Die Hetze gegen Gido Westerwelle nimmt absurde Züge an. Nachdem man ihm vorwarf, seine Reisebegleiter nach unlauteren Kriterien auszuwählen, hat man eine Möglichkeit gefunden en passant homophobe Ressentiments zu bedienen. Die Tatsache, dass Westerwelle von seinem Lebenspartner begleitet wird, der möglicherweise auch geschäftlich von der Reise profitieren konnte, schafft die Gelegenheit dazu. Oder wie ist es zu erklären, dass Welt Online seinen Lesern den Sachverhalt ohne Differenzierung bewerten lässt, sodass ein Votum entsteht, das gegen Ehefrauen undenkbar wäre:
Das die Botschaft so ankam, wie sie gemeint war, zeigt der Kommentarbereich. Dort heißt es z.B:
Nach den Wahlen in NRW muss Schluss sein mit diesem Paris Hilton der deutschen Politik.
Die Deutsche Politik ist im Ansehehn der Bürger tief genug gesunken, da braucht es keine tuntige, selbstverliebte Diva, die immer ganz großes Theater macht.
Eigentlich hatte ich gehofft in Deutschland seien wir über solche Reflexe hinweg. Es ist arg eigenartig, dass ein Vorgang der jahrelange praktiziert wurde, auf einmal verdächtig sein soll.
Auch der Vorwurf, die Wirtschaftsdelegation würden nach ihrer Nähe zu Westerwelle ausgewählt, geht an der Sache vorbei. Der Sinn hinter solchen Begleitungen ist schließlich nicht, Geschäftskontakte zu knüpfen, dazu bräuchte man keinen Minister, sondern Nähe zur Regierung zu demonstrieren. Es ist also wenig sinnvoll, den Begleitern allzu große Nähe zur Regierung zu unterstellen, ohne die Praxis der Wirtschaftsdelegationen als Ganzen anzugreifen.
Momorules hat übrigens sehr Interessantes zum Thema geschrieben.
Schlagwörter: Homophobie, Welt Online, Westerwelle
März 13, 2010 um 1:39 pm
„Achtung, Achtung! Die Demokratie ist in Gefahr!“
http://blog.fefe.de/?ts=b564abf2
Aus homophoben Kommentaren von einzelnen Lesern zu einem Artikel abzuleiten, dass Kritik an Westerwelle allgemein homophob wäre, ist schon arg lächerlich.
März 13, 2010 um 4:12 pm
@Luka: Nicht die Kritik an Westerwelle anllemein ist homophob, sondern die Kritik an der Begleitung durch Mronz hat homophobe Züge. Im Artikel von Momorulez ist das wahrscheinlich besser erklärt.
März 13, 2010 um 4:15 pm
Ps: Was mich eigentlich stört ist, wie einfach sich solche homophoben Kommentare provozieren lassen.
März 20, 2010 um 7:43 pm
Was ich mich frage ist, warum die Sache mit den sexuellen Präferenzen so überraschend kommen musste. Warum stand Herr Westerwelle nicht zuvor schon zu seinem Lebenspartner? Warum tauchte dieser unter den Begleitern weit hinten rechts auf? Nicht an der Seite von Westerwelle und ganz offiziell als sein Lebenspartner!
Wir haben bereits eine ganz ordentliche gesetzliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Nur was nützen einem gross die Gesetze, wenn selbst ein führender Politiker des Landes seinen jahrelangen Lebenspartner schamhaft wie eine unstandesgemäße Geliebte versteckt?
März 20, 2010 um 9:56 pm
@anjanka
amen
März 28, 2010 um 4:22 pm
Holà,
@anjanka:
„Warum…“
Weil Herr WW sich auf einen sehr (gesellschafts-politisch gesehen) engen Grat befindet, and ständig auf der Suche nach Kompromisse ist…
Hasta
Pancho
März 30, 2010 um 10:30 pm
Macht es die Sache wirklich besser?
Ist es einem Politiker wirklich nicht zuzumuten, zu dem zu stehen, was er ist? Oder, wenn das zu viel ist, zu dem zu stehen, den er liebt?
Ja, sicher würde er damit einige Stimmen verlieren. Sicher ist aber auch, dass er damit andere gewinnen würde.
Gesellschaftlich-poltischer Druck und Konformitätszwang ist keine Rechtfertigung, sondern lediglich eine Ausrede für den Mangel an Mut und Ehrlichkeit.
März 31, 2010 um 1:03 am
@anjaka: Du magst es als Mangel an Mut und Ehrlichkeit empfinden, aber die Lasten für seine Entscheidungen trägt letztlich allein Westerwelle und die Bestehen nicht nur in Wählerverlusten- oder gewinnen, sondern auch darin wie seinen näheres und weiteres Umfeld mit ihm umgeht. Deswegen ist es auch allein an ihm zu entscheiden wie er sich in der Situation verhält.
März 31, 2010 um 12:07 pm
Du hast Recht, Michael.
Natürlich können wir nicht von Westerwelle verlangen, ein Held zu sein. Das wäre höchst unfair. Ich bin sicher, dass er seinem Leben die Entscheidungen getroffen hat, mit denen er auch leben kann.