Neulich am Zeitungsstand

Vor einiger Zeit suchte ich nach Lektüre für eine Bahnfahrt. Als erstes fiel mir eine recht gelungene Karikatur auf dem Cover einer linkslastigen Publikation auf. Ein Zauberer mit Kristallkugel wird gefragt welchen Fachbereich er vertrete, Antwort: Wirtschaftswissenschaften. Neugierig fang ich an zu lesen und höre nach dem ersten Satz schon wieder auf. Er lautete: „Die Finanzkrise wurde nicht vorhergesagt …“. Der Autor des Artikels hat ganz offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht, auch wenn die große Masse der Ökonomen die Risiken ignorierten, Warner hat es viele gegeben, wie der Blick in die Literaturliste einiger ef-Artikel zeigt.

Zweiter Versuch Wirtschaftswoche Spezialausgabe Deutschland. In der Mitte des Hefts wird Deutschland im Happy Planet Index eingeordnet. Bei diesem Index handelt es sich nicht um Indikator dafür wie glücklich die Menschen sind, wie das meist dargestellt wird, sondern um einen Maßstab für die ökologische Effizienz. Er gibt das Verhältnis aus zu erwartenden glücklichen Lebensjahren und dem ökologischen Fußabdruck wieder. Das führt dazu das natürlich nicht die reichen und glücklichen Industrienationen den Index anführen, sondern arme und mittelprächtige Inselstaaten. Die Staaten die den Index anführen hinken in der ökonomischen Entwicklung hinterher, denn erst mit dieser ist ein größerer Ressourcenverbrauch überhaupt möglich. Als Modell für andere Staaten können sie nicht herhalten. Daher empfinde ich es Zumutung, wenn dieser Index überhaupt ernsthaft als Vergleichsmaßstab herangezogen wird. Das ist plumpe Manipulation.

Auch zu dem ökologischen Fußabdruck muss einiges gesagt sein. Die Idee ist die ökologischen Kapazitäten die von der Menschheit genutzt werden als Fläche auszudrücken und mit der tatsächlich zur Verfügung stehenden Fläche in Beziehung zu setzen, um einen einheitlichen Maßstab zu Verfügung zu haben. Da die genutzten Flächen aber alle in einer unproblematischen Größenordnung liegen, greift man zu einem Trick: Behauptet der gesamte CO2-Ausstoß (der nicht von den Ozeanen absorbierte wird) müsse von Wäldern aufgenommen werden. Dieser Waldverbrauch macht fast die Hälfte des gesamten Fußabdrucks aus und man kommt so zu dem gewünschten Ergebnis, das die verfügbare Biokapazität überschritten werde.

humanitys ecological footprint

Ein überschreiten dieser Kapazität wird mit einem Abbau an Kapital gleichgesetzt. Das mag für eine Übernutzung von Wäldern angemessen sein, ist jedoch für den Zusammenhang von CO2 und Klimaerwärmung ungeeignet. Der Fußabdruck erhält seine Brisanz also dadurch, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden. Nach soviel Desinformation wand ich mich enttäuscht vom Zeitungsstand ab. Es gibt Stellen da kann man sich informieren ohne hereingelegt zu werden.

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