Archive for Dezember 2016

Vitamin D!

Dezember 22, 2016

Die meisten dürften über Vitamin D so viel wissen, dass es in der Haut gebildet wird und man sich deswegen möglichst oft der Sonne aussetzen sollte. Was den wenigsten jedoch klar sein sollte ist, dass es sehr anspruchsvoll ist ausreichend Vitamin D zu bilden und man daher mit einigen einfachen Maßnahmen man sehr viel für die eigene Gesundheit tun kann, wenn man sich bewusst um eine gute Vitamin D Versorgung kümmert.

Vitamin D wird über mehrere Zwischenschritte von der Haut gebildet, wenn sie UVB-Strahlung mit einer Wellenlänge von 290–315 Nanometern ausgesetzt ist. Leider ist es so, dass UVB-Strahlung relativ schnell von der Atmosphäre absorbiert wird. Nur wenn der Sonnenstand mehr als 35 Grad beträgt kann nennenswert Vitamin D gebildet werden. Dieser Sonnenstand wird in unseren Breiten von Oktober bis März gar nicht erreicht und erst von Mai bis August ist die Sonne ab 17 hoch genug. Das heißt jemand der unter der Woche einen 9 to 5 job nach geht, kommt die meiste Zeit des Jahres nur an den Wochenenden dazu größere Mengen Vitamin D zu bilden. Gleichzeitig spielt die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung nur eine untergeordnete Rolle.

Die Notwendigkeit sich der Sonne auszusetzen beißt sich daher mit unseren modernen Lebensstil, die Folge ist, dass Vitamin D Mangel weit verbreitet ist. Man geht davon aus das die Hälfte der Deutschen eine Vitamin D Unterversorgung haben. Vitamin D wurde zwar zuerst wegen seiner Rolle im Calciumhaushalt untersucht, inzwischen weiß man jedoch das Vitamin D auf äußerst vielfältige Weise auf den Körper wirkt. Ein Vitamin D Mangel erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, Osteoporose und Krebs. Die Vitamin D Versorgung beeinflusst insgesamt die Sterblichkeit maßgeblich.

Interessant ist das obwohl viele Studien, die nach einem Zusammenhang zwischen Vitamin D-Konzentration im Blut und Krankheiten suchten, diesen in der Regel fanden. Studien hingegen, die untersuchten, ob Menschen, die zusätzlich Vitamin D einnehmen, mit geringerer Häufigkeit erkranken, häufig zu dem Schluss kamen, dass kein Zusammenhang besteht. Eine Erklärung für diesen Umstand könnte sein, dass Vitamin D im Zusammenspiel mit verschiedenen Kofaktoren wirkt. So ist für die Nutzung von Vitamin D Magnesium notwendig. Zusätzliches Vitamin D sorgt dabei zu einem höheren Magnesium-Verbrauch. Leidet man unter einem Magnesiummangel kann auch das Vitamin D nicht vollständig wirksam werden.

Ein weiterer Wichtiger Mitspieler ist das Vitamin K2. Der Hintergrund ist die mögliche Nebenwirkung von Vitamin D: Es ermöglicht den Körper die Aufnahme von Calcium. Wird zu viel Calcium aufgenommen, setzt es sich in Gewebe und Gefäßen ab und verursacht entsprechende Krankheitsbilder. An dieser Stelle kommt das Vitamin K2 ins Spiel. Es sorgt dafür das Calcium auch vom Körper genutzt wird und schützt so vor Verkalkung. Dieser Zusammenhang ist vor allem deswegen bedenklich, da ein Vitamin K2 Mangel verbreitet ist.

Es empfehlen sich einige Maßnahmen um Vitamin D Mangel vorzubeugen. Im Sommer ist darauf zu achten sich zur Mittagszeit regelmäßig der Sonne auszusetzen und dabei mindestens Gesicht, Hände und Unterarme unbedeckt zu halten. Hält man sich unter der Woche viel in geschlossenen Räumen auf sollte man wenigstens die Mittagspause dafür nutzten. Die Vitamin D Produktion hört auf wenn eine leichte Rötung erreicht ist, eine längere Sonnenbestrahlung mach keinen Sinn. Daher ist es hilfreich der Sonne möglichst viel Haut zu zeigen.

Im Winter sollte man über die Einnahme von Vitamin D Präparaten nachdenken. Hier ist zu beachten, dass die noch verbreiteten Dosierungsempfehlungen von 400 IE (40 IE Vitamin D entsprechen 1 µg)  nach neueren Erkenntnissen viel zu niedrig sind, man geht von einem Tagesbedarf von 3000 IE aus. Zum Vergleich unter optimalen Bedingungen bildet der Körper 10 000 bis 20 000 IE.

Wie wir gesehen haben spielt Vitamin D für die Gesundheit eine herausragende Rolle. Gleichzeitig verhindert unser moderner Lebensstil eine ausreichende Versorgung. Daher sind die Chancen groß dass man sein körperliches Wohlbefinden steigern kann, wenn man sich bewusst um eine ausreichende Versorgung von Vitamin D und seine Kofaktoren kümmert.

Weiter Informationen: http://www.vitamind.net/

Welche Rendite kann man langfristig für Aktien erwarten?

Dezember 17, 2016

Wenn man plant mit welchen Mitteln man seine finanziellen Ziele erreichen möchte, ist es eigentlich unerlässlich zu wissen welche Renditen man mit die einzelnen Anlageklassen erreichen kann. Für die interessantesten Anlageklassen wie Aktien lässt sich das jedoch nicht im Vorhinein sagen. Darin unterscheiden sie sich von festverzinslichen Geldanlagen und das ist meines Erachtens die Ursache für ihre historische Überrendite gegenüber diesen. Um dem Dilemma aus möglichen Überrendite gegenüber Unkenntnis der zukünftigen Rendite zu entkommen, muss der Anleger eine Prognose erstellen welche Rendite er durch seine Aktienanlage erwartet. In diesen Artikel will ich erläutern, wie eine solche Prognose aussehen kann.

Prognosen haben den Nachteil, dass sie eigentlich nie eintreffen. Wir haben jedoch die günstige Situation, dass unsere Prognose nicht exakt sein muss. Es reicht wenn wir eine Mindestrendite angeben können, die mit hoher Wahrscheinlichkeit übertroffen wird. Die einfachste Schätzung der zukünftigen Renditen ist es die Renditen der Vergangenheit fortzuschreiben. Schon bei diesem Versuch lauern einige Fallstricke. Die Rendite an der wir interessiert sind soll eine Prognose des Zukünftigen Vermögens ermöglichen im einfachtesten Fall nach der Formel: zukünftiges Vermögen = heutiges Vermögen * ( 1 + Rendite ) ^ Anlagezeitraum

Nun ist die Rendite bei Aktien nicht konstant, sondern schwankt von Jahr zu Jahr und wird oft sogar negativ. Man muss also einen geeigneten Mittelwert finden. Setzt man in diese Formel das arithmetische Mittel ein, erhält man ein Vermögen das höher ist als das tatsächliche, wie man anhand einer Tabellenkalkulation leicht nachvollziehen kann. Was hingegen tatsächlich funktioniert ist das geometrische Mittel. Wir sind daran interessiert welche Renditen im geometrischen Mittel erzielt wurden und werden.

Der zweite Fallstrick ergibt sich aus der Frage ob das Vermögen zukünftig die gleiche Kaufkraft hat wie heute. Wieviel Inflationssteuer muss der Anleger also im Laufe der Zeit zahlen? Die Frage ist ähnlich schwierig wie die nach der Rendite am Aktienmarkt, denn die Inflation ist schwer zu prognostizieren und die Preissteigerung des eignen Warenkorbs kann von der des offiziellen Warenkorbs abweichen. Wir behalten diese Schwierigkeiten im Hinterkopf, aber verwenden der Einfachheit und Vergleichbarkeit halber die offizielle Inflationsstatistik. Die Frage die uns also interessiert ist, welche realen Renditen konnten an den Aktienmärkten im geometrischen Mittel erzielt werden.

Die beste Zusammenstellung der historischen Renditen, die ich kenne ist das Credit Suisse Investment return Yearbook. Zusammenfassend kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass von 1900 bis 2012 die weltweite, anualisierte Realrendite etwa 5% betrug. Die Renditen vielen jedoch von Nation zu Nation sehr unterschiedlich aus, so dass sich ein tieferer Blick in die Studie lohnt. Fälle die besonders herausstechen sind China und Russland, dort hat die jeweilige Machtergreifung der Kommunisten zu einen Totalverlust aller Anlagen geführt.

Lässt sich eine bessere Schätzung erreichen, wenn man weitere Informationen hinzunimmt? Die reale Rendite die am Aktienmarkt erreicht wird, richtet sich nach drei Faktoren: Die Anfänglichen Dividendenrendite, die Veränderungen der realen Gewinne je Aktie und der Veränderung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Die anfängliche Dividendenrendite ist bekannt. Die Änderungen des Kurs-Gewinn-Verhältnis haben über lange Zeiten betrachtet nur einen geringen Einfluss auf die Rendite. Wir machen also sicher keinen großen Fehler, wenn wir einfach annehmen, dass es am Ende der Zeit ungefähr die gleiche Höhe hat wie heute. Die große Unbekannte ist also, wie sich die realen Gewinne je Aktie entwickeln.

Man könnte versucht sein, das langfristige Wirtschaftswachstum zu verwenden, um abzuschätzen wie sich realen Gewinne je Aktie entwickeln. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Gewinne pro Aktien deutlich hinter dem Wirtschaftswachstum zurückfallen. Die Gründe dafür sind, dass ein Teil des Wachstums auf neu gegründete Unternehmen entfällt und bestehende Unternehmen ihr Wachstum oft dadurch finanzieren, dass sie neues Kapital aufnehmen und somit der Gewinn pro Aktie verwässert wird. Des Weiteren kann sich der Anteil der Unternehmensgewinne am Sozialprodukt ändern. In den letzten Jahren war das Gewinnwachstum je Aktie überdurchschnittlich, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass dieser Anteil gestiegen ist. Im langfristigen Mittel sind die Gewinne pro Aktie um 1,7% pro Jahr gestiegen. Bei einer Dividendenrendite von 2,7 Prozent für den DAX ergibt sich eine zu erwartenden reale Rendite von 4,4%.

Geht es noch einfacher? Der Autor dieses lesenswerten Artikel trifft eine Prognose allein auf Basis der relativen Nachfrage nach den unterschiedlichen Anlageklassen: the single greatest predictor of future stock market returns. Er kam in 2013 auf eine Prognose von 6% nominal Rendite.

Wir haben insgesamt gesehen, dass wenn man sich als Anleger Gedanken über die Rendite der verschiedenen Anlageklassen macht die reale geometrische Rendite ausschlaggebend ist. Nominalrenditen oder arithmetisch gemittelte Werte zeichnen ein zu positives Bild. Aktien haben sich historisch mit 5% rentiert, ausgehend von Ausschüttung von 2,7% und einem langfristigen Wachstum der Gewinne pro Aktien von 1,7% kann man für die Zukunft eine Rendite von 4,4% erwarten.

Trumps Protektionismus ist ein Spiel mit dem Feuer

Dezember 8, 2016

So langsam lichtet sich der Nebel um den neuen Präsidenten Trump und es wird deutlich welche von seinen Aussagen Wahlkampfgetöse waren und welche auf seinen wirklichen Überzeugungen beruhen. Leider ist davon auszugehen das Trumps Glauben an den Protektionismus nicht nur seinen wirklichen Überzeugungen entspricht, sondern sogar eines seiner Kernanliegen ist. So sehr mir gefällt, dass Trump mehr Ehrlichkeit in die Politik trägt, mit Protektionismus kann er leicht mehr Schaden anrichten als er mit seinen anderen Programmpunkten Gutes bewirkt.

Man sagt, dass sich Geschichte nicht wiederholt, aber sich reimt. Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, weist die Lage der Weltwirtschaft gewisse Ähnlichkeiten mit der Lage in den späten 20 Jahren auf. Damals wie heute befand sich die Weltwirtschaft in einer deflationären Phase als Folge einer schweren Finanzkrise. Wirtschaftspolitisch galt der Liberalismus zu Unrecht als delegitimiert. In der Folge gewinnen protektionistische Bestrebungen an Boden. In der Gegenwart lässt sich das an den Scheitern der Doha-Weldhandelsrunde und an die großen Schwierigkeiten den Welthandel auf bilaterale Weise voranzutreiben (CETA, TTIP) ablesen. Während der Weltwirtschaftskrise stand der Smoot-Hawley Tariff Act für einen unkontrollierbaren Protektionismus, der den Welthandel zum Kollabieren brachte. Der politische Prozess, der zu diesen Zollgesetz geführt hat, könnte sich auch heute als Blaupause dafür erweisen, die Weltwirtschaft in den Abgrund zu führen.

Der Ursprung des Smoot-hawley Tariff Acts lag im Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1928. Als Reaktion auf sinkende Agrarpreise, versprach Herbert Hoover den Landwirten Unterstützung. Dieses relativ harmlose Ansinnen führte zu einer unkontrollierbaren politischen Kettenreaktion, in deren Verlauf das Gesetz immer weiter ausgeweitet wurde. Jedes Gremium, in der das Gesetz beraten wurde, fügte neue Zollerhöhungen hinzu. So im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhaus, dem Repräsentantenhaus selbst, im Finanzausschuss des Senats und schließlich im Senat selbst. Am Ende lehnten die Vertreter der Landwirtschaft, zu deren Gunsten das Gesetz initiiert worden ist, den Smoot-Hawley Tariff Act ab, da sie sahen, dass er ihren Interessen zuwider lief. Das Gesetz wurde zwei Jahre lang beraten. In seiner Endgültigen Fassung, die am 17. Juni 1930 verabschiedet wurde, legt es Zölle für 21000 Artikel fest.

Die Ursache für diesen Prozess, war das der Zolltarif zu einem Mittel wurde politische Koalitionen zu schmieden. Abgeordnete ließen sich ihre Zustimmung zu den Erweiterungswünschen anderer Abgeordneter abkaufen, indem sie ihrerseits die Zustimmung zu eigenen Erweiterungen erwarteten. Wie in einem früheren Artikel erläutert führt der politische Prozess dazu, dass Sachfragen in den Hintergrund geraten und politisch Entscheidungen nach Koalitionskalkül gefällt werden.

Die Folgen des Smoot-Hawley Tariff Acts waren verheerend: Es folgte eine Welle von Zollerhöhungen in den Partnerländern der USA. Zwischen 1929 und 1933 sanken die Importe von 4,4 Milliarden Dollar auf 1,5 Milliarden und die Exporte von 5,4 auf 2,1 Milliarden. Die Industrieproduktion sank um 46%, die Arbeitslosenquote stieg von 5% auf über 20%.

Meines Erachtens neigt die ökonomische Orthodoxie dazu die kurzfristigen Wirkungen von Schocks wie dem Smoot-Hawley Tariff Act zu unterschätzen. Sie bewertet Protektionismus vor allem aus der Perspektive, dass der komparative Vorteil wegfällt und das langfristige Wohlstandsniveau sinkt. Dabei wird unterstellt, dass sich die Wirtschaft immer in einem Gleichgewicht befindet. Jedoch wird in dieser Perspektive nicht beachtet, dass sich die Wirtschaft nicht instantan  an die neuen Begebenheiten anpassen kann. Arbeitsplätze in der Exportindustrie fallen sofort weg, während die den Import ersetzenden Industrien erst langsam ausgeweitet werden. In der Folge gerät die Wirtschaft in einen Ungleichgewichtszustand; sie fällt in die Rezession.

Auch die Hoffnung, dass sich die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft durch Protektionismus verbessern kann, erfüllen sich nicht. Der Grund ist, dass die Leistungsbilanz immer dem Überschuss aus Kapitalexport und Import entspricht. Wenn sich nichts an dem Kapitalimport ändert, bleibt das Leistungsbilanzdefizit auch dann bestehen, wenn sich das Handelsvolumen insgesamt verringert. Die Ursache für den Kapitalimport der USA ist die hohe Nachfrage des Auslands nach amerikanischen Staatsanleihen, die daher rührt, dass sie international als Währungsreserve eine herausragende Rolle einnehmen. Die USA können ihre Leistungsbilanz nur dann verbessern, wenn sie entweder weniger Anleihen im Ausland absetzten oder im Gegenzug vermehrt im Ausland investieren.

Das Beispiel des Smoot-Hawley Tariff Acts zeigt wie leicht Protektionismus außer Kontrolle gerät. Zudem sind die Hoffnungen die in ihn gesetzt werden überzogen, während die Gefahren die von ihm ausgehen unterschätzt werden. Trumps Initiative, die amerikanische Wirtschaft stärker abzuschirmen, könnte sich schnell zu einem Desaster entwickeln. Die Zeit wird zeigen wie viel die Amerikaner aus der Vergangenheit gelernt haben.

Gold oder Aktien?

Dezember 2, 2016

Die weiterhin grassierende Eurokrise und die Politik der finanziellen Repression führen den Untertanen der EU zunehmend vor Augen, dass Tagesgeld und andere Bankprodukte nicht das Nonplusultra der Geldanlage sind. Immer mehr Menschen beginnen zu verstehen, dass das Finanzsystem inhärenten Risiken ausgesetzt ist und stehen nun vor dem Problem sich vor diesen Risiken zu schützen. Auf der Suche nach Alternativen spalten sich die Meinungen, die einen präferieren Gold, die anderen setzen auf Aktien.

Gold und Aktien sprechen Bedürfnisse an wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Gold war seit jeher das Anlagevehikel der Pessimisten. Auf der anderen Seite präferieren diejenigen Aktien, die mit Optimismus und ein gesundes Vertrauen in ihre Fähigkeiten gesegnet sind.

Gold erfüllt seine Funktion dadurch, dass es den Wertgegenstand darstellt, den man Vertrauen entgegenbringt, wenn man alle anderen Wertgegenstände misstraut. Das Vertrauen in das Gold bildet sich aus seiner langen Geschichte als Wertaufbewahrungsmittel. Der Wert von Gold bildet sich selbstbezüglich: Ich halte Gold um Wert zu bewahren, weil ich davon ausgehe dass andere bereit sind mir das Gold abzunehmen, um damit Wert aufzubewahren. Das funktioniert erstaunlich gut, in einer Arbeitsteiligen Gesellschaft muss es etwas geben um Wert unabhängig vom jeweiligen Tauschprozess aufzubewahren. Es spricht einiges dafür, das Gold dafür am geeignetsten ist. Eine bestimmte Menge Gold ist ein handfester Gegenstand, der nicht im Laufe der Zeit verfällt und dessen Qualität eindeutig bestimmt werden kann (seine Reinheit). Aus diesem Grund kann man davon ausgehen, dass es immer Menschen gibt, die einem Gold als Wertaufbewahrungsmittel abnehmen.

Der Preis des Golds hängt davon ab, wieviel Wert in der Summe in Gold gelhalten werden soll. Wenn 100 Milliarden Euro in Gold angelegt werden und dafür 100 Millionen Unzen zur Verfügung stehen beträgt der Preis des Golds 1000 Euro pro Unze. Ein Angebot für Gold gibt es praktisch nicht, da Gold nur in kleinen Mengen verbraucht wird, übersteigt der Bestand des Goldes die Förderung bei weitem. Eine zusätzliche Nachfrage nach Gold muss dadurch ausgeglichen werden, das der Preis steigt, sodass einige Anleger mehr Wert in Gold halten als beabsichtigt, und sie einen Teil davon daraufhin an die zusätzliche Nachfrage abgeben.

Kritiker des Goldinvestments wenden vor allem zwei Argumente gegen das Gold ein: es hat keinen intrinsischen Wert, der Wert des Goldes entsteht allein aus der Wertschätzung die ihm entgegengebracht wird und Gold erzeugt keine Rendite.

Goldanleger sind oft auf der Suche nach einem „ehrlichen Investment“, das sein Wert unabhängig von den Umständen behält. Staatliches Geld wird aufgrund der Tatsache abgelehnt, dass sein Wert durch den Staat beliebig manipuliert werden kann. Der Staat nutzt dies um einen Geldschöpfungsgewinn zu erzielen, der zulasten der Geldbesitzer geht. Mithilfe von Gold kann man sich zwar vor diesen Manipulationen schützen, jedoch knüpfen sich an das Gold oft übersteigerte Erwartungen. Die massiven Schwankungen des realen Goldpreises werden ausgeblendet. Die Tatsache ignoriert, dass das Gold nachhaltig an Wert verliert, wenn es von anderen Wertaufbewahrungsmitteln verdrängt wird.

Wenn Gold keine neuen Anhänger findet oder diese ihr Goldinvestment ausweiten, steigt der Wert des Goldes nicht. Gold an sich ist nicht produktiv, wie wir es von anderen Anlagegegenständen wie Aktien, Schuldverschreibungen und Immobilien gewohnt sind. Wer in Gold investiert kann nicht erwarten, damit eine positive Rendite zu erzielen. Damit ist es ungeeignet bestimmte Anlage Ziele zu erreichen. Eine Strategie die sagt ich spare mir einen Betrag X an Gold an und lebe danach davon das ich diesen Betrag deinvestiere wird nicht aufgehen. Über diesen Umstand muss man sich bewusst sein, wenn man in Gold investiert.

Die Renditeabsicht kann es also nicht sein, die einem motiviert in Gold zu investieren. Die wichtigste Motivation dürfte das Misstrauen gegen alle anderen Arten von Investments sein. Im Fall einer schweren inflationären oder deflationären Wirtschaftskrise hat man tatsächlich die besten Chancen mit Hilfe von Gold sein Vermögen zu bewahren. Gold kann natürlich auch in spekulativer Absicht erworben werden, wenn man glaubt, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Krise in naher Zukunft höher eingeschätzt wird. Die frühe Phase der nach 2007 anhaltenden Krise an, war eine Zeit, in der sich so eine Strategie angeboten hat.

Die Erfindung der Aktie muss der Versuch gewesen sein, das komplette Gegenteil von Gold zu konstruieren. Gold stellt einen statischen Wert dar, je statischer desto besser sind die Bedürfnisse der Goldanleger erfüllt. Aktien hingegen verbriefen einen Anteil der der dynamischen Wertschöpfung eines Unternehmens. Die Wertschöpfung eines Unternehmens ist selbst starken Schwankungen unterworfen. Im Laufe der Zeit wächst das Geschäft, neue Geschäftsfelder werden erschlossen, das wettbewerbliche Umfeld ändert sich und manche Geschäftskonzepte scheitern. Der intrinsische Wert einer Aktie entspricht dem abgezinsten Wert der zukünftigen Gewinne. Da niemand die zukünftigen Gewinne kennt, liegt auch der Wert der Aktie im Ungewissen. Wer in Aktien investieren will, muss sich über seine Methode sicher sein mit dieser Ungewissheit umzugehen.

Im Gegensatz zu Gold kann der Anleger in Aktien mit einer hohen Rendite rechnen. Aktien sind vermutlich der Anlagegegenstand mit der höchsten Rendite, der der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Der Preis für diese Rendite ist jedoch hoch: Der Aktienanleger weiß nicht mit welcher Rendite er langfristig rechnen kann und sein Vermögen kann in Tagesfrist dahinschmelzen. Er muss Wege finden die Ungewissheit zu begrenzen, dazu dienen Diversifizierung, Prognose und Analyse. Und er muss auf dem Moment vorbereitet sein, an dem sich die Ungewissheit von ihrer hässlichsten Seite zeigt. Aus diesem Grund benötigt es drei Charaktereigenschaften um erfolgreich in Aktien zu investieren: Disziplin, Bescheidenheit und Arroganz. Man braucht Disziplin um an der einmal gewählten Strategie auch dann festzuhalten, wenn seine Instinkte und Emotionen das Gegenteil fordern. Bescheidenheit ist erforderlich, um sich immer seiner Grenzen bewusst zu bleiben und nicht nach einer erfolgreichen Phase den Traumrenditen hinterher zu rennen. Zu guter Letzt ist auch eine Portion Arroganz von Nöten. Sie sorgt dafür, dass man an seinen Plänen und Strategien auch dann festhält, wenn man damit gegen die Masse schwimmen muss.

Die Tatsache, dass man nicht die langfristige Rendite einer Aktienanlage kennt, disqualifiziert sie auf den ersten Blick für eine langfristige Finanzplanung. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Frage die sich ein Aktienanleger in Bezug auf seine Finanzplanung stellt ist. Kann ich über den Zeitraum der nächsten X Jahre mit einer Rendite von Y rechnen. Hier ist die oben angesprochene Prognose erforderlich. Wenn er mit guten Gewissen einer Rendite Y gewählt hat, die wie er glaubt von seiner tatsächlichen Anlage geschlagen wird, dann verwendet er sie in seiner Finanzplanung. Er weiß nicht, ob das wirklich der Fall sein wird, aber er hat stichhaltige Gründe die dafür sprechen. Das ist die Denkweise eines Aktienanlegers.

Gold und Aktien sprechen Bedürfnisse an wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Verspricht Gold Stabilität und Schutz in Krisenzeiten, so belohnen Aktien diejenigen, die bereit sind den Schritt ins Ungewisse zu wagen.

Eine Letzte Anmerkung zu Gold: Das was für Gold gilt, gilt auch für eine weitere Reihe weiterer Anlagegegenstände wie Silber oder Kryptowährungen. Eigentlich sind Edelmetalle und Kryptowährungen Teil einer umfassenderen noch nicht benannten Anlageklasse. Pars Pro Toto bezeichne ich sie als Gold.