Mit der Veröffentlichung des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung mehren sich wieder einmal die Stimmen, die nach mehr Umverteilung und mehr Besteuerung verlangen. Meiner Meinung nach zeugen solche Forderungen von einem schiefen Wertesystem. Es ist leicht zu durchschauen, dass das Motiv hinter diesen Forderungen nicht ist, das es den Armen besser geht, sondern den Reichen schlechter. Das erkennt man daran, dass durch Umverteilung gar nicht die Mittel bereitgestellt werden können, die nötig wären, um den Lebensstandard der breiten Bevölkerung dauerhaft zu beeinflussen. Die Umverteilung als Mittel für das vorgegebene Ziel also völlig ungeeignet ist.
So liegt das Gesamtvermögen in Deutschland bei etwa 8 Billionen Euro, pro Deutschem rund 100000 Euro. Auf den ersten Blick recht viel, aber das relativiert sich, wenn man überlegt, was man damit anfangen würde. Sicher angelegt würden 10000 Euro ein passives Einkommen von weniger als 170 Euro im Monat bedeuten, würde man das Vermögen der Welt auf jeden Erdenbürger verteilen reicht es sogar nur für ein passives Einkommen von 30 Euro. 170 Euro ist nicht wenig, aber nicht genug um von einem anderen Lebensstandard sprechen zu können. (Dank an Zettel für dieses Argument)Also ist in letzter Konsequenz das Ziel der Umverteilungsdebatte den Reichtum zu zerstören.
Ein weitaus besseres Mittel um den Lebensstandard der Armen zu heben, dürfte es sein den Reichen ihren Reichtum zu lassen und produktiv einsetzten zu lassen. Denn hinter dem Vermögen der Reichen steht letzten Endes der Kapitalstock, der erst die hohen Arbeitseinkommen der entwickelten Welt ermöglichen. Allein durch Investitionen in leistungsfähige Arbeitsmittel, wie etwa Maschinen oder Transportmittel kann die hohe Produktivität erreicht werden, die sich in hohen Löhnen niederschlägt. Wird der Kapitalstock zerstört, wird auch die Basis für den Wohlstand der breiten Masse vernichtet.
Selbst dann, wenn gar nicht versucht wird den Kapitalstock zu zerstören, sondern ihn durch politische anstatt durch marktwirtschafliche Mittel zu organisieren, ist das Ergebnis die Zerstörung des Kapitalstocks. In der reinsten Form mussten diese Erfahrung die Kommunisten machen. Der Grund ist, dass das Kapital sich nur dann erhalten kann, wenn es wirtschaftlich eingesetzt wird. Das ist nur dann sichergestellt, wenn diejenigen, die über den Einsatz des Kapitals entscheiden, auch von den Erträgen, die das Kapital abwirft profitieren, kann. Andernfalls werden die Entscheidungsträger ihre Entscheidungen nach anderen Kriterien treffen, etwa um ihnen nahestehende Personen zu protegieren oder um politische Vorteile zu gewinnen.
Neben den gesellschaftlichen Nutzen, spricht auch die Moral gegen Umverteilung. Ob jemand Vermögen erwirbt oder nicht hängt direkt von den Entscheidungen ab, die er trifft. Wenn jemand trotz gutem Einkommen, er dieses lieber verkonsumiert, dreimal im Jahr in den Urlaub fliegt und sich ein großes Haus gönnt und kein eben Vermögen bildet, kann derjenige schlecht Ansprüche gegen jemanden anmelden, der sparsam lebt und sein Erspartes klug investiert. Große Vermögen entstehen durch unternehmerisches Engagement. Wer sich nicht unternehmerisch engagiert, kann nicht erwarten ein großes Vermögen aufzubauen und auch nicht von denen, den ein großes Vermögen gelingt, Entschädigung dafür verlangen, dass ihm kein großes Vermögen gelingt.
Vermögen setzt letztlich unternehmerisches Geschick, Risiko und Glück voraus. Glück wird meines Erachtens überschätzt, denn nur der kann sein Glück nutzen, der fähig ist seine Chancen zu erkennen und der sein Kapital im Risiko stehen hat. Ein Vermögen ist oft die Kompensation für das Risiko das man eingegangen ist. In der Regel bedeutet unternehmerisches Risiko wieder bei null anfangen zu müssen, wenn das Geschäft scheitert. Man hat also nur sehr wenige Chancen im Leben, ein großes Vermögen zu machen. Wenn Leute bereit sind ein derartiges Risiko auf sich zu nehmen, um eine Change auf Reichtum zu erhalten, tut man ihnen Unrecht, wenn man versucht sie im Erfolgsfall um ihren Erfolg zu betrügen. Auch Unternehmerisches Geschick fällt niemanden in den Schoß. Man muss es mühsam erwerben und sich dabei mit eher unspannenden Themen, wie Buchhaltung und Wirtschaftsrecht auseinandersetzten. Die Zeit die man opfert um ein guter Unternehmer zu werden, hätte man auch nutzen können um seine Persönlichkeit auf anderen Gebieten weiter zu entwickeln. Der Aufbau eines großen Vermögens ist also immer mit erheblichen Mühen und Risiken verbunden, daher wird ein großes Vermögen immer etwas Seltenes bleiben. Wer die Mühen und Risiken scheut kann auch kein Recht erwerben, an den Vermögen anderer beteiligt zu werden, er erleidet keine Ungerechtigkeit, wenn ihm kein Vermögen zufällt.
Natürlich hat nicht jeder Reiche sein Reichtum auf rechtschaffende Art erworben. Subventionen und Schutz vor Wettbewerbern spielen oft eine große Rolle. Daraus jedoch eine Forderung an jeden aus der Gruppe der Wohlhabenden zu konstruieren, ist dumpfster Kollektivismus. Wichtiger als sich in Vorurteilen gegen Vermögen zu ergötzen ist es die Bedingungen zu bekämpfen unter denen auf unrechtsschaffende Art und Weise Vermögen entstehen kann. Das heißt vor allem den Einfluss der Politik auf die Wirtschaft zurück zu drängen. (Siehe Nutz Wettbewerb den Starken mehr als den Schwachen?)
Wir haben also gesehen, dass Umverteilung im Endeffekt niemanden nützt, außer denen, die durch sie politische Macht erlangen. Dass sie den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand bedroht, da mit zunehmender Umverteilung, die Kapitalbildung zurückgeht und das Kapital weniger effektiv eingesetzt wird. Schließlich dass das Vermögen des Einzelnen von seinen Lebensentscheidungen abhängt und die pauschale Verurteilung der Vermögenden, die man in der Reichtumsdebatte oft sieht, nicht gerechtfertigt ist. Rationaler als eine Umverteilung des Vermögens wäre eine Besteuerung der Intelligenz oder der sexuellen Attraktivität.
(Siehe auch Ars Libertatis zur Umverteilung)
Schlagwörter: Antikapitalismus, Gerechtigkeit, Reichtum, Umverteilung, Ungleichheit
Oktober 6, 2012 um 2:59 pm
Ja…
Ich bin im Ergebnis einigermaßen bei dir, aber zwei Punkt stören mich ein bisschen.
Vielleicht ist das auch eine Definitionssache, aber ich glaube, dass Glück eher dramatisch unterschätzt wird. Gerade bei den wirklich großen Vermögen. Die entstehen nach meiner (zugegeben, nur schwach fundierten) Einschätzung sogar zum überwiegenden Teil durch Glück, oder vielleicht etwas präziser: Nicht durch Verdienst und Fähigkeit der Betroffenen, sondern durch den Zufall, dass sie gerade zur richtigen Zeit unter den richtigen Umständen das richtige versucht haben.
Und ich glaube, du tust den Umverteilern ein bisschen Unrecht, wenn du schreibst, ihr Ziel wäre, Reichtum zu zerstören und nicht Armut zu bekämpfen. Ich glaube schon, dass ihr Ziel ist, Wohlstand für alle zu schaffen. Sie haben ein ungeeignetes Mittel dafür gewählt, aber das wissen sie ja nicht. Spielt natürlich keine Große Rolle, Hitler hat es auch gut gemeint, aber ich denke, fair ist fair.
Oktober 6, 2012 um 3:53 pm
@Muriel: Der Punkt mit dem Glück ist tatsächlich schwierig. Du hast insofern recht, wenn du gigantische Vermögen über 30 Millionen Euro meinst. Die kann man fast nur dadurch erreichen dass man sich bereits im Markt befindet, wenn er sich zu seinen Gunsten entwickelt.
Mein Punkt ist jedoch folgender: Wenn man so positioniert ist, dass man vom Glück profitieren kann, ist man gezwungener Maßen auch so positioniert, dass man alles Verliert wenn man Pech hat. Die Change Glück zu haben erkauft man sich durch das Risiko. Daher wäre es unfair gigantische Vermögen nicht als persönliches Verdienst anzurechnen. Gerade weil es auch ganz anderes hätte kommen können.
Ein zweiter Punkt ist, dass man davon ausgehen kann, dass diejenigen, die ein gigantisches Vermögen erwerben, unter normalen Umständen zumindest ein großes Vermögen erworben hätten.
@Motive des politischen Gegners: Hitler ist es gutes Stichwort, er hat es gut gemeint für die Deutschen. Aber eben nicht für die Juden, Schwule und Behinderte. Es ist daher wichtig das, was die Menschen wollen, aus ihrem Weltbild herauszulösen und unvoreingenommen zu beurteilen. Auch wenn das Leben eines Juden für einen Nazi nichts zählt, bleibt er dennoch ein Verbrecher.
Daher muss man sich folgende Fragen stellen, wenn man Umverteiler bewertet: Wie definieren sie Armut? Wie wollen sie sie bekämpfen? Was bedeutet das konkret?
Umverteiler definieren Armut nicht in absoluten Maßstäben, sondern relativ im Vergleich zum Wohlstand anderer. Wenn man Armut so definiert hilft es überhaupt nichts mehr Wohlstand zu schaffen, sondern man muss die Spitzeneinkommen kappen. Es ist für sie also zweitrangig, ob man durch Umverteilung überhaupt etwas gewinnt, solange die Spitze verliert.
Man darf die Definition der relativen Armut nicht als ungünstigen Behelft betrachten. Die meinen genau das, worauf es hinausläuft.
Oktober 6, 2012 um 4:41 pm
Ich will nicht unnötig konträr sein, aber da bin ich wieder nicht ganz einverstanden. Ich würde gigantische Vermögen durchaus auch als persönliches Verdient anrechnen. Ich glaube, da haben wir jedenfalls keine große DIfferenz.
Bei den Motiven sehe ich das anders. Ich glaube eben nicht, dass Leute, die Umverteilung befürworten, es pauschal nicht gut mit reichen Menschen meinen. Sie sagen (meistens), dass sie die Situation für alle Menschen verbessern wollen, und ich sehe keinen Grund, ihnen etwas anderes zu unterstellen als einen Irrtum über die Wirkung ihrer Mittel.
Oktober 6, 2012 um 8:19 pm
„Ich will nicht unnötig konträr sein“
Das stört mich nicht, Widerspruch schärft den Geist.
„Sie sagen (meistens), dass sie die Situation für alle Menschen verbessern wollen, und ich sehe keinen Grund, ihnen etwas anderes zu unterstellen als einen Irrtum über die Wirkung ihrer Mittel.“
Das sehe ich komplett anders. Wenn man sich in linkslastigen Foren (etwa der Spiegelfechter) umsieht, stellt man fest, dass viele ganz offen zugeben, den Reichen an den Kragen zu wollen. Die Stimmung ist eine Mischung aus Hass und Furcht. Die stehen dem Reichtum anderer nicht neutral gegenüber, sondern gehen davon aus dass Reichtum mit Hilfe von Lobbyismus zum Nachteil der Allgemeinheit eingesetzt wird. Viele glauben dass die Reichen einheitliche Interessen verfolgen, die darin kumulieren die Mittelschicht in die Armut treiben zu wollen. Sie glauben, dass das was sie als Neoliberalismus bezeichnen genau deshalb betrieben wird. Mit einem so irrsinnigen Weltbild sind auch extreme Meinungen nicht weit:
http://www.imgimg.de/bild_Spiegelfechtere499712eJPG.jpg.html
Glaubst du mir jetzt, das es weniger um den Gewinn geht, denn darum den Reichtum (und manchmal auch die Reichen) zu vernichten?
Oktober 6, 2012 um 8:23 pm
Ja gut, du hast Recht. Die Leute beim Spiegelfechter sind wirklich so. Da lese ich auch schon lange nicht mehr mit, um mich und meine Umwelt vor explosivem Brechdurchfall zu schützen.
Aber das lässt sich eben nicht auf alle Leute verallgemeinern, die Umverteilung für eine gute Idee halten.
Wenn ich die Kommentare im GameOne-Blog lese, möchte ich auch an den Videospielfans verzweifeln, aber auch das ist eben nur eine verzerrte Auswahl aus einem breiten Spektrum.
Oktober 6, 2012 um 8:46 pm
„Aber das lässt sich eben nicht auf alle Leute verallgemeinern, die Umverteilung für eine gute Idee halten.“
Zum Glück lässt sich das nicht verallgemeinern. Aber die gemäßigten Befürworter, sind sicher nicht die die an der Spitze der Bewegung stehen. Umverteilung ist eines der Themen mit der Kommunisten versuchen wieder Fuß zu fassen, nachdem sie im Osten von der Macht vertrieben wurden. Es ist ein Gebot der Fairness den Menschen zu sagen, wem und was sie da in die Hände spielen, wenn sie Umverteilung befürworten.
Wie dem auch sei, selbst wenn aus den besten Motiven umverteilt wird, begeben wir uns damit auf eine Slippery Slope an deren Ende ebenfalls die Vernichtung des Reichtums steht. Wenn man einmal damit anfängt schafft man eine Umverteilungsbürokratie, die ihren Einfluss einsetzten wird, um die Umverteilung immer weiter auszudehnen. Da es sich nicht um eine einheitliche Formation handelt, wird jeder Akteur versuchen so viel wie möglich in die eigene Tasche zu lenken, selbst wenn dabei die Gans geschlachtet wird, die goldene Eier legt.
Oktober 6, 2012 um 10:23 pm
Jeder Staat dieser Welt betreibt Umverteilung. Ich finde deshalb die Behauptung etwas gewagt, dass am Ende immer zwangsläufig die Vernichtung jeglichen Reichtums stünde.
Aber vielleicht bin ich jetzt wirklich nur noch kleinlich.
Oktober 6, 2012 um 11:00 pm
Wir befinden uns ohne Zweifel auf dieser Slippery Slope. Die Staatsausgaben wachsen schneller als die freie Wirtschaft, damit wächst der Druck auf die Steuerzahler kontinuierlich. Die Inflationssteuer ist inzwischen höher als der langfristige Zinssatz, damit ist es für den finanziell ungebildeten Bürger nicht mehr möglich Vermögen aufzubauen und ein Ende dieser Situation ist nicht in Sicht. Ich behaupte ja nicht, dass wir entlang Slppery Slope notwendiger Weise bis ans Ende rutschen. Es ist nur eine Tendenz, die durch gegenläufige Tendenzen kompensiert werden kann. Aufgrund der Umverteilung, die wir bereits haben, herrscht jedoch ein erheblicher Druck, die Umverteilung weiter auszudehnen.
Oktober 6, 2012 um 11:09 pm
Klar, das sehe ich auch so.