Gedanken zu Mai-HiME

Ein großer Fan von Animes wird über kurz oder lang über Mai-HiME, eine Serie aus dem magical Girls Genre, stolpern. Obwohl sie eher der seichten Unterhaltung und nicht der anspruchsvollen zuzurechnen ist, enthält die Handlung einige Elemente, über die es sich lohnt Gedanken zu machen. Das Konzept der Serie ist denkbar einfach, baue in einem ersten Teil die Charaktere auf bis sie dem Zuschauer so richtig ans Herz gewachsen sind und räume sie in einem zweiten Teil einen nach dem anderen ab.

Zugegeben der erste Teil (Die Folgen 1 bis 12 oder 13) hat seine Längen und wäre nur durchschnittlich, wenn nicht der Soundtrack einiges hermachen würde (Yuki Kajiura!). Im zweiten Teil gewinnt die Serie jedoch deutlich an Dramatik und Tiefe. Um die einzelnen Charaktere abzuräumen entfalten sich eine Reihe interessanter Konflikte. Einer dieser Konflikte ist der Grund dafür, dass ich über Mai-HiME schreibe.

Wahrscheinlich ist schon jeder mit Interesse an philosophischen Fragen auf folgendes Paradox gestoßen: Ein Altruist bezieht sein Wohlergehen aus dem Glück anderer Menschen. Wenn nun jeder Altruist wäre, um wen müssten sich die Menschen kümmern? Tatsächlich wäre das der Punkt, an dem sich der Altruismus spätestens selbst aufhängen würde. Obwohl ich diese Argumentation logisch für vollkommen überzeugen halte, konnte ich mir keine Situation vorstellen in der dieses Problem tatsächlich relevant würde. Bis ich Mai-HiME gesehen haben. Dort kommt die Beziehung der Hauptprotagonistin, Mai Tokiha, zu ihrem Bruder Takumi dem Scenario des Paradoxes erstaunlich nahe.

Die Geschichte von Mai und Takumi trägt zum Dramafaktor der Serie bei. Sie verloren in der Kindheit ihre Eltern und wäre das nicht genug leidet Takumi an einer Herzkrankheit die ihn körperlich anfällig und von regelmäßiger Medikamenteneinnahme abhängig macht. Abhilfe verspricht allein eine teure Operation in einer amerikanischen Spezialklink. Mai glaubt die Schuld an dem Zustand ihres Bruders zu haben und opfert den größten Teil ihrer freien Zeit, um Nebenjobs anzunehmen, die das für die Operation nötige Geld einbringen sollen. In der Serie wird hervorragend dargestellt mit welchen Entbehrungen Mai in dieser Situation zu kämpfen hat. Obwohl sie äußerlich immer gut gelaunt wirkt, ist sie innerlich verzweifelt. Als Tkumis Operation schließlich möglich wird, zögert er, sehr zu Mais Überraschung. Er weiß um Mais Seelenzustand und verurteilt sich für die Belastung, die seine Existenz für Mai bedeutet. Als Mei davon erfährt ist sie dem Zusammenbruch nahe; ihr harter Kampf erscheint vergeblich und kontraproduktiv gewesen zu sein. Die Dinge kommen zu einer guten Wendung als es einem Freund gelingt Takumi davon zu überzeugen,  dass er es wert sei weiterzuleben.

Mai und Takumi sind sich gegenseitig so wichtig, dass sie auf ihr eigenes Glück verzichten, wenn es für das Wohlergehen des anderen nötig ist. Aber anstatt das es sie einander stärkt, würde diese Art Beziehung in eine Katastrophe führen, wenn nicht beide fähig wären sich selbst etwas gönnen (was in der Serie sicherlich besser dargestellt ist als ich es hier beschreiben kann).

Mai-HiME ist eine Serie, die man sich ansehen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Die Charaktere sind, obwohl sie auf den gängigen Animeklischees aufbauen, sehr glaubwürdig. Die Motive einiger von ihnen fordern das moralische Urteilsvermögen des Zuschauers heraus, ein Charakter demonstriert das destruktive Potential eines manichäischen  Weltbilds. Vielleicht hat mir das Anime auch wegen seiner liberalen Botschaften so gut gefallen.

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