Zu den Pflichten des öffentlichen Diskurses gehört es zu allen bedeutenden Ereignissen Stellung beziehen zu müssen. Bei Anschlägen heißt es dann von Politikern, ‚wir sind betroffen‘ und ‚es wird Handlungsbedarf gesehen‘. Meistens sind die Reaktionen absolut vorhersehbar, aber sind sie sinnvoll?
Auf jedes negative Ereignis mit Trauer zu reagieren, kann jedenfalls kaum gesund sein. Auf der Welt geschehen jeden Tag schreckliche Dinge, würde man sich das zu Herzen nehmen käme man aus der Betroffenheit nicht mehr heraus. Um fair zu sein auf der Welt geschehen jeden Tag auch ganz wundervolle Dinge. Es gibt absolut keinen Grund einige Ereignisse aus dieser gewaltigen Menge willkürlich auszuwählen und mit besonderer Tragweite zu versehen. Wäre jedoch das eigene Gefühlsleben von den Weltereignissen oder den Wiederfahrnissen einer großen Menge anderer abhängig, dann hätten die Erlebnisse des eigenen Lebens keine Bedeutung für einen selbst und somit auch der Großteil unserer Handlungen nicht. Nun kann man argumentieren, dass es gerade eine Voraussetzung eine moralische Persönlichkeit zu sein ist, dass das eigene Handeln Bedeutung hat. In diesem Sinn ist es sogar geboten zu den Weltereignissen eine professionelle Distanz zu wahren, wenn es einem möglich ist.
Kommen wir zum Handlungsbedarf, in Deutschland leben Millionen von Schulkindern, zehntausende davon müssen jedes Jahr sterben. Ein Amoklauf oder Anschlag auf Schulen tötet aufs Jahr gesehen vielleicht zehn Kinder. Die Zahlen zeigen ganz eindeutig, das das Risiko einem Amoklauf zum Opfer zu fallen, so gering ist das es gegenüber dem sonstigen Lebensrisiko einfach nicht ins Gewicht fällt. Kein Mensch würde Maßnehmen gegen ein so geringes Risiko treffen, müsste er die Kosten selbst tragen.
Mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen.
März 18, 2009 um 9:41 am
So gesehen von der Wahrscheinlichkeit stimme ich zu. Nullrisiokogesellschaft ist teuer und eigentlich auch nicht machbar. Aber die Tatsache, dass sowas bereits mehrmals an öffentlichen Schulen auftrtat gibt zu denken. Möglicherweise ist es ein Symptom für viel tiefergehende Probleme.
In der Hinsicht sehe ich Handlungsbedarf. Aber nicht so simplistisch wie in den Medien oder Politik mit „Amokläufe verhindern!“.
März 19, 2009 um 12:08 am
Interessanter Aspekt. Ich sehe es so, dass es tiefergehende Probleme gibt kann man schon an weniger spektakulären Indikatoren ablesen (man siehe etwa in die Links unter dem Stichwort Maskulismus). Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin zu erkennen, was die Ursachen sind. Nun leben Politik und Weltanschauung nicht davon Ursachenforschung zu betreiben, sondern Ereignisse in ihrem Sinn zu deuten. Daher wird sich jeder seine Lieblingserklärung zurechtlegen, die Linken machen die Leistungsgesellschaft verantwortlich, die Konservativen mangelnde Autorität, Standardetatisten die Schusswaffen und libertäre deren Verbot. Um zu erfahren was wirklich Amokläufen zugrunde liegt, sind solche Ereignisse vermutlich doch zu selten.
März 19, 2009 um 6:40 pm
[…] aufgrund der Einzigartigkeit von Amokläufen an Schulen ist eine Prävention unmöglich (siehe auch F&O). Aber das dieses System “schulische Verlierer”, wie der Täter sie in Extremform […]