauf, dass ohne das „Rettungspacket“ die Zyprer wesentlich mehr verlieren würden, zum anderen dass es viele Steuerflüchtige und “Reiche“ trifft und daher gerecht sei. Den ersten Punkt widerspreche ich, da die Bankkunden sicher besser geschützt wären, wenn die Eigentümer und nachrangig besicherten Gläubiger die ersten Verluste tragen. Desweiteren ist es gar nicht sicher, dass es für das Land wirklich besser ist, einen unbezahlbaren Schuldenberg vorsich her zu schleppen. Das schlimmste, das der politischen Klasse passieren kann, ist, dass ein Land aus der Eurozone austritt und sich zügig erholt, so wie es Island vorgemacht hat. Den zweiten Punkt widerspreche ich, da er darauf hinausläuft, dass die Zyprer in kollektive Haftung genommen werden, die nicht durch die Verfehlung Einzelner gerechtfertigt werden kann.

Ein Grund, aus dem Schäuble Zypern die Enteignungen aufgezwungen hat, ist naheliegend: Er will den Finanzplatz Zypern auf Dauer beschädigen und damit eine Steueroase trockenlegen. Um dieses Ziel zu erreichen geht er, wie oben beschrieben, extreme Risiken ein und verursacht enorme Schäden. Er ist für mich ein verantwortungsloser Zocker.

Geistiges Eigentum und das kollektive Gedächtnis

März 7, 2013

Für viele Verfechter des geistigen Eigentums steht fest, dass es ohne geistiges Eigentum viel weniger kreative Schöpfungen existieren würden und Einschränkung der Freiheit, die mit dem geistigen Eigentum einher geht, damit gerechtfertigt ist. Ich halte diese These schon für gewagt, aber gehen wir einen Moment davon aus, das wegen dem geistigen Eigentum tatsächlich mehr Werke geschaffen werden. Heißt das automatisch auch der Pool an Werken, aus dem der Einzelne schöpfen kann, größer ist? Nein, denn durch das geistige Eigentum verschwinden auch viele Werke wieder aus dem kollektiven Gedächtnis.

Ein Buch, Computerspiel oder Film erhalten kurz nach ihrer Erscheinung die meiste Aufmerksamkeit. Viele Menschen verwenden neuerschienene Werke, sie sind in den Medien und man spricht darüber. In der Regel geraden diese Dinge aber wieder in Vergessenheit. Je länger seine Veröffentlichung zurückreicht, desto schwieriger wird es, das Werk zu an sich bringen. Wie jeder sicher selbst schon erlebt hat. Es kommen daher immer weniger Menschen damit in Kontakt. Damit schwindet auch das Wissen, dass es dieses Werk überhaupt gibt. Schließlich ist es ganz aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Es verstaubt in Bibliotheken ohne, dass es je ein Mensch wieder zur Kenntnis nimmt. Nur wenige Klassiker können diesem Schicksal entgehen.

Das Geistige Eigentum ist für diesen Prozess entscheidend. Es verbietet, ein Werk zu vervielfältigen, wenn man einer Kopie habhaft werden konnte und verhindert, dass man so zu seiner Weiterverbreitung beitragen kann. Das geistige Eigentum fordert, dass man Werke nur von einer Autorisierten Quelle beziehen kann. Dadurch schafft es Probleme, wenn sich der Lebenszyklus einer Schöpfung dem Ende nähert. Die Nachfrage ist dann so gering, dass alle Stellen, die dazu autorisiert wurden, den Vertrieb einstellen. Wäre es in diesem Stadium möglich, das Werk ohne weiteres zu kopieren, könnte jeder der es besitzt als Multiplikator dienen und es so im kollektiven Gedächtnis halten.

Der Nutzen des geistigen Eigentums ist also sehr fraglich. Selbst wenn es tatsächlich zu mehr künstlerischer Produktion führt, ist es wahrscheinlich, dass der Verlust durch in Vergessenheit geratene Werke den Gewinn übersteigt.

Blogparade: Schülerfragen zur Eurokrise

Februar 22, 2013

Der Blicklog hat eine Blogparade zur Eurokrise ausgerufen. Die Herausforderung besteht darin in wenigen Absätzen eine Reihe von Fragen schülergerecht zu beantworten. Hier ist mein Beitrag dazu:

  1. Wer ist Schuld an der Krise?

Wahrscheinlich ist es die Euroeinführung gewesen. Der Euro hatte zur Folge das in den Ländern, die heute am stärksten von der Krise betroffen sind, viel zu sehr in bestimmte Dinge investiert wurde. Vor der Euroeinführung waren die Zinsen in Südeuropa und Irland (den GIPS) viel höher als in Deutschland und den Niederlanden. Mit der Euroeinführung wurde es um einiges attraktiver, Geld in den GIPS anzulegen als z.B. in Deutschland. Das haben wir auch sehr deutlich gespürt. Die Investitionen in Deutschland waren damals extrem niedrig und das Wirtschaftswachstum war das niedrigste in Europa.

Auf der anderen Seite war die Entwicklung für die GIPS zunächst sehr erfreulich, dort wurde sehr viel investiert und Wachstum und Lohnsteigerungen waren enorm. Jedoch hatte der Zufluss von Kapital auch den Effekt, der die Preise für Investitionsobjekte wie z.B. Häuser stark stiegen. Es wurde lohnend derartige Dinge zu produzieren, auch wenn es keine Nachfrage durch Endkunden dafür gab. Es gab immer jemanden der bereit war Investitionsobjekte in der Hoffnung zu halten, dass die Preise noch weiter steigen. Die Produktion in den GIPS fing an sich auf die Produktion von Investitionsobjekten zu spezialisieren, für die es keine echte Nachfrage gab.

Das änderte sich mit der Immobilienkrise, die von den USA ausging. Plötzlich war kaum einer bereit sein Geld einem Risiko auszusetzen und somit fiel die künstliche Nachfrage nach Investitionsobjekten in sich zusammen. Damit verloren zuerst diejenigen ihr Einkommen, die z.B. im Bau beschäftig waren. Dann sank die Nachfrage nach allem anderen und sorgte auch dort für den Verlust von Einkommen. Schließlich brachen auch den Staaten die Einnahmen weg und die Ausgaben stiegen z.B. für Bankrettungen. Da die Gläubiger der Staaten Zweifel bekamen, ob die Staaten unter diesen Umständen ihre Schulden begleichen können, wurde die Krise zur Staatsschuldenkrise.

  1. Haben wir das Schlimmste hinter uns oder steht uns das erst bevor?

Meines Erachtens haben wir das Schlimmste gesehen. Die GIPS haben aufgehört am eigentlichen Bedarf vorbei zu produzieren. Das war sehr schmerzhaft, weil es mit hoher Arbeitslosigkeit einherging. Aber es gibt einen Lichtblick: Die GIPS können nun ihre Ressourcen dafür einsetzten echte Nachfrage zu befriedigen, damit Geld zu verdienen und sich entschulden. Leider wird es sehr lange dauern bis dieser Prozess ins Rollen kommt, weil z.B. die Ausbildung der Arbeitskräfte und die Ausrüstung der Unternehmen noch auf die Dinge ausgerichtet sind, die jetzt keiner mehr braucht.

 Das schlimmste was passieren kann, ist das die Politik versucht zu verhindern dass es zu dieser Anpassung kommt. In Japan wurde das versucht, weil man geglaubt hat damit die Arbeitslosigkeit verhindern zu können. Das Ergebnis war, das die Unternehmen bis heute unrentable Geschäftsbereiche mitschleppen und die Kraft für echtes Wachstum fehlt. Die Leidtragenden dieser Politik wird die junge Generation sein.

  1. Sind die Schulden eigentlich rückzahlbar?

Teils, Teils. In Irland sicher, in Spanien wahrscheinlich, aber in Portugal ist es schon unsicher und Griechenland wird es sicher nicht schaffen. Der Grund ist das die Gesellschaften unterschiedlich stark von der Euroeinführung betroffen waren und die Bereitschaft die nötigen Anpassungen auf sich zu nehmen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. So hat Griechenland bisher kaum Anpassungsbereitschaft gezeigt.

  1. Kann man den Politikern eigentlich noch trauen?

Natürlich nicht. Die Aufgabe eines Politikers ist es mit einfachen Botschaften möglichst viele Menschen zu erreichen. Was sie verbreiten ist also bestenfalls stark verkürzt und extrem oberflächlich. Politiker treffen Entscheidungen immer so, dass es so aussieht als ob andere die Schuld hätten, wenn etwas schlecht läuft. Ihnen fehlt daher die Bereitschaft einen klaren Schlussstrich zu ziehen, was häufig das Beste gewesen wäre. Japan hat auf die Weise mehrerer Jahrzehnte verloren. In Griechenland wurde eine Währungsreform nie ernsthaft in Erwägung gezogen, obwohl das vermutlich der beste Weg für dieses Land wäre, die Krise zu bewältigen.

  1. Warum bekommen die Banken Geld, die Armen aber nicht?

Weil die Politiker Angst haben für die Konsequenzen verantwortlich gemacht werden, wenn die Bankpleiten immer weitere Kreise ziehen. Das Problem ist das die Politik nicht wirklich einschätzen kann, wie gut es den Banken wirklich geht. Sie sind also darauf angewiesen dem zu glauben, was die Banken über sich behaupten. Die  Befürchtung ist, dass wenn zu viele Banken bankrottgehen, die Wirtschaft zu wenig Kredite bekommt, die Konjunktur einbricht und die Arbeitslosigkeit stark steigt.

  1. Können Griechenland, Italien etc. eigentlich ihre Schulden abbauen?

Theoretisch reicht es mehr einzunehmen als auszugeben. Wenn sich die Konjunktur wieder erholt, werden die Einnahmen wieder steigen. Die Kunst ist lediglich die Ausgaben unter Kontrolle zu halten. Solange die Einnahmen fallen, weiß niemand wie sehr die Ausgaben gekürzt werden müssen. Daher kommt die Unsicherheit. Ein weiteres Problem ist, dass wenn der Staat seine Ausgaben stark kürz, auch vorrübergehend auch seine Einnahmen darunter leiden.

  1. Was würde passieren, wenn diese Länder keinerlei finanzielle Unterstützung mehr bekämen?

Es wäre dann für diese Länder sehr schwierig, die bestehenden Schulden zu verlängern. Es ist nämlich so, dass jedes Jahr ein Teil der Staatsschulden fällig wird und durch neue Kreditaufnahme ersetzt werden muss. Ohne finanzielle Unterstützung, würde das den GIPS schwerfallen. Für Italien und Irland wäre es vermutlich ausreichend, wenn sie höhere Zinsen anbieten und mehr Entschlossenheit zeigen, den Haushalt und die Wirtschaft zu sanieren. Für diese Länder wäre das sogar positiv.

Spanien und Portugal hätten größere Probleme und müssten vermutlich mit ihren Gläubigern neue Bedingungen aushandeln, damit sie vorrübergehend keine Zins und Tilgungszahlungen leisten müssen. Der Schaden für diese Länder wäre begrenzt, aber für die Finanzmärkte wär es die Hölle. Banken und Finanzmärkte würden unter der hohen Unsicherheit leiden, die während der Neuverhandlung herrscht. Die Politiker wollen dafür nicht verantwortlich gemacht werden und trauen sich daher nicht an diese Lösung heran.

Griechenland hätte die Staatspleite. Die Wirtschaft würde stark Einbrechen und die Arbeitslosigkeit auf 30% oder mehr steigen. Allerdings wäre das auch die Change für einen Neuanfang und das Ende der jahrelangen Agonie, die wir zurzeit haben.

  1. Was können WIR BÜRGER zur Verbesserung der Finanzen/Weltwirtschaft beitragen?

Vor allem ist es wichtig zu verstehen, das die Finanzprobleme des Staates nicht durch mehr Einnahmen gelöst werden kann. Wenn ein Staat mehr Geld einnimmt gibt er einfach mehr aus. Bestes Beispiel ist Deutschland. Trotz Rekordeinnahmen, macht der deutsche Staat immer weiter Schulden obwohl er mehr einnimmt als er vor wenigen Jahren ausgegeben hat. Wirklich erfolgsversprechend ist es nur, die Ausgaben zu begrenzen. Für den Bürger heißt das zu hinterfragen, ob es für die Dinge die er den Staat überlassen hätten nicht auch eigene Lösungen gibt und es heißt aufzuhören ständig auf staatliche Leistungen und Zuschüsse zu schielen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Sind wir wirklich auf Riesterrente angewiesen oder wäre ein selbstverwaltetes Wertpapierdepot nicht die bessere Altersvorsorge? Indem man solche Fragen stellt entwickelt man sich zu einem in vielen Dingen unabhängigen und mündigen Bürger.

In der Höhle der Grünen

Dezember 14, 2012

Letze Woche hat es mich aus Interesse in eine „Informationsveranstaltung“ der örtlichen Naturschutzgruppe verschlagen. Der Referent Felix zu Löwenstein hielt einen durchaus spannenden und interessanten Vortrag zu dem Thema: „Welternährung in Zeiten von Klimawandel und globaler Ressourcenkrise“. Natürlich war ich in den meisten Punkten absolut anderer Ansicht als der Vortragende, aber dennoch konnte ich einige interessante Denkanstöße mitnehmen.

Zu Löwenstein erläuterte in seinem Vortrag drei Thesen: 1. Es bedarf keiner Produktivitätssteigerungen, um die Welternährung zu sichern. 2. Die konventionelle Landwirtschaft kann nicht weiter geführt werden. 3. Die ökologische Landwirtschaft kann die Weltbevölkerung ernähren.

Um die These zu stützen, dass es keiner Produktivitätssteigerung bedürfe führt Löwenstein an, dass 50% aller Lebensmittel verderben und es ausreiche, diesen Anteil zu reduzieren. Meiner Ansicht mag das stimmen, aber trotzdem könnten Produktivitätssteigerung ab einen bestimmten Punk billiger sein, als mit hohem Aufwand den Anteil der Lebensmittel die tatsächlich verzehrt werden zu steigern. Wenn  Produktivitätssteigerung möglich sind, warum darauf verzichten?

Die zweite These, die konventionelle Landwirtschaft könne nicht weiter geführt werden ist schon interessanter. Löwenstein führt verschiedene Argumente gegen die konventionelle Landwirtschaft ins Feld. Die erste ist der Ressourcenverbrauch, der mit der konventionellen Landwirtschaft einhergeht. Zur Herstellung von Kunstdünger ist viel Energie notwendig, was zum Beispiel am Haber-Bosch-Verfahren liegt. Da die fossilen Energieträger zu Neige gehen, sei ein Umdenken erforderlich. Diesem Punkt kann ich mich nicht anschließen, da durch neue Fördertechniken die Reichweite der fossilen Energieträger wieder steigt, im Fall der Kohle mehr als 100 Jahre beträgt und sie zur Not auch durch Kernenergie ersetz werden können. Wenn es hier also ein Problem gibt, keines dass sich in absehbarer Zukunft stellen wird.

 Eine weiter endliche Ressource sei Phosphor. Dieser reiche nach den Optimistischen Schätzungen nur noch 300 Jahre. Dies ist Löwenstein zu wenig und stellt dem die 500 Jahre entgegen, die sein Gut schon bewirtschaftet werden. Auch hier sehe ich kein Handlungsbedarf in 300 Jahren können sich leicht Phosphorquellen erschließen, an die heute noch keiner denkt. Rückgewinnung aus der Kanalisation, Abbau aus dem Weltraum oder die Erzeugung durch Kernfusion seien mal als Denkanstöße genannt.

Weiter argumentiert Löwenstein mit der Umweltbelastung durch die Landwirtschaft. Das halte ich tatsächlich für sein stärkstes Argument. So führt er zum Beispiel auf, dass in Niedersachen an vielen Orten, die Grundwasserbelastung mit Stickoxiden über den Grenzwerten liegen und dass durch den Nährstoffeintrag in die Meere sich Todeszonen am Meeresgrund gebildet haben. Hier hat er mich tatsächlich teilweise überzeugt. Ich denke, dass Mechanismen sinnvoll wären, mit dem die Emissionen aus der Landwirtschaft begrenzen lassen. Allerding hat pro Ertrag gerechnet die Ökologische Landwirtschaft oft negativere Auswirkung auf die Umwelt als die konventionelle.

Um die These zu stützen, dass die ökologische Landwirtschaft die Weltbevölkerung ernähren kann nennt Löwenstein einige wohl erfolgreiche Projekte, bei denen mit ökologischer Landwirtschaft, ähnliche Effekte erzielen lassen, wie in der konventionellen Landwirtschaft. Dem mag so sein, aber Einzelfälle ändern nichts am großen Bild, dass Ökolebensmittel so teuer sind dass sie sich nicht jeder leisten kann und die technischen Voraussetzungen fehlen um damit wirklich das Groß der Menschheit zu ernähren.

Löwensteins Vortrag war durchaus angenehm zu folgen und er war für einen Grünen erstaunlich differenziert. So sah er die Zukunft in einem Systemwettbewerb zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft und sah ein, dass es auch in der ökologischen Landwirtschaft Spezialisierung und Großbetriebe geben muss, um konkurrenzfähig zu sein.

Die entscheidende Lücke in der Argumentation war, dass aus ihr nicht hervor ging, warum nun ausgerechnet die Ökologische Landwirtschaft die Lösung sein sollte. Er hat bestenfalls gezeigt, dass eine Input-arme Landwirtschaft notwendig sein könnte. Die Ökologische Landwirtschaft aber umfasst einiges mehr zum Beispiel den Verzicht auf Gentechnik. Andererseits ist in der Ökologischen Landwirtschaft die Verwendung von Naturstoffen auch dann legitim, wenn sie die Umwelt belasten. Meines Erachtens erkennt man daran, dass es den Befürwortern der Ökologischen Landwirtschaft nicht um die aufgeworfenen Probleme geht, sondern dass sie vielmehr durch ein Unbehagen gegenüber der Technik motiviert werden. Erst wenn man dieses Motiv in Erwägung zieht, machen die Regeln der Ökologischen Landwirtschaft Sinn. Die vielen Lücken in Löwensteins Argumentation waren also eine Folge davon, dass er nach den Prinzip agierte, ich habe eine Lösung jetzt suche ich mir ein Problem, um die Menschen davon zu überzeugen.

Der Interessante Teil des Abends begann nach dem eigentlichen Vortrag, als das Publikum einige Fragen an den Vortragenden stellen konnte. Wie bei so einem Vortrag nicht anders zu erwarten, bestand das Publikum überwiegend, aus überzeugten Anhängern der ökologischen Landwirtschaft. Zwei Beiträge sind mir noch besonders in Erinnerung. Der erste warf die Frage auf, warum es immer noch Widerstand gegen die Ökologische Landwirtschaft gibt, wenn doch die Fakten eindeutig für sie sprächen. Die Vermutung ging schnell dahin, dass es Wirtschaftsinteressen seinen, die die Politik entsprechend steuern. (Das war nicht der einzige Redebeitrag der in diese Richtung ging.) Die Wortmeldung fand ich aus psychologischer Hinsicht interessant. Die dargelegten Fakten, waren alles andere als eindeutig, sonder ließen einen weiten Raum für unterschiedliche Interpretationen. Aber statt zu akzeptieren, dass man mit der eigenen Meinung in der Minderheit ist, wurde versucht finstere Mächte dafür verantwortlich zu machen. Dabei ist es viel wahrscheinlicher, dass die konventionelle Landwirtschaft dominiert, weil sie eher den Interessen der Konsumenten entspricht. Natürlich spielt Lobbyismus in vielen Fällen tatsächlich eine Rolle, er gibt aber nicht den Ausschlag. Interessant finde ich, wie Technologiefeindlichkeit und die Ansicht, dass die Welt von wenigen Großkonzernen gesteuert wird oft Hand in Hand geht und die eine Sichtweise als „Beweis“ für die andere herhalten muss.

Der zweite Wortbeitrag stammt von einer Schülerin, die berichtet, dass eines Tages ihre Mutter völlig aufgelöst zur ihr kam und entsetzt darüber war, dass bald eine gentechnisch veränderte Maissorte zugelassen werden würde und sie stellte die Frage, wie man eine Change gegen einen großen und mächtigen Konzern wie Monsanto haben könne. Aus meiner Sicht ist die Angst vor Gentechnik völlig irrational, noch nie wurde ein Schaden durch Gentechnik verursacht und das ist auch kein Wunder, weil technisch gesehen bei der Gentechnik nicht viel anderes passiert, als in der Natur oder in der Züchtung sowieso viele tausendmal so oft geschieht. Für mich war der Beitrag ein Beispiel dafür, dass technikfeindliche Propaganda Schäden verursacht, indem sie die Menschen in unbegründete Schrecken versetzt. Der zweite Teil des Beitrags, war ein gutes Beispiel dafür, wie leicht man die Menschen dazu bringen kann etwas zu hassen, wenn man sie dazu bringt Angst vor etwas zu haben. Es ist sicher kein Zufall, das Saatgutfirmen und ihre Mitarbeiter immer wieder Opfer von Verbrechen werden. Die versammelte Runde war sichtlich stolz Europa gentechnikfrei gehalten zu haben, aber man muss bedenken dass man es mit den selben Mitteln geschafft haben, mit denen Rechtsradikale Städte ausländerfrei halten.