Archive for Oktober 2012

David Friedman über Bestrafung

Oktober 14, 2012

Letzte Woche bin ich auf einen sehr interessanten Artikel von David Friedman gestoßen (via Libertäre Gedanken). Friedman setzt sich darin mit dem Problem auseinander wie Rechtsübertretungen geahndet werden sollen. Dazu stellt er zunächst fest, dass das gegenwärtige System viel Raum für Effizienzsteigerungen lässt. Für Friedman ist eine Strafe dann effizient, wenn ihre Umsetzung weniger Kosten als andere Verursacht, aber Kriminelle im gleichen Maß vor Verbrechen abschreckt. Menschen ins Gefängnis zu stecken sei unnötig teuer, eine effizientere Möglichkeit sei es, die Todesstrafe auf alle Verbrechen anzuwenden. Bei Verbrechen, bei denen die Todesstrafe nicht gerechtfertigt erscheint, schlägt er vor die Todesstrafe nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu vollstrecken und den Delinquenten ansonsten laufen zu lassen. Das sieht zum Beispiel so aus, das ein Verbrecher, der 10 Jahre Haftbekäme mit einer Wahrscheinlichkeit von 1/6 gehängt werden würde und mit 5/6 laufen gelassen wird. Desweiteren seien nach Friedman Strafzahlungen und Zwangsarbeit effektive Bestrafungsmethoden.

Obwohl es für Friedmans weitere Argumentation keine Rolle spielt muss ich ihm in einem Punkt wiedersprechen. Meines Erachtens ist es nicht möglich zwei Ungerechte Strafen so zu verknüpfen das eine gerechte herauskommt. Ein Räuber der 10 Jahre Gefängnis verdient hat erleidet eine massive Überbestrafung, wenn man in hängt und erfährt eine massive Unterbestrafung, wenn man ihn laufen lässt. Daran ändert sich auch nichts dadurch, dass man das Los über die Strafe entscheiden lässt. Denn in dem Fall ist das Los nur der Entscheidungsmechanismus, aber die Tatsache dass gelost wird ist nicht die Strafe selbst. Desweiteren glaube ich nicht das es möglich ist, so unterschiedliche Dinge wie Gefängnis- und Todesstrafe miteinander zu verrechnen, denn die Todesstrafe bedeutet mehr als nur den Verlust an Lebenszeit, den man durch das Gefängnis zu erleiden hätte.

Friedman macht seinen Vorschlag natürlich nicht, weil er ihn für das bessere System hält, sondern um eine bestimmte Tatsache zu demonstrieren. Er merkt daher selbst, an das so ein System kaum überzeugen kann und dem Gerechtigkeitsempfinden der meisten zuwiderläuft. Laut Friedman ist das Problem bei einem effektiven Strafsystem, dass es nicht nur keine Kosten verursacht, sondern manche Akteure können in so einem System das Humankapital oder sogar biologische Kapital der Delinquenten abschöpfen, ob sie nun schuldig sind oder nicht. Da das Rechtssystem nun aber nicht von Philosophen-Königen gleitet wird, sondern von Menschen die auf Anreize reagieren, wird ein effektives Bestrafungssystem selbst Kosten verursachen, indem  es die Wahrscheinlichkeit hochtreibt, dass man als Unschuldiger und für sehr geringe Vergehen hart bestraft wird. Unter einem Solchen System werden die Menschen also Maßnahmen ergreifen, die dazu dienen sich vor ungerechtfertigten oder überzogenen Strafen zu schützen. Diese Maßnahmen gehen nun selbst wieder auf Kosten der wirtschaftlichen Effektivität und der Lebensqualität. Daher ist es unterm Strich vorteilhafter, auf ein effektives Bestrafungssystem zu verzichten und es bei einem weniger effizienten zu belassen.

Ich finde Friedman hat mit seiner Argumentation einen sehr zentralen Punkt erfasst. Aus ihr geht zwanglos hervor, warum es in einem guten Justizsystem mindestens genauso wichtig ist Unschuldige vor Strafe zu verschonen, wie Schuldige zu bestrafen. Seine Argumentation ist unabhängig davon wie das Rechtssystem sonst ausgestallt ist. Ob es auf Tradition, Demokratischer Mehrheitsentscheidung oder Anarchokapitalistischen Rechtsagenturen beruht spielt keine Rolle; jedes dieser Systeme kann in die Friedmansche Effizienzfalle laufen. Dass es tatsächlich Situationen gibt, die nach dem Friedmanschen Schema verlaufen sieht man zum Beispiel an der deutschen Abmahnindustrie, in der die Anwälte von einem zu viel an Abmahnungen profitieren. Friedmans Argumentation zeigt also ein tatsächlich noch ungelöstes Problem auf.

Vom Reichtum einzelner profitieren alle!

Oktober 5, 2012

Mit der Veröffentlichung des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung mehren sich wieder einmal die Stimmen, die nach mehr Umverteilung und mehr Besteuerung verlangen. Meiner Meinung nach zeugen solche Forderungen von einem schiefen Wertesystem. Es ist leicht zu durchschauen, dass das Motiv hinter diesen Forderungen nicht ist, das es den Armen besser geht, sondern den Reichen schlechter. Das erkennt man daran, dass durch Umverteilung gar nicht die Mittel bereitgestellt werden können, die nötig wären, um den Lebensstandard der breiten Bevölkerung dauerhaft zu beeinflussen. Die Umverteilung als Mittel für das vorgegebene Ziel also völlig ungeeignet ist.

So liegt das Gesamtvermögen in Deutschland bei etwa 8 Billionen Euro, pro Deutschem rund 100000 Euro. Auf den ersten Blick recht viel, aber das relativiert sich, wenn man überlegt, was man damit anfangen würde. Sicher angelegt würden 10000 Euro ein passives Einkommen von weniger als 170 Euro im Monat bedeuten, würde man das Vermögen der Welt auf jeden Erdenbürger verteilen reicht es sogar nur für ein passives Einkommen von 30 Euro. 170 Euro ist nicht wenig, aber nicht genug um von einem anderen Lebensstandard sprechen zu können. (Dank an Zettel für dieses Argument)Also ist in letzter Konsequenz das Ziel der Umverteilungsdebatte den Reichtum zu zerstören.

Ein weitaus besseres Mittel um den Lebensstandard der Armen zu heben, dürfte es sein den Reichen ihren Reichtum zu lassen und produktiv einsetzten zu lassen. Denn hinter dem Vermögen der Reichen steht letzten Endes der Kapitalstock, der erst die hohen Arbeitseinkommen der entwickelten Welt ermöglichen. Allein durch Investitionen in leistungsfähige Arbeitsmittel, wie etwa Maschinen oder Transportmittel kann die hohe Produktivität erreicht werden,  die sich in hohen Löhnen niederschlägt. Wird der Kapitalstock zerstört, wird auch die Basis für den Wohlstand der breiten Masse vernichtet.

Selbst dann, wenn gar nicht versucht wird den Kapitalstock zu zerstören, sondern ihn durch politische anstatt durch marktwirtschafliche Mittel zu organisieren, ist das Ergebnis die Zerstörung des Kapitalstocks. In der reinsten Form mussten diese Erfahrung die Kommunisten machen. Der Grund ist, dass das Kapital sich nur dann erhalten kann, wenn es wirtschaftlich eingesetzt wird. Das ist nur dann sichergestellt, wenn diejenigen, die über den Einsatz des Kapitals entscheiden, auch von den Erträgen, die das Kapital abwirft profitieren, kann. Andernfalls werden die Entscheidungsträger ihre Entscheidungen nach anderen Kriterien treffen, etwa um ihnen nahestehende Personen zu protegieren oder um politische Vorteile zu gewinnen.

Neben den gesellschaftlichen Nutzen, spricht auch die Moral gegen Umverteilung. Ob jemand Vermögen erwirbt oder nicht hängt direkt von den Entscheidungen ab, die er trifft. Wenn jemand trotz gutem Einkommen, er dieses lieber verkonsumiert, dreimal im Jahr in den Urlaub fliegt und sich ein großes Haus gönnt und kein eben Vermögen bildet, kann derjenige schlecht Ansprüche gegen jemanden anmelden, der sparsam lebt und sein Erspartes klug investiert. Große Vermögen entstehen durch unternehmerisches Engagement. Wer sich nicht unternehmerisch engagiert, kann nicht erwarten ein großes Vermögen aufzubauen und auch nicht von denen, den ein großes Vermögen gelingt, Entschädigung dafür verlangen, dass ihm kein großes Vermögen gelingt.

Vermögen setzt letztlich unternehmerisches Geschick, Risiko und Glück voraus. Glück wird meines Erachtens überschätzt, denn nur der kann sein Glück nutzen, der fähig ist seine Chancen zu erkennen und der sein Kapital im Risiko stehen hat. Ein Vermögen ist oft die Kompensation für das Risiko das man eingegangen ist. In der Regel bedeutet unternehmerisches Risiko wieder bei null anfangen zu müssen, wenn das Geschäft scheitert. Man hat also nur sehr wenige Chancen im Leben, ein großes Vermögen zu machen. Wenn Leute bereit sind ein derartiges Risiko auf sich zu nehmen, um eine Change auf Reichtum zu erhalten, tut man ihnen Unrecht, wenn man versucht sie im Erfolgsfall um ihren Erfolg zu betrügen. Auch Unternehmerisches Geschick fällt niemanden in den Schoß. Man muss es mühsam erwerben und sich dabei mit eher unspannenden Themen, wie Buchhaltung und Wirtschaftsrecht auseinandersetzten. Die Zeit die man opfert um ein guter Unternehmer zu werden, hätte man auch nutzen können um seine Persönlichkeit auf anderen Gebieten weiter zu entwickeln. Der Aufbau eines großen Vermögens ist also immer mit erheblichen Mühen und Risiken verbunden, daher wird ein großes Vermögen immer etwas Seltenes bleiben. Wer die Mühen und Risiken scheut kann auch kein Recht erwerben, an den Vermögen anderer beteiligt zu werden, er erleidet keine Ungerechtigkeit, wenn ihm kein Vermögen zufällt.

Natürlich hat nicht jeder Reiche sein Reichtum auf rechtschaffende Art erworben. Subventionen und Schutz vor Wettbewerbern spielen oft eine große Rolle. Daraus jedoch eine Forderung an jeden aus der Gruppe der Wohlhabenden zu konstruieren, ist dumpfster Kollektivismus. Wichtiger als sich in Vorurteilen gegen Vermögen zu ergötzen ist es die Bedingungen zu bekämpfen unter denen auf unrechtsschaffende Art und Weise Vermögen entstehen kann. Das heißt vor allem den Einfluss der Politik auf die Wirtschaft zurück zu drängen. (Siehe Nutz Wettbewerb den Starken mehr als den Schwachen?)

Wir haben also gesehen, dass Umverteilung im Endeffekt niemanden nützt, außer denen, die durch sie politische Macht erlangen. Dass sie den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand bedroht, da mit zunehmender Umverteilung, die Kapitalbildung zurückgeht und das Kapital weniger effektiv eingesetzt wird. Schließlich dass das Vermögen des Einzelnen von seinen Lebensentscheidungen abhängt und die pauschale Verurteilung der Vermögenden, die man in der Reichtumsdebatte oft sieht, nicht gerechtfertigt ist. Rationaler als eine Umverteilung des Vermögens wäre eine Besteuerung der Intelligenz oder der sexuellen Attraktivität.

(Siehe auch Ars Libertatis zur Umverteilung)