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Trumps Protektionismus ist ein Spiel mit dem Feuer

Dezember 8, 2016

So langsam lichtet sich der Nebel um den neuen Präsidenten Trump und es wird deutlich welche von seinen Aussagen Wahlkampfgetöse waren und welche auf seinen wirklichen Überzeugungen beruhen. Leider ist davon auszugehen das Trumps Glauben an den Protektionismus nicht nur seinen wirklichen Überzeugungen entspricht, sondern sogar eines seiner Kernanliegen ist. So sehr mir gefällt, dass Trump mehr Ehrlichkeit in die Politik trägt, mit Protektionismus kann er leicht mehr Schaden anrichten als er mit seinen anderen Programmpunkten Gutes bewirkt.

Man sagt, dass sich Geschichte nicht wiederholt, aber sich reimt. Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, weist die Lage der Weltwirtschaft gewisse Ähnlichkeiten mit der Lage in den späten 20 Jahren auf. Damals wie heute befand sich die Weltwirtschaft in einer deflationären Phase als Folge einer schweren Finanzkrise. Wirtschaftspolitisch galt der Liberalismus zu Unrecht als delegitimiert. In der Folge gewinnen protektionistische Bestrebungen an Boden. In der Gegenwart lässt sich das an den Scheitern der Doha-Weldhandelsrunde und an die großen Schwierigkeiten den Welthandel auf bilaterale Weise voranzutreiben (CETA, TTIP) ablesen. Während der Weltwirtschaftskrise stand der Smoot-Hawley Tariff Act für einen unkontrollierbaren Protektionismus, der den Welthandel zum Kollabieren brachte. Der politische Prozess, der zu diesen Zollgesetz geführt hat, könnte sich auch heute als Blaupause dafür erweisen, die Weltwirtschaft in den Abgrund zu führen.

Der Ursprung des Smoot-hawley Tariff Acts lag im Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1928. Als Reaktion auf sinkende Agrarpreise, versprach Herbert Hoover den Landwirten Unterstützung. Dieses relativ harmlose Ansinnen führte zu einer unkontrollierbaren politischen Kettenreaktion, in deren Verlauf das Gesetz immer weiter ausgeweitet wurde. Jedes Gremium, in der das Gesetz beraten wurde, fügte neue Zollerhöhungen hinzu. So im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhaus, dem Repräsentantenhaus selbst, im Finanzausschuss des Senats und schließlich im Senat selbst. Am Ende lehnten die Vertreter der Landwirtschaft, zu deren Gunsten das Gesetz initiiert worden ist, den Smoot-Hawley Tariff Act ab, da sie sahen, dass er ihren Interessen zuwider lief. Das Gesetz wurde zwei Jahre lang beraten. In seiner Endgültigen Fassung, die am 17. Juni 1930 verabschiedet wurde, legt es Zölle für 21000 Artikel fest.

Die Ursache für diesen Prozess, war das der Zolltarif zu einem Mittel wurde politische Koalitionen zu schmieden. Abgeordnete ließen sich ihre Zustimmung zu den Erweiterungswünschen anderer Abgeordneter abkaufen, indem sie ihrerseits die Zustimmung zu eigenen Erweiterungen erwarteten. Wie in einem früheren Artikel erläutert führt der politische Prozess dazu, dass Sachfragen in den Hintergrund geraten und politisch Entscheidungen nach Koalitionskalkül gefällt werden.

Die Folgen des Smoot-Hawley Tariff Acts waren verheerend: Es folgte eine Welle von Zollerhöhungen in den Partnerländern der USA. Zwischen 1929 und 1933 sanken die Importe von 4,4 Milliarden Dollar auf 1,5 Milliarden und die Exporte von 5,4 auf 2,1 Milliarden. Die Industrieproduktion sank um 46%, die Arbeitslosenquote stieg von 5% auf über 20%.

Meines Erachtens neigt die ökonomische Orthodoxie dazu die kurzfristigen Wirkungen von Schocks wie dem Smoot-Hawley Tariff Act zu unterschätzen. Sie bewertet Protektionismus vor allem aus der Perspektive, dass der komparative Vorteil wegfällt und das langfristige Wohlstandsniveau sinkt. Dabei wird unterstellt, dass sich die Wirtschaft immer in einem Gleichgewicht befindet. Jedoch wird in dieser Perspektive nicht beachtet, dass sich die Wirtschaft nicht instantan  an die neuen Begebenheiten anpassen kann. Arbeitsplätze in der Exportindustrie fallen sofort weg, während die den Import ersetzenden Industrien erst langsam ausgeweitet werden. In der Folge gerät die Wirtschaft in einen Ungleichgewichtszustand; sie fällt in die Rezession.

Auch die Hoffnung, dass sich die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft durch Protektionismus verbessern kann, erfüllen sich nicht. Der Grund ist, dass die Leistungsbilanz immer dem Überschuss aus Kapitalexport und Import entspricht. Wenn sich nichts an dem Kapitalimport ändert, bleibt das Leistungsbilanzdefizit auch dann bestehen, wenn sich das Handelsvolumen insgesamt verringert. Die Ursache für den Kapitalimport der USA ist die hohe Nachfrage des Auslands nach amerikanischen Staatsanleihen, die daher rührt, dass sie international als Währungsreserve eine herausragende Rolle einnehmen. Die USA können ihre Leistungsbilanz nur dann verbessern, wenn sie entweder weniger Anleihen im Ausland absetzten oder im Gegenzug vermehrt im Ausland investieren.

Das Beispiel des Smoot-Hawley Tariff Acts zeigt wie leicht Protektionismus außer Kontrolle gerät. Zudem sind die Hoffnungen die in ihn gesetzt werden überzogen, während die Gefahren die von ihm ausgehen unterschätzt werden. Trumps Initiative, die amerikanische Wirtschaft stärker abzuschirmen, könnte sich schnell zu einem Desaster entwickeln. Die Zeit wird zeigen wie viel die Amerikaner aus der Vergangenheit gelernt haben.

Congratulations, Mr Trump

November 11, 2016

In der Regel ist die Wahl des amerikanischen Präsidenten ein Nicht-Ereignis. Werden im Wahlkampf, die noch die Unterschiede beton, zeichnet sich die Amtsführung durch eine Konstanz zwischen den einzelnen Amtsinhaber aus, die es kaum ermöglich zwischen ihnen zu differenzieren. Kaum ein Präsident dürfte das deutlich gemacht haben wie Barak Obama. Ich erwarte auch unter einem Präsidenten Trump business as usual. Dennoch erfüllt mich die Wahl Trumps mit einer gewissen Genugtuung.

Um es von Anfang an klar zu stellen: Trump ist für mich unwählbar. Zwar kann man mit einiger Zuversicht hoffen, dass seine Pläne eine Mauer nach Mexiko bauen zu lassen und ein Einreiseverbot für Muslime zu verhängen, dem Wahlkampf geschuldet waren und nie wirklich seinen Absichten entsprachen, jedoch haben diese Manöver gezeigt, dass Trump bereit ist sich über das Gebot des Anstandes hinwegzusetzten, wann immer er sich davon einen Vorteil verspricht.

Die Gegenkandidatin Clinton ist allerdings moralisch genau so wenig für das Amt geeignet. Ihre Verfehlungen in der eMail-Affäre erfüllen offenbar mehrere Straftatbestände. Darüber hinaus ist sie von einer an Menschenverachtung grenzende Empathielosigkeit geprägt.

Trump dürfte seinen Wahlsieg vor allem zwei Dingen verdanken. Die Unbeliebtheit seiner Gegenkandidatin und Obamacare. Allen muss klar gewesen sein, dass Clinton die Regierung „weiter so“ geführt hätte wie es die Vorgängerregierungen taten. Die amerikanischen Wähler tolerieren das immer weniger. Schon Obama wurde vor allem deswegen gewählt, weil er sich als Gegner des Establishments ausgeben konnte. Dadurch dass Trump von der meisten Medien angefeindet wurde und durch seinen Bruch mit der Political Correctness, war Trump als Gegner des Establishments deutlich glaubwürdiger als Obama.

Die meisten Europäer halten Obamacare für einen lange überfälligen Schritt, der vielen Amerikanern Zugang zu Leistungen ermöglicht, die in Europa für selbstverständlich gelten. In den USA hingegen ist ObamaCare extrem unpopulär. Für den Großteil der Amerikaner haben sich die Gesundheitskosten stark erhöht. Leistungen die zuvor die Arbeitgeber getragen haben müssen die Arbeitnehmer nun selbst stemmen. Eine große Mehrheit fordern daher Anpassungen oder die Rücknahme der Reform. Auch hier wurde von Trump erwartet, dass er eher im Sinne der Wähler agiert als es Clinton tun würde.

Beide Punkte verdeutlichen: den Wahlsieg verdankt Trump mehr den Umständen denn der eigenen Persönlichkeit. Vermutliche hätten jede der beiden Parteien haushoch gewonnen, wenn sie als Kandidaten einen Besenstiel aufgestellt hätten. Ein Besenstiel hätte auch den Vorzug, dass man ihm abnimmt nicht Teil der politischen Eliten zu sein, ohne dass er zuvor Minderheiten beleidigen muss.

Alles im einen erwarte ich von Trump nicht viel. In seinem protektionistischen Glauben sehe ich sogar eine ernsthafte Gefahr. Meine Genugtuung speist sich daraus das die Waffen der politischen Empörung stumpf geworden sind. In den letzten Jahren gelang es durch die Sexismus- bzw. Rassismuskeule quasi beliebige Personen aus ihren Öffentlichen Ämtern vertreiben. Dass das Establishment alles getan hat um Trump zu verhindern lag vor allem daran, dass kein Präzedenzfall geschaffen werden durfte, in dem ein Amtsträger oder Anwärter den Sexismusvorwuft überlebt. Dass es nicht gelungen ist Trump zu verhindern, zeigt wie weit die Legitimationskrise von Politik und Medien bereits fortgeschritten ist.