Archive for November 2016

Wie rational ist die Politik?

November 23, 2016

Der Begriff „Postfaktisch“ hat die öffentliche Debatte erobert. Frank-Walter Steinmeiers hat den Begriff zwar nicht direkt popularisiert, aber die Debatte auch die entsprechende Frage gelenkt, indem er in einem Beitrag in der FAZ feststellt, dass in der „Öffentlichkeit Fakten verbogen und abgestritten werden“. Sogar er erkennt an, dass es für die Gesellschaft überlebenswichtig sei, dass Debatten auf der Grundlage von Fakten geführt würde. Die Ursachen sieht er jedoch in einem „nicht enden wollenden Schwall von Informationen“, der von der digitalen Revolution erzeugt werde.

Es lässt sich kaum abzustreiten, dass Steinmeier damit recht hat, dass in der Öffentlichen Debatte Fakten keinen hohen Stellenwert haben und das es enorme Schäden verursachen kann, wenn Entscheidungen nicht auf der Basis von Tatsachen gefällt werden. Allerdings ist Steinmeier als Bote dieser Nachricht nicht glaubwürdig. So verweigert sich doch seine eigene Partei dem Faktum, dass die Einheitsschule die Leistungsfähigkeit des Schulsystems beeinträchtigt. Auch gehört er einer Regierung an, deren Versagen in der Energie- und Flüchtlingspolitik, gerade durch das hartnäckige abstreiten von Fakten begründet ist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass postfaktische Politik weiter verbreitet ist und tiefere Ursachen hat als Steinmeier bereit ist zuzugestehen.

Wie jede Organisation in der mehrere Menschen an Entscheidungen beteiligt sind, ist die Politik anfällig für Groupthink. Unter Groupthink versteht man die Tendenz von Gruppen schlechtere Entscheidungen zu treffen als es Kompetenz und Informiertheit der einzelnen Mitglieder erwarten ließe. Zu dem Groupthink kommt es, weil die Mitglieder Informationen und Meinungen zurückhalten, die dem Gruppenkonsens zuwiderlaufen. Dieses Verhalten ist mehr als verständlich, denn Widerspruch und Kritik führt beim Empfänger zu Stress. Für einen Entscheidungsprozess konstruktives Verhalten ist alles andere als nett. Zu Groupthink im eigentlichen Sinne kommt es wenn sich die Gruppe vor äußeren Einflüssen abschottet.

Dass in der Politik starker Groupthink wirkt, sieht man sehr gut an dem selektiven Umgang mit wissenschaftlichen Fakten. Fakten, die die vorherrschende Meinung stärken, werden akzeptiert und weiterverbreitet. Ein Beispiel wäre die Klimaforschung. Ergebnisse, die jedoch den Konsens wiedersprechen, werden ignoriert und verschwiegen. Hier wäre ein Beispiel der Fakt das nach Expertenmeinung grüne Gentechnik nicht mit höheren Risiken verbunden ist als die traditionellen Züchtungsmethoden.

Die Politik anfälliger für Groupthink als es bei anderen Institutionen der Fall ist, denn sie hat nicht nur Sachfragen zum Inhalt, in der Politik wird primär Macht verhandelt. Die Sachfragen werden oft zum bloßen Vehikel für Machtkämpfe. In der Politik kann man es sich nicht leisten Dogmen in Frage zu stellen, weil dies immer auch Angriff gegen die Gruppe gewertet wird. Ein Politiker, der in Sachfragen Kritik äußert, sitzt schnell zwischen allen Stühlen.

Verschärfend kommt hinzu, dass sich inzwischen die Unkultur ausgebreitet hat, abweichende Meinung nicht als legitim anzuerkennen, sondern im Gegenteil als unmoralisch zu dämonisieren. Kernenergiebefürworter können ein Lied davon singen. Diese Unkultur ist in linken Parteien, sogar noch stärker verbreitet als in liberalen oder konservativen. Als politische Strategie war dieses Vorgehen in der Tat erfolgreich, die Folge war jedoch, dass in Politik und Medien legitime und notwendige Gegenmeinungen fehlen und wie die Reaktionen nach der Wahl Trumps zeigen, die Fähigkeit verloren gegangen ist, das Ergebnis demokratischer Entscheidungen zu akzeptieren.

Meines Erachtens ist das einige Mittel das gegen Groupthink hilft, die Gruppe schnelles Feedback auszusetzten. Durch schnelles Feedback werden nicht nur Fehler schnell erkannt. Auch ist der Gruppe noch präsent, wie die Prozesse aussahen, die zu der schlechten Entscheidung geführt haben und was unterlassen wurde, um zu einer guten Entscheidung zu gelangen. Organisationen haben vor allem dann ein Interesse daran schnelles Feedback zu erhalten, wenn ihre vitalen Interessen davon abhängen. In der Wirtschaft ist dies schon dadurch gegeben, dass ein fehlerhaftes Produkt Schadensersatz und einen schlechten Ruf nach sich ziehen. In der Politik haben die Akteure hingegen die Macht sich dem Feedback ganz zu entziehen. Prominentestes Beispiel für dieses Verhalten ist der Vertuschungsskandal um die Kölner Silvesternacht. Ähnliches Verhalten mag es auch in der Unternehmenswelt geben, Unternehmen die so handeln werden jedoch früher oder später zum Opfer der kreativen Zerstörung.

Wir haben gesehen, dass es für postfaktische Politik tiefere Ursachen gibt – Groupthink. Für die die Politik besonders anfällig ist. Meines Erachtens ist das Problem massiv und entspringt dem Wesen der Politik, den Machtbesitz auszuhandeln, so dass nur für triviale Probleme von der Politik rationale Entscheidungen erwartet werden können. Die Lösung muss es sein möglichst gar keine Entscheidungen der Politik anzuvertrauen.

Lohnt es sich noch zu sparen?

November 17, 2016

Jeder muss für sich selbst definieren welche finanziellen Ziele er sich setzt und mit welchen Mitteln er diese erreichen will. Das wirtschaftliche und politische Umfeld bestimmen welche Mittel verfügbar sind. Je nach politischer Lage können also manche Ziele nicht oder nur noch mit sehr viel höherem Aufwand erreicht werden. Angesichts der langen Phase der Nullzinsen stellt sich die Frage, welche finanziellen Ziele überhaupt noch realistisch zu erreichen sind.

Die wichtigsten finanziellen Zielsetzungen sind Finanzieller Schutz und eine zumindest teilweise finanzielle Unabhängigkeit. Daneben kann auch der Wunsch nach besonders teuren Konsumgegenständen eine langfristige Finanzielle Planung erfordern. Hier wären als erstes die Immobilie und das Auto zu nennen.

Finanzieller Schutz ist dann erreicht, wenn unerwartet hohe Ausgaben und kürzere Phasen ohne Verdienst aus eigenen Mitteln überbrückt werden können. Als Richtwert für den finanziellen Schutz gelten liquide Mittel in Höhe von drei bis sechs Monatsausgaben. Finanzielle Freiheit heißt über ein Kapitaleinkommen zur verfügen, dass die Lebenshaltungskosten deckt.

Wie wichtig sind diese Ziele und können sie überhaupt noch realistischer Weise erreicht werden? Finanzieller Schutz sollte wirklich jeder anstreben. Wenn man ihn erreicht hat, ist man diverse Sorgen los. Die Frage ob am Ende vom Geld noch Monat übrig ist, stellt sich nicht mehr. Man kann den Unsicherheiten des Lebens mit mehr Gelassenheit entgegensehen. Das befreit die mentalen Ressourcen für wichtigere Themen.

Als das Mittel der Wahl um finanziellen Schutz zu erreichen gelt das Ansparen auf einem Tagesgeldkonto und vergleichbare Anlagen wie Geldmarktfonds. Diese Anlagevehikel haben den Vorteil, dass sie sehr schnell verfügbar sind und kaum Ausfall- oder Markrisiken aufweisen, so dass sie in dem üblichen wirtschaftlichen Umfeld tatsächlich ausreichen um finanziellen Schutz zu gewährleisten. Dies ändert sich jedoch in einem stark inflationären oder deflationären Umfeld. In einer solchen wirtschaftlichen Lage droht entweder ein starker Kaufkraftverlust (Inflation) oder es besteht eine hohes Risiko das auch ansonsten sichere Gegenparteien in Konkurs gehen (Deflation). Es ist also empfehlenswert einen Teil der sicheren Reserve nicht nur als Tagesgeld zu halten.

Als Alternativen bietet sich als Absicherung gegen eine Deflation Bargeld an. Zur Absicherung gegen Inflation helfen Devisen, Edelmetalle oder Kryptowährung. Devisen haben den Vorteil hoher Liquidität, allerdings haben sie auch den Nachteil, dass sie selbst Inflation unterliegen und das wirtschaftliche Umfeld weltweit meistens sehr ähnlich ist: haben wir in Europa galoppierende Inflation, dann wahrscheinlich auch in den USA. Ein weiterer Nachteil: Lebt man in einem Wirtschaftsraum mit harter Währung muss man mit eine negativen Rendite auf seine Devisenbestände rechnen.

Durch Edelmetalle kann man sich gut vor Inflation und Deflation schützen. Allerdings sind die Wertschwankungen hier verhältnismäßig hoch. Der gravierendste Nachteil ist jedoch, dass Edelmetalle im Vergleich zu den anderen Alternativen wenig liquide sind. Kryptowährungen sind als Vehikel für den finanzieller Schutz sehr interessant. Sie sind deutlich liquider als Gold, aber genauso unabhängig vom Wirtschaftlichen Umfeld. Allerdings sind die Wertschwankungen extrem, der Hauptnachteil ist jedoch die Unsicherheit darüber welche Kryptowährungen auch in Zukunft eine hohe Akzeptanz finden. Wie sich in diesem Abriss schon andeutet, das Thema finanzieller Schutz ist vielschichtiger als es auf dem ersten Blick den Anschein hat. Schon hier kann einen finanzielle Bildung helfen besserer Entscheidungen zu treffen.

Die Absicht eine teilweise finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen verbirgt sich oft in dem Wunsch die Rentenlücke im Alter zu füllen. Dies sollte jedoch nicht der einzige Grund sein finanzielle Unabhängigkeit anzustreben. Finanzielle Unabhängigkeit verschafft auch dann zusätzlich Optionen für die eigene Lebensgestaltung, wenn sie nicht ganz erreicht ist. Man ist weniger abhängig vom Beruf und der Schritt in die Selbstständigkeit kann einem leichter fallen. Mit steigender finanzieller Unabhängigkeit entfällt der Zwang einer Erwerbsarbeit nachzugehen sogar ganz, was entsprechende Freiräume für eigene Projekte lässt. Andererseits gilt jedoch auch, dass man nicht mehr damit rechnen kann, dass der Staat allen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Es wäre daher leichtfertig sich im Alter allein auf den Staat zu verlassen.

Es hat sich gezeigt, dass das einzige Mittel ist finanzielle Unabhängigkeit mit realistischen Aufwand zu erreichen unternehmerische Beteiligung in ihren unterschiedlichen Formen ist. Die radikalste Form unternehmerischer Beteiligung ist es wenn man sein eigenes Unternehmen aufbaut. Zwar sind hier die Chancen am größten, jedoch erfordert, dieser Weg ein enormes Engagement und Risikobereitschaft. Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir die Investition in ein diversifiziertes  Aktienportfolio. Dazwischen gibt es zahlreiche Abstufung von der aktiven Aktienanlage über Beteiligung bis hin zum Immobilienhandel. Interessant ist vor allem die Aktienanlage. Sie erlaubt es die finanzielle Unabhängigkeit anzustreben ohne hohe Risiken eingehen zu müssen oder sein Lebensstil seiner Anlageentscheidung total anpassen zu müssen. Das Thema Aktienanlage werde ich in kommenden Artikeln weiter vertiefen.

Insgesamt zeigt sich also, dass je mehr man sein Leben eigenverantwortlich und selbstbestimmt leben will, desto ehrgeiziger man in seinen finanziellen Zielsetzungen sein muss. Die wirtschaftliche und politische Lage hat zwar einen enormen Einfluss darauf wie leicht sich diese Ziele erreichen lassen, jedoch kann einen auch in schwierigen Zeiten das richtige finanzielle Wissen Optionen verschaffen, das eigene Leben zum Besseren zu wenden. Die wichtigste Investition ist also nicht die konkrete Wertsumme, die man anlegt, es ist die Investition in die eigene finanzielle Bildung.

In der Reise zur finanziellen Unabhängigkeit geht es um mehr als nur ein paar Zahlen auf dem Bildschirm. Sie fordert Charakter und Intellekt und bildet diese zugleich. Aus diesem Grund werde ich in Zukunft auch vermehrt über finanzielle Themen schreiben.

Congratulations, Mr Trump

November 11, 2016

In der Regel ist die Wahl des amerikanischen Präsidenten ein Nicht-Ereignis. Werden im Wahlkampf, die noch die Unterschiede beton, zeichnet sich die Amtsführung durch eine Konstanz zwischen den einzelnen Amtsinhaber aus, die es kaum ermöglich zwischen ihnen zu differenzieren. Kaum ein Präsident dürfte das deutlich gemacht haben wie Barak Obama. Ich erwarte auch unter einem Präsidenten Trump business as usual. Dennoch erfüllt mich die Wahl Trumps mit einer gewissen Genugtuung.

Um es von Anfang an klar zu stellen: Trump ist für mich unwählbar. Zwar kann man mit einiger Zuversicht hoffen, dass seine Pläne eine Mauer nach Mexiko bauen zu lassen und ein Einreiseverbot für Muslime zu verhängen, dem Wahlkampf geschuldet waren und nie wirklich seinen Absichten entsprachen, jedoch haben diese Manöver gezeigt, dass Trump bereit ist sich über das Gebot des Anstandes hinwegzusetzten, wann immer er sich davon einen Vorteil verspricht.

Die Gegenkandidatin Clinton ist allerdings moralisch genau so wenig für das Amt geeignet. Ihre Verfehlungen in der eMail-Affäre erfüllen offenbar mehrere Straftatbestände. Darüber hinaus ist sie von einer an Menschenverachtung grenzende Empathielosigkeit geprägt.

Trump dürfte seinen Wahlsieg vor allem zwei Dingen verdanken. Die Unbeliebtheit seiner Gegenkandidatin und Obamacare. Allen muss klar gewesen sein, dass Clinton die Regierung „weiter so“ geführt hätte wie es die Vorgängerregierungen taten. Die amerikanischen Wähler tolerieren das immer weniger. Schon Obama wurde vor allem deswegen gewählt, weil er sich als Gegner des Establishments ausgeben konnte. Dadurch dass Trump von der meisten Medien angefeindet wurde und durch seinen Bruch mit der Political Correctness, war Trump als Gegner des Establishments deutlich glaubwürdiger als Obama.

Die meisten Europäer halten Obamacare für einen lange überfälligen Schritt, der vielen Amerikanern Zugang zu Leistungen ermöglicht, die in Europa für selbstverständlich gelten. In den USA hingegen ist ObamaCare extrem unpopulär. Für den Großteil der Amerikaner haben sich die Gesundheitskosten stark erhöht. Leistungen die zuvor die Arbeitgeber getragen haben müssen die Arbeitnehmer nun selbst stemmen. Eine große Mehrheit fordern daher Anpassungen oder die Rücknahme der Reform. Auch hier wurde von Trump erwartet, dass er eher im Sinne der Wähler agiert als es Clinton tun würde.

Beide Punkte verdeutlichen: den Wahlsieg verdankt Trump mehr den Umständen denn der eigenen Persönlichkeit. Vermutliche hätten jede der beiden Parteien haushoch gewonnen, wenn sie als Kandidaten einen Besenstiel aufgestellt hätten. Ein Besenstiel hätte auch den Vorzug, dass man ihm abnimmt nicht Teil der politischen Eliten zu sein, ohne dass er zuvor Minderheiten beleidigen muss.

Alles im einen erwarte ich von Trump nicht viel. In seinem protektionistischen Glauben sehe ich sogar eine ernsthafte Gefahr. Meine Genugtuung speist sich daraus das die Waffen der politischen Empörung stumpf geworden sind. In den letzten Jahren gelang es durch die Sexismus- bzw. Rassismuskeule quasi beliebige Personen aus ihren Öffentlichen Ämtern vertreiben. Dass das Establishment alles getan hat um Trump zu verhindern lag vor allem daran, dass kein Präzedenzfall geschaffen werden durfte, in dem ein Amtsträger oder Anwärter den Sexismusvorwuft überlebt. Dass es nicht gelungen ist Trump zu verhindern, zeigt wie weit die Legitimationskrise von Politik und Medien bereits fortgeschritten ist.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 3

November 3, 2016

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Elektroautos aus eigener Kraft durchsetzen können. Im zweiten Teil zeigte sich, dass ein erzwungener Umstieg von den Verbrennern auf das Elektroauto mit erheblichen gesellschaftlichen Risiken und Belastungen verbunden ist. Die diesen Teil der Serie werde ich der Frage nachgehen, was die Fehlentscheidung, massiv auf die Elektromobilität zu setzen, über den Charakter unsere politischen Eliten aussagt.

Die Apologeten der Elektromobilität würden gegen die Argumente, die ich in dieser Serie vorgebracht habe, einwenden, dass die Einsparung an CO2, die Risiken und Belastungen wert sei. Dieser Einwand ist zu hinterfragen: woher kann man wissen, dass die Einsparungen das wirklich wert sind? Was auf den ersten Blick nach einer Übung in komplizierten technischen Berechnungen aussieht, hat eine verblüffend einfach Antwort: Die Einsparungen sind es wert, wenn der Verkehr in den CO2-Handel einbezogen wird und sich unter diesen Bedingungen das Elektroauto gegen die Verbrenner durchsetzt.

Der CO2-Handel hat den Zweck die Anstrengungen, CO2 einzusparen, dort zu fokussieren, wo dies mit dem kleinsten Aufwand den größten Effekt erzielt. Dazu werden die Wirtschaftssubjekte mit der Menge an Rechten, CO2 freizusetzten ausgestattet, die unsere weisen Staatlenker für angemessen halten. Jeder Emittent von CO2 ist dann mit der Frage konfrontiert, ob seine CO2 freisetzenden Aktivitäten sich noch lohnen wenn sie mit Verschmutzungsrechten hinterlegt werden müssen. Die Folge dieser Institution ist, dass die Aktivitäten eingestellt werden, die bezogen auf die gleiche Menge an CO2-Emission am wenigsten Wert schaffen und dass die CO2-Emissionen, die mit am wenigsten Aufwand vermieden können, eben auch vermieden werden. Es spielt dabei keine Rolle, auf wen die Emissionsrechte anfänglich verteilt wurden.

Der Verkehr könnte in den CO2-Handel eingebunden werden. Dazu wäre es ausreichen, wenn für sämtlichen in Verkehr gebrachten Kraftstoff einer Menge an Emissionrechten hinterlegt werden muss, die seinem Kohlenstoffgehalt entspricht. Diese Maßnahme kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen: Die Verkehrsteilnehmer können zu dem Schluss kommen, dass sich Elektroautos doch mehr lohnen als Verbrenner, sie können sich dafür entscheiden, dass ihnen die bessere Tauglichkeit der Verbrenner wichtiger ist, als die finanziellen Vorteile eines Elektroautos, so dass das entsprechende CO2 an anderer Stelle eingespart werden wird oder die Industrie reagiert mit technischen Maßnahmen, durch die die Verbrenner auch trotz CO2-Handels wirtschaftlicher werden als das Elektroauto.

Der Vorteil einer solchen Regelung wäre, dass die Abwägung individuell erfolgt. Es wäre nicht die Politik die für alle entscheidet, was die bessere Technologie ist, sondern jeder kann anhand seiner eigenen Bedürfnisse selbst entscheiden. Niemand wäre gezwungen den Vorgaben der Mehrheit zu folgen, ein Teil der Verkehrsteilnehmer würde so entscheiden und die übrigen anders. Es stellt sich also die Frage warum das nicht der von der Politik angestrebte Weg ist.

Es fällt auf, dass die Politik dadurch, dass sie sich zur Unzeit auf eine Technologie festlegt, die Kontrolle über Entscheidungen an sich reißt, die optimaler Weise an anderer Stelle getroffen werden sollte. Die Politik kennt weder alle Motive, die bei einem Autokauf eine Rolle spielen, noch kennt sich die technischen Rahmenbedingungen, die sich in den nächsten Jahren ergeben. Dennoch steht das Ziel, das der Verbrenner dem Elektroauto weichen muss schon fest. Der Politik muss also zu minderst fehlende Demut bescheinigt werden. Sie hat kein Gespür für die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten.

Des Weiteren zeugt das starre Festhalten an einem einmal gewählten Mittel, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen von Engstirnigkeit. Eine einmal getroffene Entscheidung kann nur noch kaum revidiert werden. Ein ähnliches Verhalten sehen wir in der Flüchtlingsfrage. Die Ursache für diese Engstirnigkeit ist weniger in persönlichen Charaktereigenschaften der einzelnen Politiker zu sehen, sondern darin, dass in der Politik Sachfragen als Medium für Machtkämpfe dienen. Sachfragen dienen dazu Allianzen zu bilden, das Ansinnen, eine Beschlussfassung zu revidieren, muss auf Angriff der sie tragende Allianz interpretiert werden.

Schließlich ist das Verhalten der Politik durch ein an Kontrollwahn grenzendes Misstrauen gegenüber den Untertanen gekennzeichnet. Sie traut es den Untertanen nicht zu angemessene Entscheidungen zu treffen, obwohl diese über überlegeneres Wissen verfügen. Diese kennen die eigenen Bedürfnisse besser, als die Politik je könnte, weil das Wissen über die Bedürfnisse über alle Köpfe verteilt ist und sie kennen den aktuellen technischen Stand, während die Entscheidungen der Politik immer ein Stück weit zurückliegen und politische Entscheidungsprozesse ohnehin zu langsam sind um mit den neusten Technischen Entwicklungen mitzuhalten.

Fehlende Demut, Engstirnigkeit und übersteigertes Kontrollbedürfnis sind Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit. Grundlegend für eine narzisstische Störung ist die Unfähigkeit die Bedürfnisse anderer zu erkennen. Für einen Narzissten sind diese nicht nur zweitrangig, sie sind nicht existent. Tatsächlich kann man sich nicht dem Eindruck erwehren, dass die Bedürfnisse der breiten Bevölkerung für die Politik nur dann interessant sind, wenn sie der Projektion eigener Bedürfnisse dienen.