Archive for März 2009

Fördert Frau von der Leyen Kinderpornographie?

März 30, 2009

Wie im letzen Beitrag erwähnt wurden die Möglichkeiten Kinderpornographie im Netz zu bekämpfen nicht ausgeschöpft. Es wäre mit den jetzigen Mitteln möglich sich direkt an die Provider zu wenden, bei denen die problematischen Inhalte gehosted sind, damit sie vom Netz genommen werden. Was wesentlich effektiver ist als ein Webfilter. Frau von der Leyens Plänen zu Folge würde der Filter dieses Vorgehen ersetzen. Zudem ist es sehr viel schwieriger Kinderpornographie auch nur zu finden als den Filter zu umgehen. Da wie die Vergangenheit gezeigt hat sich die Filterlisten nicht geheim halten lassen und auch Pädophile auf sie zugreifen können, wird es wohl zu dem Streisand-Effekt kommen: Die gefilterten Seiten werden bekannter als es ohne Eingriffe möglich gewesen wäre. Ich halte Frau von der Leyen zwar nicht für sonderlich kompetent, aber zumindest ist davon auszugehen, dass sie über beiden Punkten bescheid weis. Ich nehme daher an, dass sie bewusst in Kauf nimmt die Kinderpornographie zu fördern. Davon sollten hysterische Anschuldigungen nicht ablenken.

Der Kampf beginnt

März 25, 2009

Soeben habe ich aus den Nachrichten erfahren, dass die Bundesregierung tatsächlich vorhat eine Internetzensur einzuführen. Der vorgeschobene Grund ist, dass damit Kinderpornographie bekämpft werden soll. Dass es sich nicht um den wirklichen Grund handeln kann belegen Experimente, die zeigen, dass es um einiges wirksamere Mittel gibt. Die Informationspolitik des Wahrheitsministeriums lässt sich nur noch als Propaganda bezeichnen. Dabei sind die Maßnahmen die getroffen werden soll gegen die Verbreitung von Kinderpornographie nutzlos, da sie sich einfach umgehen lassen, wenn man das Ziel kennt. Problematisch ist, dass sich die Zensurmaßnahmen auf legalen Weg nicht kontrollieren werden kann. Wer die Liste zu sperrender Inhalte festlegt, kann damit leicht das Verbreiten unliebsamer Inhalte hemmen, da sie nur noch durch konspiratives Vorgehen erreichbar sind. Wenn die Inhalte jedoch sowieso auf konspirative Weise verbreitet werden, was bei Kinderpornographie unzweifelhaft der Fall ist, ist diese Vorgehen wirkungslos. Welche Inhalte dem Wahrheitsministerium ein Dorn im Auge sind dürfte leicht zu erraten sein.

Weiter oben habe ich geschrieben, dass sie die Maßnahmen umgehen lassen. Dies will weiter ausgeführt werden. Geplant ist die Server die einer Domain die richtige IP-Adresse zuweisen, so zu manipulieren, dass sie die Anfrage auf eine Andere Seite umleiten. Um dies zu verhindern gibt es zwei Ansatzpunkte: Man kann auf DNS-Server umstellen, die bisher nicht manipuliert werden oder man gibt die IP einer Seite direkt in den Browser ein sofern bekannt. Die IP einer Seite erfährt man indem man in der Kommandozeile (unter Windows: Auf Start kicken, dann auf Ausführen dort cmd eingeben) ping URL ausführen lässt. Etwas schwieriger wird es wenn unter der IP virtuelle Hosts geführt werden, dann muss man an die IP nochmals die Domain und tld hängen also anstelle von 72.233.2.58 heißt es 72.233.2.58.freiheitundoptimismus.wordpress.com

Weitere in näherer Zukunft hilfreiche Seiten dürften die wikileaks und der Blog von Alvar Freude zu dem Thema sein.

Das Internet hat das größte Potential den Weg zur Knechtschaft umzukehren, wir dürfen es nicht dem Staat preisgeben lassen. Der Kampf für ein freies Internet ist von strategischer Bedeutung, ICH RUFE DAHER DAZU AUF GEGEN DIE ZENSURPÄNE MASSIVEN WIEDERSTAND ZU LEISTEN. Thematisiert die Zensur in euren Blogs, sprecht mit euren Freunden darüber, verbreitet das Wissen wie man die Zensur umgehen kann. Wenn eure Provider vorauseilendem Gehorsam üben sollten, droht ihnen, verklagt sie und kündigt ihnen. Beteiligt euch an Demonstrationen in eurer Nähe.

Männlichkeit als Bedrohung und Triebfeder

März 24, 2009

Ein bleibendes Thema der Männerbewegung ist die Frage, was die Männlichkeit ausmacht und wie mit ihr umzugehen ist. Da Männlichkeit eine Fassette der Sexualität darstellt, ergibt sich eine Antwort von selbst: Männlichkeit ist, was von Frauen begehrt wird. Wie wir aus eigener Anschauung oder Studium von PU-Lektüre wissen hängt diese Begehren vom Sozialen Rang und der Souveränität des Mannes ab. Da Männer im Gegensatz zu Frauen mit mehreren Partnern gleichzeitig Nachkommen haben kann, ist der Anteil Männer, die von Frauen als attraktiv empfunden werden, kleiner als umgekehrt. Das urtümliche Familienmodell war die Polygynie. Natürlich hat sich dieser Umstand auf die angeborenen Verhaltensweisen der Männer ausgewirkt. Eine Folge ist der ausgeprägte Wettbewerbsinstinkt und das Streben zur Spitze. Um bei Frauen Erfolg zu haben reicht es nicht Mittelmaß zu sein, Mann muss sich über die Anderen erheben. Hierin liegt die Ursache dafür, das Linke die Männlichkeit bekämpfen und abschaffen wollen, das natürliche Verhalten der Männer vereitelt ihren Traum einer egalitären Gesellschaft.

Tatsächlich ist diese Verhalten nicht unproblematisch und die Ursache für Konflikte. Ändern lässt es sich jedoch nicht. In jungen Jahren werden Rangkämpfe noch körperlich ausgetragen, mit zunehmendem Alter werden sie jedoch subtiler. Das Dissen ist eine Form die sich bei Jugendlichen beobachten lässt. Die Möglichkeit bei Rangkämpfen auf Gewalt zurückgegriffen wird bleibt jedoch bestehen, insbesondere wenn es nicht gelingt jungen Männern die Regeln einer Gesellschaft einzuschärfen. In vergangenen Zeiten war es eine Funktion des Patriarchats die Aggression der nachrückenden Generation zu kontrollieren.

Es ist kaum bekannt, dass das Patriarchat nicht in erster Line die Herrschaft der Männer über die Frauen bedeutete, sonder die Herrschaft der Elterngeneration über die Kinder. Zweck des Patriarchats war es die Reproduktion in bestimmter Weise zu steuern. Es sollten nur Kinder geboren werden, wenn die Familie die Ressourcen hatte sie auch durch zubringen, dafür sorgte das Verbot kein Sex vor der Ehe zu haben und die war einem Paar nur möglich, wenn der Ehemann über ein ausreichendes Einkommen verfügte. Damit sich der Mann sicher sein konnte nur die eigenen Kinder zu unterstützen, wurde die Sexualität der Frau besonders streng kontrolliert. Die Aggression der Heranwachsenden sollte durch die Autorität des Vaters gehemmt werden. Da diese durch langjährige Betaisierung oft zerstört war, musste durch Religion ein Ersatz geschaffen werden.

Mit dem technischen Wandel wurden die Funktionen das Patriarchats zunehmend überflüssig. Mit der industriellen Revolution stiegen die Löhne auch einfacher Arbeit auf ein Niveau, dass die Einschränkungen, wer eine Ehe schließen darf, von immer mehr Menschen überwunden werden konnte. Verhütung trennte die Reproduktion von der Sexualität und auch Kuckuckskinder wären dank Vaterschaftstest kein Problem, wenn sie nicht kriminalisiert werden würde. Das wichtigste ist jedoch, dass es die dynamische Wirtschaft des Kapitalismus schafft, die Aggression junger Erwachsender in produktive Bahnen zu lenken. Dem Kaputtkonkurrieren des Überkommenen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Reaktionen auf Anschläge

März 17, 2009

Zu den Pflichten des öffentlichen Diskurses gehört es zu allen bedeutenden Ereignissen Stellung beziehen zu müssen. Bei Anschlägen heißt es dann von Politikern, ‚wir sind betroffen‘ und ‚es wird Handlungsbedarf gesehen‘. Meistens sind die Reaktionen absolut vorhersehbar, aber sind sie sinnvoll?

Auf jedes negative Ereignis mit Trauer zu reagieren, kann jedenfalls kaum gesund sein. Auf der Welt geschehen jeden Tag schreckliche Dinge, würde man sich das zu Herzen nehmen käme man aus der Betroffenheit nicht mehr heraus. Um fair zu sein auf der Welt geschehen jeden Tag auch ganz wundervolle Dinge. Es gibt absolut keinen Grund einige Ereignisse aus dieser gewaltigen Menge willkürlich auszuwählen und mit besonderer Tragweite zu versehen. Wäre jedoch das eigene Gefühlsleben von den Weltereignissen oder den Wiederfahrnissen einer großen Menge anderer abhängig, dann hätten die Erlebnisse des eigenen Lebens keine Bedeutung für einen selbst und somit auch der Großteil unserer Handlungen nicht. Nun kann man argumentieren, dass es gerade eine Voraussetzung eine moralische Persönlichkeit zu sein ist, dass das eigene Handeln Bedeutung hat. In diesem Sinn ist es sogar geboten zu den Weltereignissen eine professionelle Distanz zu wahren, wenn es einem möglich ist.

Kommen wir zum Handlungsbedarf, in Deutschland leben Millionen von Schulkindern, zehntausende davon müssen jedes Jahr sterben. Ein Amoklauf oder Anschlag auf Schulen tötet aufs Jahr gesehen vielleicht zehn Kinder. Die Zahlen zeigen ganz eindeutig, das das Risiko einem Amoklauf zum Opfer zu fallen, so gering ist das es gegenüber dem sonstigen Lebensrisiko einfach nicht ins Gewicht fällt. Kein Mensch würde Maßnehmen gegen ein so geringes Risiko treffen, müsste er die Kosten selbst tragen.

Mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen.

Symbol einer zynischen Gesellschaft

März 15, 2009

Genderama berichtet.

Stimmt der Libertarismus mit wissenschaftlichen Erkenntnissen überein?

März 11, 2009

Es ist die Meinung weit verbreitet, dass man einer Weltanschauung nicht von falsifizierbaren Argumenten anhängt, sondern wegen ihren Werturteilen. Das mag im Großen und Ganzen zutreffen, verdeckt aber die Tatsache, dass auch Weltanschauung eine große Anzahl falsifizierbarer Aussagen macht. Daher der Anspruch des Marxismus ein wissenschaftlicher Sozialismus zu sein. Allerdings kann der Marxismus diesen Anspruch nicht einlösen. So haben sich fast alle seine wesentlichen Aussagen als falsch herausgestellt. (Um nicht zu sagen alle wesentlichen Aussagen die mir bekannt sind.) Die Arbeitswertlehre ist falsch. Es gibt keinen Trent zur Verelendung und hat ihn wahrscheinlich auch niemals gegeben. Das Elend der industriellen Revolution war eine Folge der demographischen Umwälzung, nicht des Kapitalismus. Überakkumulation ist nicht dazu geeignet Wirtschaftskrisen zu erklären. Noch gibt es einen Trent zu Kapitalkonzentration. Soviel zum Marxismus, es stellt sich die Frage ob es um den Libertarismus tatsächlich besser steht.

Um diese Frage zu beantworten ist ein kurzer Überblick über die Grundaussagen des Libertarismus nötig. Die moralphilosophischen Aussagen blenden wir aus, denn das sind tatsächlich reine Werturteile. Die erste Grundaussage ist der Antikollektivismus oder auch methodische Individualismus: das Handeln von kollektiven Entitäten kann auf das Handeln von Einzelnen zurückgeführt werden. Zweitens die Triebfeder staatlichen Handelns ist nicht der Gesamtwille, sonder das Eigeninteresse der Verantwortlichen. Drittens staatliches Handeln tendiert dazu diejenigen auf Kosten von anderen zu bevorteilen, die Einfluss auf Staat ausüben können. Viertens staatliche Leistungen lassen sich ohne oder bis auf wenige Ausnahmen auch von privaten Institutionen erbringen. Es handelt sich hier um sehr allgemeine Aussagen, sodass eine eindeutige Antwort nur mit extremem Aufwand zutage treten dürfte, eine oberflächliche Überprüfung sollte jedoch eventuelle eklatante Widersprüche aufdecken können.

Solche Widersprüche können ausgeschlossen werden, wenn die genannten Aussagen mit Modellen übereinstimmen, die nicht falsifiziert wurden und die Erklärungskraft für empirische Befunde haben. Als wissenschaftliche Referenz ziehe ich Charles B. Blankarts „Öffentliche Finanzen in der Demokratie“, 7.Auflage,München 2008 heran. Es handelt sich hierbei um eine Einführung in die Finanzökonomie, der ökonomischen Theorie des Staates, wie sie in den letzten Jahren entwickelt wurde. Der theoretische Rahmen dieser Disziplin wird durch vier Grundannahmen definiert: 1. Der methodische Individualismus 2. Die Eigennutzannahme 3. Die Annahme gegebener Präferenzen und veränderter Beschränkungen (d.h. das man Verhaltensänderungen eher auf eine Veränderung der Situation zurückführt, als darauf das sich die Handelnden es sich anders überlegt haben, ändert sich die Situation wird der Einzelne auch über einen anderen Umfang an Ressourcen, seinen Beschränkungen, verfügen.) 4. Die Annahme der Existenz relevanter Alternativen (d.h. man geht davon aus, dass wenn sich die Beschränkungen ändern, Einzelne durch Verhaltensänderungen darauf reagieren können. Laut Blankart wird diese Annahme in Marxistischen Theorien verworfen, was zu Zusammenbrucherwartungen und determinierten Geschichtsbild führe.) Zumindest der Antikollektivismus scheint noch aktuell zu sein, wenn auch erwähnt werden muss, dass außerhalb der Finanzökonomie noch Ansätze verfolgt werden, die den methodischen Individualismus verwerfen.

Auch die zweite These ‚die Triebfeder staatlichen Handelns ist nicht der Gesamtwille, sonder das Eigeninteresse der Verantwortlichen‘ ist im Finanzökonomischen Modell enthalten. In späteren Kapiteln wird dieser Punkt weiter ausgeführt und etwa die Wirkung verschiedener Mehrheitsregeln auf die Entscheidungsfindung diskutiert. Interessant ist, dass der Finanzökonomie zufolge staatliches Handeln durch ein zweistufiges Prinzipal-Agent-Verhältnis bestimmt wird; der Prinzipal ist zunächst der Wähler der Politiker verhält sich ihm gegenüber als Agent. Der Politiker kann jedoch nicht selbst handeln, sondern gibt der Verwaltung Anweisungen. Geht man die Hierarchie der Verwaltung durch wird man auf weitere Prinzipal-Agent-Verhältnisse stoßen. Ein etwaiger Gesamtwille der Wähler würde in der konkreten Entscheidungsfindung und Ausgestaltung immer weiter verwässert werden.

Im Zusammenhang mit der dritten These ‚staatliches Handeln tendiert dazu diejenigen auf Kosten von anderen zu bevorteilen, die Einfluss auf Staat ausüben können‘ ist insbesondere das Wagnersche Gesetz zu erwähnen. Es sagt aus das der Staat im Vergleich zur gesamten Wirtschaftlichen Aktivität überproportional wächst. Aufgestellt wurde es bereits im 19. Jahrhundert noch bevor es zu dem massiven Anstieg des Staatsanteils von ungefähr 10% auf um die 50% im 20. Jahrhundert kam. Blankart geht anhand von Einkommens- und Preiselastizitäten der Frage nach ob dieser Anstieg den Wünschen der Bürger entsprechen kann, also die Nachfrage nach Gütern, die vom Staat monopolisiert wurden, im Vergleich zu anderen angestiegen ist und kommt zu dem Ergebnis das nur etwa die Hälfte des Staatswachstums darauf zurückzuführen sind, was der libertären Erwartung entspricht.

Eine Studie (Bjørnskov, Christian; Dreher, Axel; Fischer, Justina, ‘The bigger the better? Evidence of the effect of government size on life satisfaction around the world’, Public Choice, Volume 130, Numbers 3-4, March 2007 , pp. 267-292(26)) hat gezeigt, dass sich die Größe der Staatsausgaben negativ auf die Lebenszufriedenheit der Bürger auswirkt. Besonders stark ist der Effekt auf Männer und Personen mit niedrigen oder mittleren Einkommen, wenn die Regierung von der Linken gestellt wird. Auch das stützt die dritte These.

Die vierte These ‚ staatliche Leistungen lassen sich ohne oder bis auf wenige Ausnahmen auch von privaten Institutionen erbringen‘ wird von Blankart nicht unterstütz: Er führt an dass öffentliche Güter vom Staat bereit gestellt werden müssen. Er geht davon aus, dass die Verfassung Regeln enthält die von jedem als gerecht angesehen werden und vertritt die Meinung, dass Umverteilung die auf Basis dieser Regeln beschlossen wird gerecht sei. Allerdings zeigt er ebenso, dass Umweltprobleme durch das Zuteilen von Verschmutzungsrechten auch ohne Regulierung gelöst werden können. Die Argumente die Blankart zugunsten des Staates aufführt überzeugen mich jedoch nicht, ein ökonomisches Modell kann kaum alle Möglichkeiten abdecken, die Privatanbieter einfallen, um Trittbrettfahrerprobleme zu lösen. Möglicher Weise liegt auch eine ähnliche Situation vor, wie in der Banktheorie, dort geht man davon aus, dass dem Bankwesen immanente Instabilitäten zu eigen sind, ohne das es dafür ausreichende theoretische oder empirische Belege gebe.

Blankarts Buch behandelt eine Vielzahl weiterer interessanter Modell und Untersuchungen, die libertäre Ideen stützen oder mit denen sich Libertäre auseinander setzten sollten. Daher kann ich es allen die tief in die ökonomische Beschreibung des Staates einsteigen wollen nur empfehlen.

Meine fünf Cent zur Finanzkrise

März 6, 2009

Zur Finanzkrise ist schon einiges geschrieben worden, um dazulegen wo aus meiner Sicht ihre Ursachen liegen, möchte ich daher die Dinge so einfach wie möglich beschreiben. Die Grundlage für die Krise war die Blase am Immobilienmarkt, deren Platzen zur bekannten Misere führte. Der meines Erachtens beste Ansatz um Blasen zu verstehen ist es, sie als Pyramidensystem zu betrachten. Man engagiert sich, weil man vermeintlich einen Goldesel ausgemacht hat, aber beachtet nicht die Endlichkeit des entsprechenden Geschäftsmodells. Typisch ist das die Anleger eines solchen Modells objektiv gesehen gegen ihre eigenen Präferenzen handelten; der Hausbesitzer, der einen „Home Equity Loan“ aufnimmt, erhöht seine implizite Miete über das hinaus was er eigentlich bereit ist für das Wohnen zu zahlen, geht aber davon aus, dass er die Kosten nicht selbst trägt, sondern sie durch den Weiterverkauf des Hauses decken kann. Ein Pyramidensystem kann daher nur aufrecht erhalten werden indem die Einzelnen Fehler machen oder darauf spekulieren dass andere Fehler machen. In einer Welt die von hominibus oeconomicibus bewohnt wäre, könnte es keine dieser Systeme geben.

Aus libertärer Sicht ist zunächst nichts dagegen einzuwenden, dass sich Einzelne an Pyramidensystemen beteiligen, solange kein Betrug im Spiel ist, die Gewinnerwartung ist in der Regel sogar besser als beim Lotto. (Was auch der Grund ist warum sie kriminalisiert werden, sie weichen das verdeckte Finanzmonopol Glücksspiele auf.) Gefährlich werden Pyramidensysteme jedoch wenn sie Billionenbeträge umfassen. Dann fangen sie an die produktiven Wirtschaftsbeziehungen zu verdrängen. Diejenigen, die sich an dem System beteiligen, können solange es läuft die überbieten, die sich nicht beteiligen, die Wirtschaft richtet sich an dem Pyramidensystem aus. Gelingt es dem System auch ausländisches Kapital anzuziehen, ändert sich auch die Struktur des Außenhandels; da die Zahlungsbilanz ausgeglichen sein muss, wird der Zustrom an Kapital durch Importe ausgeglichen d.h. der gesteigerte Außenwert der Währung sorgt dafür, dass die eigene Industrie nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft ist zumindest zum Teil auf diesen Effekt zurückzuführen. Bricht das System schließlich aus Liquiditätsmangel zusammen, ist auch der Teil der Wirtschaftsstruktur nicht mehr zu halten, dass von der Befriedigung der Bedürfnisse derer gelebt hat, die am System beteiligt waren.

Die Wirtschaftsgeschichte hat gezeigt, dass solche Pyramidensysteme, die die gesamte Wirtschaftsstruktur eines Landes beeinflussen, nur auftreten, wenn die Geldmenge ausgeweitet wird. Eine Erklärung möchte ich nicht geben, sonder stelle es als empirische Tatsache in den Raum. Charles Kindleberger scheint in „Manias, Panics, and Crashes“ diesen Zusammenhang herausgearbeitet zu haben. Da er jedoch versucht den „deregulierten“ Markt für die Geldmengenausweitung verantwortlich zu machen, sind die Gründe die er, laut dem Blog angibt, meist etwas schief. So wurde die der Tulpenkrise vorhergehende Inflation durch die besondere Konkurrenzfähigkeit der holländischen Münzereien hervorgerufen und sie fiel nicht etwa aus wie dort angegeben (1), er unterschlägt die Rolle der französischen Reparationszahlungen im Gründerboom und übergeht quasi die gesamte Free Banking Theorie, die zeigt das Überemission in einem freien Finanzwesen eher unwahrscheinlich ist. Da sich die Free Banking Theorie zumindest laut den Befürwortern (andere ignorieren sie) mit den Historischen Erfahrungen deckt, kann man davon aus gehen das „fiat money“ tatsächlich die wesentliche Ursache der Finanzkrise ist. Auch wenn andere Erklärungen besser geeignet wären das Trockenlegen Steueroasen zu begründen.

(1) Winand von Petersdorff-Campen, in Crash Finanzkrisen gestern und heute, 2008, S.22

Steinbrück und die Steuerzahler

März 6, 2009

Steinbrück: Der Staat müsse dafür Sorge tragen, „dass nicht die Steuerzahler enteignet werden“.

Die Ironie dieses Satzes fällt Steinbrück wahrscheinlich noch nicht einmal auf.