Archive for Januar 2017

Läuft der Ausbau der Erneuerbaren Energien vor die Wand?

Januar 19, 2017

Der Anteil der Erneuerbaren Energien der Erzeugung elektrischer Energie hat mittlerweile 32% erreicht. Bis 2020 sollen 35% erreicht werden. Heißt dass das die Energiewende erfolgreich verläuft? Nicht unbedingt. Denn es ist abzusehen, dass der weitere Ausbau auf massive technische Hindernisse stößt.

Die Problematik ergibt sich aus der sehr ungleichmäßigen Energiebereitstellung durch erneuerbare Energien. Erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik liefern bezogen auf ihre Spitzenleistung nur verhältnismäßig wenig Energie. Dieser Sachverhalt wird am besten durch den Nutzungsgrad festgestellt, dem Verhältnis aus Vollaststunden zur Betriebszeit. Vollaststunden sind der Zeitraum in Stunden die eine Anlage unter Volllast laufen müsste, um die gleiche Arbeit umzusetzen die sie im betrachteten Zeitraum tatsächlich umgesetzt hat. Der Nutzungsgrad von Windenergie liegt bei 18,8%, der von Photovoltaikanlagen bei 12,6% zum Vergleich Kernkraftwerke erreichen einen Nutzungsgrad von 88% und selbst Gaskraftwerke einen von 36,2% (Quelle). Der niedrige Nutzungsgrad für zu Problemen, da der Zeitraum in dem die Leistungsabgabe erfolgt nicht kontrolliert werden kann.

Wenn man z.B. 30% des Stromverbrauchs durch Windkraft abdecken will entspricht das im Mittel etwa 20 GW. Bei einem Nutzungsgrad von 20% würde man eine Nennleistung von 100 GW Windkraft benötigen. Da die Leistungsabgabe von Windkraftanlagen untereinander stark korreliert sind, erreicht an windstarken Tagen die gesamte Leistungsabgabe von Windkraftanlagen einen relativ hohen Anteil an der Nennleistung aller Windkraftanlagen. In der Folge übersteigt die Energiebereitstellung aus Windkraft immer öfters die Energienachfrage. Mit wachsendem Anteil erneuerbaren Energien wächst daher der der Anteil an Energie für die kein Abnehmer gefunden wird. Analog gilt das auch für die Photovoltaik.

windkraft

Die überschüssige Energie führt zu negativen Strompreisen, d.h. sie ist nicht nur wertlos, bei ihrer Entsorgung fallen darüber hinaus auch noch zusätzliche Kosten an. Wie wirtschaftlich eine Windkraftanlage ist, hängt also nicht alleine von den Merkmalen der Anlage selbst ab, sondern auch davon wie viele andere Windkraftanlagen am Netz angeschlossen sind.

Ein häufiger Einwand gegen diese Argumentation ist, dass es doch möglich sei die überschüssige Energie zu speichern. Dies scheitert jedoch an den eigenen Schwierigkeiten eines solchen Unterfangens. Die Probleme fangen damit an, dass nicht genügend Speicher zur Verfügung stehen. Die effizienteste Form der Speicherung wären Pumpspeicherkraftwerke mit Kosten von 3 bis 5 Cent/kWh und Tag. In Deutschland bestehen Speicherkapazitäten von 40 GWh und Leistungen von 7 Gw. Für den weiteren Ausbau fehlt es an geeigneten Standorten. Auch Druckluftspeicher werden höchsten regionale Bedeutung erlangen. Es bleibt die Umwandlung der überschüssigen Energie in Wasserstoff und dann zwecks Speicherung in Methan. Diese Alternative wird unter dem Stichwort Power-to-Gas (PtG) diskutiert. PtG hat jedoch einen Gesamtwirkungsgrad von nur 35%, auf die Art gespeicherte Energie wäre also allein schon ohne Berücksichtigung der Abschreibung auf die PtG-Anlagen dreimal so teuer wie die ohnehin schon teure Windenergie.

Hinzu kommt, dass Speicher nicht mehr wirtschaftlich sind. Genau wie Spitzenlastkraftwerke lohnen sie sich nur wenn an den Strombörsen hohe Preise zu erzielen sind. Da die erneuerbaren Energien diese Zeiten reduzieren, lassen sich Pumpspeicherkraftwerke nicht mehr wirtschaftlich betreiben.

Insgesamt zeigt sich das der Ausbau der Erneuerbaren Energien um so teuer wird, je weiter der Ausbau voranschreitet. Wir haben den Punkt erreicht ab dem die Kosten für die Abregelung der Anlagen und der Entsorgung der überschüssigen Energie zunehmend relevant werden. Technologien um diese Probleme zu beheben stehen kurzfristig nicht zur Verfügung und es ist nicht absehbar, dass diese auch nur halbwegs wirtschaftlich angewendet werden können. Ich rechne daher mittelfristig mit weiteren Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetz, die den weiteren Ausbau verlangsamen und schließlich ganz stoppen.

Einzelaktien oder ETFs?

Januar 12, 2017

Durch die Finanzblogger-Scene läuft ein Bruch. Das Verhältnis der beiden Seiten ist teils durch Koexistenz teils durch feindliche Ablehnung geprägt. Die Rede ist von der Spaltung zwischen passiven und aktiven Investoren. Als Anleger steht man vor der Entscheidung welchen Anlagestil man verfolgen sollte.

Passive Anleger gehen davon aus, dass sie nicht die Fähigkeit haben durch eine geschickte Auswahl von Aktien oder anderen Techniken wie Markttiming eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Ihr Ziel ist es daher, der Rendite des Gesamtmarkts möglichst nahe zu kommen und dabei nicht mehr Risiko einzugehen als notwendig. Ihr bevorzugtes Anlagevehikel sind daher ETFs, also börsengehandelte Indexfonds.

Eine andere Variante dieses Anlagestils sieht es vor, zwar in Einzelaktien zu investieren, aber in der Ansparphase nie Aktien zu verkaufen. Typischerweise wird ein Investor mit dieser Variante keine Zufallsauswahl treffen, sondern in Aktien investieren, deren Chancen-Risiko-Verhältnis er für überdurchschnittliche hält. Beliebt sind etwas Blue-Chips und Dividendenaktien. Mit dieser Auswahl befindet sich der Investor schon auf halben Weg im Lager der aktiven Anleger.

Aktive Anleger glauben, dass sie sie entweder höhere Renditen als der Gesamtmarkt einfahren oder sich für ihr Portfolio ein günstigeres Verhältnis aus Chancen und Risiko ergibt. Anleger die von ihren Fähigkeiten besonders überzeugt sind, werden versuchen ihre Rendite durch Kredithebel oder Derivate wie Optionen zusätzlich zu steigern. Die Entscheidung zwischen aktivem oder passivem Investieren ist also keine rein binäre Entscheidung, es gibt vielmehr ein Spektrum von Anlagestilen, die in unterschiedlichen Maß aktiv sind. Diejenigen die meinen der reinen Lehre der finanzwissenschaftlichen Orthodoxie folgen zu müssen, kommen jedoch um eine reine ETF-Strategie nicht herum.

Für die ETF-Anhänger sprechen zwei Argumente, die im Zusammenspiel die ETF-Strategie als zwingend erscheinen lassen. Zum einen ist das das Argument der effizienten Märkte, zum anderen der Effekt der Diversifikation. Das Argument der effizienten Märkte besagt, im Kurs von Anlagegegenständen bereits alle relevanten Informationen eingepreist sind. In der Folge haben alle Anlagegegenstände die gleiche risikobereinigte Renditeerwartung. Dass die Renditeerwartung für alle Aktien gleich ist besagt nicht, dass der Anlageerfolge bei allen Aktien derselbe ist. Jede Aktie ist mit einem ihr eigentümlichem Risiko behaftet. Je nachdem in welcher Form sich dieses Risiko materialisiert fällt das Ergebnis für jede Aktie sehr unterschiedlich aus. Dem Argument der effizienten Märkte zufolge lässt sich dieses Risiko nicht besser einschätzen als es sich bereits im Preis  der Aktie wiederspiegelt. Was sich jedoch erreichen lässt ist, dass sich die eigentümlichen Risiken der unterschiedlichen Aktien verringern indem man von jeder einzelnen Aktie nur sehr wenig hält, das ist der Effekt der Diversifikation.

Ein großer Vorteil der ETF-Strategie ist, dass dadurch sehr einfach eine hohe Diversifikation erreicht werden kann. Hält man nur eine Aktie muss man von einer jährlichen Standardabweichung von knapp 50% des Vermögens ausgehen. Je mehr Aktien man hält umso kleiner fallen die Schwenkungen aus. Hält man den gesamten Markt kann man mit einer Standardabweichung von nur knapp 20% rechnen. Hält man nur 20 oder 30 Aktien hat man eine um ein bis zwei Prozentpunkte höhere Standardabweichung. (Quelle)

Die Annahme von effizienten Märkten hat den Nachteil, dass sie sich nicht belegen lässt. Eine Studie, die die Markteffizienzhypothese testen will, kann nur einzelne Strategien auf eine Überrendite hin untersuchen. Sie kann nie ausschließen, dass es nicht doch eine Strategie gibt, die funktioniert. Hinzukommt, dass sich viele Entscheidungen im Investitionsprozess sich nicht auf eine formale Strategie abbilden lassen, der menschliche Faktor sozusagen unberücksichtigt bleibt.

Schließlich gibt es viele empirische Ergebnisse, die der Markteffizienzhypothese wiedersprechen, d.h. es gibt Strategien, die so einfach sind, dass sie sich formalisieren lassen, die dennoch den Markt schlagen. Die Finanzmarktforschung nennt solche Strategien häufig Faktoren so wurde der Value, Small Cap und Momentum-Faktor entdeckt. Die finanzakademische Orthodoxie verteidigt sich gegen diese Anomalien indem sie die Faktoren als Indikatoren für Risiko interpretiert. Wobei noch niemand genau sagen konnte, worin das Risiko das mit den Faktoren eingeht genau bestehen soll.

Wir können also die Hypothese effizienter Märkte getrost außer Acht lassen. Ein besseres Modell um zu beschreiben, welche Informationen in den Aktienkursen bereits enthalten sind, ist das Modell des marginalen Investors. Stellen wir uns eine Reihe von Investoren vor, jeder hat schätzt den Wert einer Aktie etwas unterschiedlich ein. Wenn der Kurs unter dem Wert liegt, den der Investor für die Aktie schätzt, ist er bereit diese in seinem Portfolio zu halten. Durch den Marktprozess verteilen sich  die Aktien nun auf diejenigen Investoren, die ihren Wert am höchsten eingeschätzt haben. Der Marginale Investor ist der, der gerade so Aktien erhält, das ist dann der Fall wenn sein Wertschätzung genau dem Kurs der Aktie entspricht. Der Marginale Investor hat die bewundernswerte Fertigkeit den Kurs der Aktie zu bestimmen. Die Konsequenz ist, dass wir davon ausgehen können, dass die Informationen, die dem Marginalen Investor bewusst sind, gerade diejenigen sind, die im Kurs eingepreist sind oder andersherum Informationen die dem Marginalen Investor unbekannt sind, sind auch nicht im Kurs enthalten.

Die Entscheidung ob man sich eine Überrendite gegenüber dem Markt zutraut, läuft also auf die Frage hinaus ob man für informierter hält als den marginalen Investor. Die besten Chancen auf einem Informationsvorsprung erreicht man, wenn man systematische Fehler anderer Investoren ausnutzt. Beispiele wären: Psychologische Fehler (Ankereffekt, Panik), mangelnde Branchenkenntnisse (mit guten Chancen ist der marginale Investor kein Branchenexperte, aber kann man sich dem so sicher sein?), mangelndes Verständnis für den Kapitalzyklus (die Wirkung von Investition und Deinvestition auf die Wettbewerbssituation), mangelndes Verständnis für die langfristige Bedeutung von Qualität, keine hinreichende Berücksichtigung von operativ nicht notwenigen Anlagegütern (Net-Nets).

Wenn man nicht bereit ist die Zeit und Mühen auf sich zu nehmen, die erforderlich sind, um einen Informationsvorsprung gegenüber dem Marginalen Investor zu haben, fährt man mit ETFs sicherlich besser. Trifft man beim Zusammenstellen des Portfolios keine Auswahl, die repräsentativ für den gesamt Markt ist, besteht das Risiko, dass man selbst die systematischen Fehler begeht, die von anderen Investoren ausgenutzt werden können.

Wenn man sich für einen passiven oder aktiven Anlagestil entscheidet muss man sich mit zwei Faktoren auseinandersetzten. Die weniger entscheidende ist, ob es einem als aktiven Anleger gelingt eine hinreichende Diversifikation aufrecht zu erhalten. Wesentlich bedeutsamer ist die Frage wie man seine eigenen Fähigkeiten einen Kurs zu bestimmen einschätzt und zwar nicht gemessen an objektiven Kriterien, sondern gemessen an denjenigen anderen Investoren, die aktuell für die Kurse bestimmend sind. Aber auch für die Anleger die vielleicht keine Überrendite erwarten kann es sich lohnen eine aktive Auswahl zu treffen. Als aktiver Anleger ist man in höheren Maß für seine Ergebnisse selbst verantwortlich, der Anspruch des Investierens an Intellekt und Charakter steigt damit. Viele werden bereits daraus eine Befriedigung gewinnen sich diesen Herausforderungen zu stellen.