Archive for Februar 2009

Neulich am Zeitungsstand

Februar 26, 2009

Vor einiger Zeit suchte ich nach Lektüre für eine Bahnfahrt. Als erstes fiel mir eine recht gelungene Karikatur auf dem Cover einer linkslastigen Publikation auf. Ein Zauberer mit Kristallkugel wird gefragt welchen Fachbereich er vertrete, Antwort: Wirtschaftswissenschaften. Neugierig fang ich an zu lesen und höre nach dem ersten Satz schon wieder auf. Er lautete: „Die Finanzkrise wurde nicht vorhergesagt …“. Der Autor des Artikels hat ganz offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht, auch wenn die große Masse der Ökonomen die Risiken ignorierten, Warner hat es viele gegeben, wie der Blick in die Literaturliste einiger ef-Artikel zeigt.

Zweiter Versuch Wirtschaftswoche Spezialausgabe Deutschland. In der Mitte des Hefts wird Deutschland im Happy Planet Index eingeordnet. Bei diesem Index handelt es sich nicht um Indikator dafür wie glücklich die Menschen sind, wie das meist dargestellt wird, sondern um einen Maßstab für die ökologische Effizienz. Er gibt das Verhältnis aus zu erwartenden glücklichen Lebensjahren und dem ökologischen Fußabdruck wieder. Das führt dazu das natürlich nicht die reichen und glücklichen Industrienationen den Index anführen, sondern arme und mittelprächtige Inselstaaten. Die Staaten die den Index anführen hinken in der ökonomischen Entwicklung hinterher, denn erst mit dieser ist ein größerer Ressourcenverbrauch überhaupt möglich. Als Modell für andere Staaten können sie nicht herhalten. Daher empfinde ich es Zumutung, wenn dieser Index überhaupt ernsthaft als Vergleichsmaßstab herangezogen wird. Das ist plumpe Manipulation.

Auch zu dem ökologischen Fußabdruck muss einiges gesagt sein. Die Idee ist die ökologischen Kapazitäten die von der Menschheit genutzt werden als Fläche auszudrücken und mit der tatsächlich zur Verfügung stehenden Fläche in Beziehung zu setzen, um einen einheitlichen Maßstab zu Verfügung zu haben. Da die genutzten Flächen aber alle in einer unproblematischen Größenordnung liegen, greift man zu einem Trick: Behauptet der gesamte CO2-Ausstoß (der nicht von den Ozeanen absorbierte wird) müsse von Wäldern aufgenommen werden. Dieser Waldverbrauch macht fast die Hälfte des gesamten Fußabdrucks aus und man kommt so zu dem gewünschten Ergebnis, das die verfügbare Biokapazität überschritten werde.

humanitys ecological footprint

Ein überschreiten dieser Kapazität wird mit einem Abbau an Kapital gleichgesetzt. Das mag für eine Übernutzung von Wäldern angemessen sein, ist jedoch für den Zusammenhang von CO2 und Klimaerwärmung ungeeignet. Der Fußabdruck erhält seine Brisanz also dadurch, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden. Nach soviel Desinformation wand ich mich enttäuscht vom Zeitungsstand ab. Es gibt Stellen da kann man sich informieren ohne hereingelegt zu werden.

Krankheitsbedingte Pause dauer an

Februar 22, 2009

Der ein oder andere mag sich schon gewundert haben, dass ich schon recht lange nichts mehr von mir hören hab lassen. Die Lösung des Rätsels ist das ich von der echten Grippe heimgesucht werde und kaum in der Lage bin zwei zusammenhängende Sätze zu schreiben. Bis Mitte nächster Woche solle die Krankheit endlich überwunden sein.

Derweil tut sich etwas auf der Blogroll. Manfred reißt meine Mindestkriterien für guten Umgang und fliegt. Dafür können wir Final-Frontier, ein Blog über die Rolle der Menschheit im Universum, begrüßen.

Wider den Konservativismus

Februar 15, 2009

In einem der letzten Beiträge habe ich die Möglichkeit eines Wandels der Politischen Kultur untersucht. Die Möglichkeit diesen Wandels macht es notwendig, sich mit anderen Weltanschauungen zu beschäftigen, die von diesem Wandel ebenfalls profitieren können. In diesem Beitrag soll die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Konservativismus geführt werden.

Wichtig ist es zu festzuhalten, dass Konservativismus nicht einfach im Beharren auf dem Status quo besteht. Der Konservativismus ist nach eigenem Selbstverständnis die Weltanschauung derer, „die die Notwendigkeit von Strukturen erkennen, und die deshalb nicht bereit sind, vorhandene Strkturen zu opfern, ohne etwas Besseres vorweisen zu können.“ Dieses Verständnis wäre eine reine Leerformel, wenn es nicht mit ganz bestimmten Beurteilungen einhergehen würde, denn Linke nehmen für sich in Anspruch Besseres vorweisen zu können, während Liberale die Bewertung der Strukturen, dem Einzelnen überlassen. Diese Beurteilungen besteht zum ersten darin, dass Strukturen für instabil gehalten werden und zu verfallen drohen, wenn nicht Maßnahmen unternommen werden sie zu erhalten. Zum weiteren darin, dass es nicht möglich sei, mit Hilfe des Verstandes geeignete Strukturen zu finden, sondern man auf die vorgefundenen, in der Praxis bewährten zurückgreifen müsse. In diesem Punkt deckt sich die liberale Position mit der konservativen: Auch Liberale gehen davon aus, dass es unmöglich ist lebensfähige Strukturen auf dem Reisbrett zu entwerfen, da den Planern die dazu notwendigen Informationen nicht zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu Konservativen halten Liberale die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen sich Strukturen bilden können, für rational lösbar. Dieser Ansatz wird von Konservativen als Konstruktivismus missverstanden, die daher Liberale als Derivat der Linken einordnen.

Ein wichtiger Unterschied zwischen Liberalen und Konservativen besteht in der Beurteilung des Fortschritts. Dieser wird von Liberalen als notwendig angesehen und begrüßt, da er zum einen Anpassungen an Veränderungen erst ermöglicht, zum anderen Hoffnung darauf verheißt, bestehende Probleme lösen zu können. Konservative können sich der Notwendigkeit von Anpassungen zwar nicht verschließen und gestehen in der Regel ein, dass überlieferte Strukturen dysfunktional werden können, bleiben ihn gegenüber jedoch skeptisch. Die wesentlichen Probleme würden von ihm nicht berührt, die mit ihm einhergehenden Veränderungen werden als Bedrohung wahrgenommen. Der Konservative tendiert statt zu einem linearen Geschichtsverständnis zu einem zyklischen.

Der Konservativismus erhebt den Anspruch, dass seine Ideen mit den historischen Erfahrungen übereinstimmen und verzichtet weitgehend auf Theoriebildung, die über eine Beschreibung des Gegebenen hinausgehen. Meines Erachtens führt dieser Theorieverzicht zu einer Blindheit bezüglich der Unzulänglichkeiten der Konservativen Position. Um das Gegebene beschreiben zu können ist auch der Konservativismus auf Begriffsbildung angewiesen, um dessen Komplexität zu reduzieren. In Prinzip ist es möglich die Reduktion auf eine Weise vorzunehmen, die Widersprüche zu konservativen Ideen eliminiert und somit die konservative Position gegen Kritik immunisiert.

Wegen dem Verzicht auf rationale Erklärung fehlen oft Methoden, um zu beurteilen, ob sich eine Institution überhaupt bewährt hat. Dies führt dazu, dass in einigen Fragen die konservative Position unbestimmt ist: Konservative können Demokratie und Nationalstaat sowohl ablehnend gegenüberstehen, als auch für unverzichtbar halten. Gewöhnlich gehen sie davon aus, dass der Nationalstaat sich gebildet hätte, um Schutz vor äußeren Bedrohungen zu gewährleisten. Dies jedoch ist fraglich, da die Status quo Bias eines Machtgefüges dazu führt, dass Kleinstaaten auf die Unterstützung von Großmächten zählen können, wenn sie von andern Großmächten bedroht werden. (Carl von Clausewitz, Vom Kriege sechstes Buch, sechstes Kapitel). Die Dynamik, die zur Bildung von Nationalstaaten geführt hat, ist auf die Tendenz zurückzuführen, dass im inneren Kampf Macht zunehmend auf zentrale Gebilde verlagert wird. Nachdem diese Tendenz die Nationalstaaten erzeugt hatte, widerholte sich der Prozess auf höherer Ebene, was zur Idee des Staatenbundes und eines vereinten Europas führte. Auf solche Überlegungen muss der Konservativismus aufgrund seines antirationalen Selbstverständnisses verzichten. (Was Konservative natürlich nicht hindert solche Argumente aus anderen Denkschulen zu entleihen.)

Eine Grundtendenz des Konservativismus ist es in aggregierten Begriffen, wie Kultur, Staat u.a., zu denken. Die Möglichkeit solche Aggregate auf ihre Bestanteile zu reduzieren wird nicht in Erwägung gezogen, wenn dies zur Beschreibung der Interaktionen zwischen ihnen nicht notwendig ist. Die Identifikation von Institutionen als bewährt, ist daher oft ein sehr viel Schwächeres Argument als es sich Konservative vorstellen. Der Begriff Ehe fasst sehr verschiedene Verhältnisse zusammen, die von dem Rechtsverhältnis über die sozialen Erwartungen bis hin zur Ausgestaltung des Zusammenlebens reicht. All diese Elemente haben sich im Lauf der Zeit stark verändert. Von der Ehe als bewährte Institution zu sprechen verdeckt jedoch diese Veränderungen, es ist nicht auszuschließen, dass durch die Veränderungen, das was sich bewährt hat, schon verlorengegangen ist.

Pluralismus wird als unnötiges Detail meist ausgeblendet. Konservative haben an Phänomene, die durch Pluralismus hervorgerufen werden, nur geringes Interesse. Sie betonen stattdessen das Ganze und das zum Teil soweit, dass sie diesem zubilligen selbst Träger von Rechten zu sein. Aus diesem Gedanken können die Verneinung des Parteienstaates und Sympathie für Sozialismus abgeleitet werden. Solches Denken befindet sich immer in Gegnerschaft zum Liberalismus, das Ganze ist immer eine Abstraktion ohne eigene Existenz, dem als solche auch keine Rechte zu Teil werden können. Zudem ist es ohne Zugang zum Pluralismus nicht möglich den Wert der Freiheit zu erkennen.

Die konservative Einschätzung, dass Strukturen instabil sind, geht mit der Auffassung einher, die es dem Einzelnen nicht zutraut funktionierende Strukturen aufzubauen. Ganz anders der liberale Ansatz, hier werden Strukturen immer durch Einzelne gebildet. Sie müssen jedes Mal aufs Neue beweisen, dass sie den Bedürfnissen des Einzelnen angemessen sind. Die Einzelnen werden dabei in erster Linie die eigenen Erfahrungen zurate ziehen, dann erst Tradition und rationale Überlegungen. Aus dieser Betrachtungsweise heraus wird die Stabilität von Institutionen weit großer eingeschätzt als von Konservativen, die anonymen Kräfte der Selbstorganisation verleihen funktionierenden Institutionen Dauer. Konservative glauben nicht an Selbstorganisation, daher sind es für sie ein Korsett von Maßnahmen, von gesellschaftlicher Ächtung bis zum Strafrecht, das den Institutionen die Stabilität gewährt. Aus liberaler Sicht ist ein solches Korsett eine Anmaßung von Wissen. Der Einzelne ist besser als alle anderen dazu geeignet zu entscheiden, ob die Institutionen, den er sich unterwirft, seiner Situation noch angemessen sind und muss daher die Fähigkeit haben sich Institutionen zu verweigern, für die dies verneint wird. Maßnahmen, die Strukturen künstlich aufrecht zu erhalten, würden die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft reduzieren. Für Fragen bei den nicht zu erwarten ist das funktionierende Institutionen in annehmbarer Zeit bilden, übernehmen Liberale die konservative Denkweise, das betrifft vor allem den Rechtsstaat. Mischpositionen zwischen beiden Weltanschauungen sind möglich und existieren in vielen Varianten.

Im Konservativen Denken werden funktionierende Institutionen, nicht durch Selbstorganisation geschaffen, sondern zu allererst von Ausnahepersönlichkeiten oder einer natürlichen Elite. Der Glaube an eine natürliche Elite ist oft mit der Vorstellung verbunden, dass deren Herrschaft institutionell abgesichert werden muss. Daraus ergibt sich eine Präferenz für autoritäre Staatsmodele und gegen begrenzte Herrschaft. Die liberale Kritik an dem Konzept der natürlichen Elite besteht in der Feststellung, dass sich eine natürliche Elite beweisen muss ohne durch besondere Institutionen abgesichert ist. Die Kritik an unbegrenzter Herrschaft liegt auf der Hand.

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die Konservative Position eine Vielzahl von Fallstricken aufweist, die tendenziell zu einer gefährlichen Agenda führen können. Der Liberalismus kann die Argumente zur Verfügung stellen, die zum Vermeiden dieser Fallen notwendig sind. Ob dies von konservativer Seite angenommen wird hängt nicht zu letzt davon ab, ob es möglich ist die Argumente in einer Form vorzubringen, die mit dem konservativen Denken kompatibel ist.

Manipulative Charaktere – Vier, Der Anwalt

Februar 9, 2009

Neulich hatte ich mit einem Kollegen eine äußerst unerfreuliche Auseinandersetzung. Mein Kollege ist was Essen angeht etwas eigen und kann es z.B. nicht vertragen, wenn jemand Lebensmittel wegwirft. So eröffnete er das Gespräch mit der Theorie, es sei O.K. die Kantine um eine Extraportion zu betrügen, da sie das Essen nachher sowie so wegschmeißen. Dieser Einwurf erntete prompt Widerspruch, es sei für die Betreiber unmöglich so zu planen, dass die Portionen genau aufgehen. Daraufhin entgegnete mein Kollege er sehe nicht die Notwendigkeit etwas wegzuwerfen, da es immer noch jemanden gäbe dem man das Essen schenken könnte. An dieser Stelle verlor ich die Geduld und es entschlüpfte mir ein ‚wo lebst du eigentlich‘. Daraufhin bemühte ich mich das Gespräch schnell abzubrechen, allerdings konnte mein Kollege noch einem ‚wie unsachlich‘ ein ‚Hauptsache dir geht es gut‘ nachschieben.

Interessant an dieser Begegnung finde ich, dass sie etwas Einblick in die Motive der Menschen verschafft, die völlig zweifelbefreit ihrer Position durchzudrücken versuchen. Der Zweck den mein Kollege zu verfolgen scheint, ist das Los der verarmten besser zustellen. Weil seine diesem Ziel dienenden Forderungen offenbar unsinnig sind, kann man davon ausgehen, dass er sich nie darüber Gedanken gemacht hat, was ihm förderlich ist und was nicht. Wenn sein Interesse aber nicht dem Zweck seiner Forderungen gilt, muss es die Forderung, andere sollen ihre Handlungsweisen ändern, selbst sein, was er beabsichtigt. Mit anderen Worten es geht ihm um Macht. Dazu passt, dass er in sein Verhalten häufig Dominanzgesten einfügt.

Sich zum Anwalt fremder Interessen zu machen ist aus zwei Gründen für solche Menschen günstig. Zum ersten kommt es einem Bedürfnis nach Harmonie entgegen, wenn die Gegensätze der Bedürfnisse Einzelner durch ein vermeintlich gemeinsames Ziel verdeckt werden können und ist damit geeignet den Gesprächsparteien Entspannung zu verschaffen. Da es angenehmer ist auf so einer Grundlage zu argumentieren, erlernt man sehr früh gemeinsame Ziele und Altruismus als etwas Erstrebenswertes zu sehen. Zum zweiten gelingt es eine Bitte an die Gesprächspartner heranzutragen ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, das Erwartungen nach Gegenleistungen geweckt werden. Richtet jemand eine Bitte an uns neigen wir dazu dieser nachzukommen, da wir den Bittsteller nicht unnötiger Weise vor den Kopf stoßen wollen, allerdings erwarten wir auch, dass sich man sich bei Gelegenheit bei uns revanchiert. Dem Anwalt gelingt es diese Verhaltensweise dazu zu verwenden, ein Machtgefälle aufzubauen, in dem er Bitten an der Stelle von Menschen vorträgt, die gar nicht anwesend sind. Die Anderen werden sich in aller Regel, schon aus einem Reflex heraus, von ihm beeinflussen lassen, können aber keine an ihn gerichteten Erwartungen aufbauen, da dieser vordergründig nicht der Begünstigte war. Auf diese Weise kann der Anwalt das Spiel beliebig oft wiederholen, ohne gefahrzulaufen die Anderen zu verärgern. In dem Moment, da sich andere nach den Anweisungen des Anwalts richten, ist das Machtgefällt aufgebaut.

Meines Erachtens ist der wesentliche Grund dafür, dass Intellektuelle zu linken Positionen neigen, der, dass diese besonders gut geeignet sind, die Position des Anwalts einzunehmen. Vermutlich wurde der Gutteil linker Positionen zu diesem Zweck entwickelt.

Anmerkung: Dem Leser, der durch die Darlegungen meines Kollegen verwirrt wurde und sich auch nicht durch das Argument zufrieden stellen lässt, dass die Betreibergesellschaft neben ihren eigentlichen Zwecken unmöglich allen Forderungen nachkommen kann, die ihre Kunden an sie richtet, sei Folgendes nahe gelegt. Jedem Sozialhilfeempfänger ist es zuzumuten, sich seine Lebensmittel selbst zu kaufen. In Frankfurt geht man von etwa 300 Obdachlosen aus, der Betreiber verköstigt pro Tag mehrere zehntausend Menschen. Die Schwierigkeit ist es also nicht die Nahrung bereitzustellen, von der gibt es mehr als genug, sondern die Hilfsangebote in einer Weise darzubieten, in der sie auch angenommen werden (niedrigschwelleige Angebote).

Die Legitimationskrise von Politik und Medien

Februar 7, 2009

Das Vertrauen in Politik und Medien ist zunehmend erschüttert. Die Parteien klagen über Mitgliederschwund und während die Volksparteien unter sinkender Zustimmung leiden, nimmt die Zahl relevanter Parteien, nach Zulauf durch „die Linke“ und in Bayern den „Freien Wähler“, zu. Auch am rechten Rand ist mit Bewegung zu rechnen, wie die zumindest zeitweilig erfolgreichen Versuche wie Schill-Partei und Pro-Bewegung zeigen.

Auch die Medien sind unter Druck gesetzt, das wachsende Gewicht des Internets vor allem bei jüngeren Menschen schmälert ihren Einfluss. Spätestens seit dem Eklat um Eva Hermann wird das böse Wort Gleichschaltung auch auf unsere Zeit übertragen. Bei dem Missstand, der diesem Vorwurf zugrunde liegt, handelt es sich um die Gegebenheit, dass das Denken der politischen und intellektuellen Eliten recht homogen ist (via Genderama) und abweichende Meinungen unterdrückt werden. Offenbar geht die Übereinstimmung der Bevölkerung mit der von den Eliten vertretenen Meinung verloren.

Diese Veränderung sehe ich jedoch weniger durch ein Umdenken in der Bevölkerung hervorgerufen, als durch eine Verengung der von den Eliten vertretenen Meinung. Symptome für diese Verengung sind das Kaltstellen der rechten Parteiflügel z.B. in der Bundes-CDU oder der Hessen-SPD und die Absurdität die der Kampf gegen Rechts angenommen hat. Die Dynamik der Verengung ergibt sich aus der linken Dominanz in Bildung und Medien, durch die abweichende Ideen aus den Eliten verdrängt werden kann, sowie dem Kampf verschiedener Netzwerke in den Parteien um Posten und Einfluss. Um in diesem Kampf bestehen zu können ist es für den Einzelnen unmöglich ein eigenständiges Profil aufzubauen, er muss seine Position der seines Netzwerks angleichen. Neue Ideen, die die veröffentliche Meinung in Frage stellen, wie Libertarismus, Maskulismus und die PU-Gemeinschaft, sind zwar auch vorhanden, aber lange nicht einflussreich genug, um eine breite Unzufriedenheit begründen zu können.

Die Position, auf die die verengte Meinung in den Eliten zuläuft, zu charakterisieren würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, einige Merkmale sein jedoch kurz angerissen: In ihrer Wirkung ist die veröffentlichte Meinung Antiaufklärung, statt das der Einzelne Ziel und Mittel seines Handelns selbst bestimmt, sollen diese von Politik und Medien vorgegeben werden. Besonders deutlich zeigt sich das am Programm des Gender-Mainstreaming. Eine gewisse Dialektik liegt darin, dass die Inhalte mit dem Anspruch der Aufklärung einhergehen. Es wird ein an Kulturrelativismus grenzender Universalismus vertreten, Partizipation ist ein zentraler Wert des Establishments. Dem Anspruch wird das linke Establishment nicht gerecht, meist wird der Universalismus durch einseitige Parteinahme für vermeintlich benachteiligte Gruppen ersetzt. Statt durch Partizipation ist die politische Meinungsbildung von Spezialistentum und Fachgremien geprägt. Festzuhalten ist, dass mit dem vorherrschenden Gedankengut, die Probleme der Gesellschaft nicht gelöst werden können, da es anstelle sachlicher Lösungssuche ideologische Propaganda verlangt und dies voraussichtlich zu wachsender Unzufriedenheit führen wird.

Das Gerede von Politikverdrossenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ähnliche Klagen und Hoffnungen schon sehr lange gibt. Politikverdrossenheit ist seit Anfang der Neunziger  Jahren Thema der Politikwissenschaft, zuvor spielte eine Debatte um Unregierenbarkeit eine ähnliche Rolle (beides siehe Kai Arzheimer, Politikverdrossenheit. Bedeutung, Verwendung und empirische Relevanz eines politikwissenschaftlichen Begriffes), Mitte der Siebziger hegten Konservative  Hoffnung auf eine Tendenzwende die bis heute nicht eingetreten ist (Karlheinz Weissmann, Das konservative Minimum). Es hat sich gezeigt, dass die Opposition zum Establishment zu schwach war, um eine Wende herbeizuführen.

Eine konstante Unzufriedenheit mit der Politik kann den Libertären nicht wundern, ist der Staat als Mittel zum Lösen von Problemen ungeeignet und muss die in ihn gesetzten Erwartungen systematisch enttäuschen. Hinzukommt das Eisverkäufer-am-Strand-Problem, wegen dem die von der Bevölkerung und den Parteien vertretene Meinung dauerhaft auseinander liegen. Nichtsdestotrotz geben einige neuere Entwicklungen Anlass zur Hoffnung. Zunächst ermöglicht die Verbreitung von Internetanschlüssen einen Bürgerjournalismus neuer Qualität, der Positionen unbeeinflusst durch die Schleusenwächter (frei nach Boris Eichler und Michael Miersch) verbreiten kann. Dann führen die Probleme, die Standartetatismus und Umerziehungsfeminismus nachsichziehen, dazu, dass immer mehr Menschen die üblichen Konzepte in Frage stellen.

Angesichts der sich zuspitzenden Entwicklung, neue Kanäle für kritische Meinungen einerseits, weitere Verengung des Paradigmas der Eliten andererseits, wage ich die Prognose, dass sich eine Elite, die an den festgefahrenen Vorstellungen festhält, sich nicht halten kann. Über kurz oder lang wird es zu Veränderungen kommen. Diese können drei verschiedene Formen annehmen: zunächst besteht die Möglichkeit das sich die Eliten selbst an die Situation anpassen und von ihr ausgehend neue Ideen aufgegriffen und entwickelt werden. Dies halte ich für eine eher unwahrscheinliche Variante, da die Prozesse die in die Legitimationskrise geführt haben weiterhin wirksam sind und ein Umdenken verhindern werden, am ehesten ist solch ein Verhalten von ehemals konservativen und liberalen Medien zu erwarten. Die zweite Möglichkeit ist, dass es zu einem friedlichen Elitenaustauch kommen wird. Die Medien, die dem alten Paradigma genügen werden dann an Reichweite verlieren, neue werden die sich auftuende Lücke füllen. In den Parteien kommt eine neue Generation an die Macht, Parteien die diesen Wechsel nicht mit machen verlieren an Bedeutung. Schließlich könnten die alten Eliten der Versuchung erliegen mit Zwangsmaßnahmen ihre Vorherschafft zu behaupten und Demokratie und Meinungsfreiheit faktisch abschaffen. Die Entwicklung der EU und Überlegungen zur Internetzensur gehen in diese Richtung. In diesem Fall wird sich eine Situation ähnlich dem Vormärz aufbauen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen gewaltsamen Umsturz ergeben. Gemeinsam ist den letzten beiden Szenarien, dass es zu einem Kulturkampf kommt, der einen mehr oder weniger geschlossenen Gegenentwurf erfordert. In diesen Gegenentwurf libertäre Gedanken unterzubringen ist die große Change, die die kommende Entwicklung verspricht.

Die maskulistische Internetstrategie

Februar 2, 2009

Marco hat angeregt, die liberale/libertäre Blogosphäre durch gegenseitiges Verlinken zu stärken. Auf diese Weise sollen die einzelnen Blogs in Suchmaschinen sichtbarer werden, um so Zentristen und Unpolitische Kontakt mit liberalen Ideen zu verschaffen. Ergänzend dazu will ich nun eine offensivere Strategie besprechen, mit der vor allem Maskulisten Gegenpropaganda betreiben.

Die maskulistische Internetstrategie lebt davon, dass sich die feministische Propaganda leicht wiederlegen lässt, wenn man die richtigen Fakten kennt. So wurde etwas die feministische These, häusliche Gewalt gegen Männer sei so gut wie nicht existent, da Frauen von Natur aus friedlich sind, durch Dunkelfeldstudien wiederlegt.  Dennoch wird sie von dem Medien weiterverbreitet. Im Internet gibt es eine einfache Methode solche Desinformationskampanien zu bekämpfen: Die meisten Online-Angebote von Medien, die sich an der Desinformation beteiligen lassen Kommentare zu. Von dort aus lassen sich die Dinge richtig stellen. Entsprechenden Links sorgen dafür, dass die Richtigstellung auch überzeugender wirkt. Kern dieser Strategie ist, ein zentraler Sammelpunkt für Informationen und die zugehörigen Belege. In der Vergangenheit hat eine Unterseite von Manndat diese Funktion erfüllt. Zurzeit gibt es Bestrebungen eine themenbezogene Wiki auf zubauen, die in Zukunft eine größere Breite an Fakten und Quellen liefern könnte.  Da sich häufig hitzige Diskussionen an maskulistische Kritik anschließen, hat es sich als hilfreich erwiesen, die Kräfte zu bündeln. Was die Maskulisten erreichen, indem an bestimmten Orten, wie Genderama oder einschlägigen Foren auf feministisch beeinflusste Berichterstattung aufmerksam gemacht wird. Oft mit der Notiz „Es gibt eine Kommentarfunktion“.

Wie wirksam diese Strategie ist, lässt sich mit meinen mitteln natürlich kaum beurteilen. Da sich die Männerbewegung auf einem guten Weg befindet, gehe ich davon aus, dass sie ihren Zweck erfüllt und die Maskulisten durch sie sowohl neuer Zulauf erhalten als auch die Berichterstattung beeinflussen können. Prinzipiell halte ich es für möglich, dass auch Libertäre eine solche Strategie übernehmen können, man denke etwa an Desinformationskampanien zugunsten des Mindestlohns oder die Verharmlosung des Kommunismus. Wir sind jedoch besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt die sich aus der Komplexität unserer Themen ergibt. Texte aus Mises.de lassen sich kaum mal eben in eine Debatte einstreuen. Was man von den Maskulisten übernehmen kann ist erstens das Bemühen Fakten zentral zu sammeln und zweitens die Angewohnheit Argumente an die Orte zu tragen, wo sie sonst nicht zu vernehmen sind.