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Etatismus und das Irrationale

Januar 15, 2013

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.

Deutsches Sprichwort

Je mehr eine Gesellschaft ihren freiheitlichen Charakter verliert, desto eher werden Entscheidungen nicht nach rationalen Erwägungen getroffen. Prominente Beispiele findet man in der Geschichte des Kommunismus. Wegen des Lyssenkoismus wurden in der Sowjetunion Wissenschaftler verfolgt und schließlich verfehlte Entscheidungen in der Landwirtschaft getroffen, die eine Hungersnot zu Folge hatten. Aber auch in freieren Gesellschaften, lassen sich ähnliche Effekte beobachten.

Die Ursache ist, dass im Etatismus der Druck fehlt Entscheidungen zu korrigieren. Wenn Entscheidungen aufgrund von fehlerhaften Annahmen getroffen werden, führen sie zu negativen Resultaten. In einer freien Gesellschaft können die Menschen sofort auf darauf reagieren, z.B. in dem sie eher mit einem Konkurrenten kooperieren. Wenn eine Gesellschaft durch Zwang dominiert wird, fehlt dieser Feedback-Mechanismus. Die Menschen haben keine Wahl als mit schlechten Resultaten zu leben, weil sie zur Kooperation gezwungen werden.

Dieser Umstand hat zur Folge, dass die Qualität der Entscheidungsfindung abnimmt. Wenn man nicht für die Folgen seines Tuns verantwortlich gemacht wird, wird man seine Energie nicht damit verschwenden sich sein Handeln gut zu überlegen, sondern die Energie in Dinge stecken, die das Fortkommen mehr befördern: Das Schmieden von Bündnissen und die Suche nach Patronage. Da diejenigen die diesen Gedanken am konsequentesten umsetzen, am ehesten Karriere machen, füllen sich die oberen Ränge einer Hierarchie mit Menschen, deren Qualität nicht in ihrer Sachkenntnis liegt, sondern im möglichst kantenlosen Nach-Oben-Gleiten.

Zu der Anpassung an Patrone und Bündnispartnern kommt der Bedürfnis nicht anecken zu wollen. Dieses Bedürfnis ist umso stärker, je mehr unser Einkommen nicht von unserer Leistung abhängt, sondern von der Meinung anderer über uns. Daher kommt eine starke Orientierung an der Normalität. Selbst absurde Thesen, wie das Frauen für gleiche Leistungen weniger Gehalt bekommen, werden nicht hinterfragt, wenn sie von der Öffentlichkeit getragen werden. Hier kommt es weniger auf die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse an, sonder darum das abweichenden Meinungen kein Forum mehr geboten wird. Hat der Einzelne den Eindruck mit seiner Meinung alleine zu sein, wird er nicht riskieren sie öffentlich zu vertreten. Wenn wenige Menschen eine Meinung öffentlich vertreten, werden andere die der gleichen Meinung anhängen sich ebenfalls zurückhalten. Diesen sich selbst verstärkenden Prozess nannte Nölle-Naumann Schweigespirale.

Da das in den Medien vertretene politische Spektrum immer enger geworden ist, kann man davon ausgehen, dass die Medieneliten ähnliche Schweigespiralen durchlaufen haben. Dies wird durch die Besonderheiten der Deutschen Medien begünstigt. Hier haben die öffentliche-rechtlichen Sender eine Leitfunktion, die durch ihre Finanzierung über Zwangsgebühren gesichert ist. Durch die Finanzierungsweise spielt Leistung bei der Besetzung der Posten nur eine untergerodete Rolle, wichtiger sind die persönlichen Beziehungen. Schafft es eine politische Strömung die Öffentlichen Medien dominieren und Andersdenkende zu verdrängen, hat sie einen gewaltigen Hebel um in der Gesellschaft Schweigespiralen in Gang zu setzen. So gibt es beispielsweise Sprachregeln zu energiepolitisch und Klima relevanten Berichten.

In einer freien Gesellschaft ist die öffentliche Meinung heterogener. Hier wird belohnt wer Eigeninitiative zeigt und die Fähigkeit zum eigenständigen Denken behält. Im Etatismus werden wir dazu erzogen nicht anzuecken. Das fängt schon in der Schule an, in der man, um gute Noten zu erhalten nicht zu laut sagt, was der Meinung des Lehrers widerspricht. In einer Freien Gesellschaft hat man am Markt Erfolg, in einer etatistischen durch das Schmieden von Bündnissen und politische Einflussnahme. Um am Markt Erfolg zu haben, muss man sich mit dem beschäftigen was ist. In politischen Netzwerken hat man Erfolg, in dem man vertritt was die Leute glauben.

Die Abwertung der Wahrheitsliebe zugunsten des Konformismus hat erstaunliche Folgen. Da es eine größere Rolle spielt wer eine Meinung vertritt als ob sie zutrifft, geht die Fähigkeit verloren eine Argumentation zu prüfen. Die wenigsten Menschen sind in der Lage einen logischen Schluss von reiner Plausibilität zu unterscheiden. Damit geht eine Errungenschaft der Aufklärung verloren, die Orientierung an der Rationalität. Seit der Aufklärung mussten Entscheidungsträger in der Lage sein ihr Handeln rational zu begründen. Das heißt so zu erklären, dass es für andere nachvollziehbar ist. Wird es noch nicht einmal dann öffentlich kritisiert, wenn jemand absurde Entscheidungen trifft, etwa den überhasteten Ausstieg aus der Kernenergie.

Die Orientierung an der Rationalität war ein großer Schritt in Richtung einer freien Gesellschaft, da durch sie die Willkür der Herrscher eingeschränkt wurde.  Heute büßt die Rationalität ihre Leidfunktion ein, wie man daran sieht, dass das Quellenargument wieder akzeptiert wird. Also eine Argumentation als wiederlegt gilt wenn, denjenigen, der die Argumentation vorbringt, Eigeninteressen unterstellt werden. Es handelt sich um einen klassischen Fehlschluss, wer das Quellenargument verwendet, dem sollte das eigentlich peinlich sein.

Die Rationalität ist ein hohes Gut. Nur sie sichert das die richtigen Entscheidungen getroffen werden, was unser Wohlergehen sichert. Aber nur wenn die Menschen die Wahl haben mit wem sie kooperieren und wem sie die Kooperation verweigern, entsteht der Druck der notwendig ist, um den Wert der Rationalität aufrecht zu erhalten.

ME_415_RealityAboveLaw