Einzelaktien oder ETFs?

Januar 12, 2017

Durch die Finanzblogger-Scene läuft ein Bruch. Das Verhältnis der beiden Seiten ist teils durch Koexistenz teils durch feindliche Ablehnung geprägt. Die Rede ist von der Spaltung zwischen passiven und aktiven Investoren. Als Anleger steht man vor der Entscheidung welchen Anlagestil man verfolgen sollte.

Passive Anleger gehen davon aus, dass sie nicht die Fähigkeit haben durch eine geschickte Auswahl von Aktien oder anderen Techniken wie Markttiming eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Ihr Ziel ist es daher, der Rendite des Gesamtmarkts möglichst nahe zu kommen und dabei nicht mehr Risiko einzugehen als notwendig. Ihr bevorzugtes Anlagevehikel sind daher ETFs, also börsengehandelte Indexfonds.

Eine andere Variante dieses Anlagestils sieht es vor, zwar in Einzelaktien zu investieren, aber in der Ansparphase nie Aktien zu verkaufen. Typischerweise wird ein Investor mit dieser Variante keine Zufallsauswahl treffen, sondern in Aktien investieren, deren Chancen-Risiko-Verhältnis er für überdurchschnittliche hält. Beliebt sind etwas Blue-Chips und Dividendenaktien. Mit dieser Auswahl befindet sich der Investor schon auf halben Weg im Lager der aktiven Anleger.

Aktive Anleger glauben, dass sie sie entweder höhere Renditen als der Gesamtmarkt einfahren oder sich für ihr Portfolio ein günstigeres Verhältnis aus Chancen und Risiko ergibt. Anleger die von ihren Fähigkeiten besonders überzeugt sind, werden versuchen ihre Rendite durch Kredithebel oder Derivate wie Optionen zusätzlich zu steigern. Die Entscheidung zwischen aktivem oder passivem Investieren ist also keine rein binäre Entscheidung, es gibt vielmehr ein Spektrum von Anlagestilen, die in unterschiedlichen Maß aktiv sind. Diejenigen die meinen der reinen Lehre der finanzwissenschaftlichen Orthodoxie folgen zu müssen, kommen jedoch um eine reine ETF-Strategie nicht herum.

Für die ETF-Anhänger sprechen zwei Argumente, die im Zusammenspiel die ETF-Strategie als zwingend erscheinen lassen. Zum einen ist das das Argument der effizienten Märkte, zum anderen der Effekt der Diversifikation. Das Argument der effizienten Märkte besagt, im Kurs von Anlagegegenständen bereits alle relevanten Informationen eingepreist sind. In der Folge haben alle Anlagegegenstände die gleiche risikobereinigte Renditeerwartung. Dass die Renditeerwartung für alle Aktien gleich ist besagt nicht, dass der Anlageerfolge bei allen Aktien derselbe ist. Jede Aktie ist mit einem ihr eigentümlichem Risiko behaftet. Je nachdem in welcher Form sich dieses Risiko materialisiert fällt das Ergebnis für jede Aktie sehr unterschiedlich aus. Dem Argument der effizienten Märkte zufolge lässt sich dieses Risiko nicht besser einschätzen als es sich bereits im Preis  der Aktie wiederspiegelt. Was sich jedoch erreichen lässt ist, dass sich die eigentümlichen Risiken der unterschiedlichen Aktien verringern indem man von jeder einzelnen Aktie nur sehr wenig hält, das ist der Effekt der Diversifikation.

Ein großer Vorteil der ETF-Strategie ist, dass dadurch sehr einfach eine hohe Diversifikation erreicht werden kann. Hält man nur eine Aktie muss man von einer jährlichen Standardabweichung von knapp 50% des Vermögens ausgehen. Je mehr Aktien man hält umso kleiner fallen die Schwenkungen aus. Hält man den gesamten Markt kann man mit einer Standardabweichung von nur knapp 20% rechnen. Hält man nur 20 oder 30 Aktien hat man eine um ein bis zwei Prozentpunkte höhere Standardabweichung. (Quelle)

Die Annahme von effizienten Märkten hat den Nachteil, dass sie sich nicht belegen lässt. Eine Studie, die die Markteffizienzhypothese testen will, kann nur einzelne Strategien auf eine Überrendite hin untersuchen. Sie kann nie ausschließen, dass es nicht doch eine Strategie gibt, die funktioniert. Hinzukommt, dass sich viele Entscheidungen im Investitionsprozess sich nicht auf eine formale Strategie abbilden lassen, der menschliche Faktor sozusagen unberücksichtigt bleibt.

Schließlich gibt es viele empirische Ergebnisse, die der Markteffizienzhypothese wiedersprechen, d.h. es gibt Strategien, die so einfach sind, dass sie sich formalisieren lassen, die dennoch den Markt schlagen. Die Finanzmarktforschung nennt solche Strategien häufig Faktoren so wurde der Value, Small Cap und Momentum-Faktor entdeckt. Die finanzakademische Orthodoxie verteidigt sich gegen diese Anomalien indem sie die Faktoren als Indikatoren für Risiko interpretiert. Wobei noch niemand genau sagen konnte, worin das Risiko das mit den Faktoren eingeht genau bestehen soll.

Wir können also die Hypothese effizienter Märkte getrost außer Acht lassen. Ein besseres Modell um zu beschreiben, welche Informationen in den Aktienkursen bereits enthalten sind, ist das Modell des marginalen Investors. Stellen wir uns eine Reihe von Investoren vor, jeder hat schätzt den Wert einer Aktie etwas unterschiedlich ein. Wenn der Kurs unter dem Wert liegt, den der Investor für die Aktie schätzt, ist er bereit diese in seinem Portfolio zu halten. Durch den Marktprozess verteilen sich  die Aktien nun auf diejenigen Investoren, die ihren Wert am höchsten eingeschätzt haben. Der Marginale Investor ist der, der gerade so Aktien erhält, das ist dann der Fall wenn sein Wertschätzung genau dem Kurs der Aktie entspricht. Der Marginale Investor hat die bewundernswerte Fertigkeit den Kurs der Aktie zu bestimmen. Die Konsequenz ist, dass wir davon ausgehen können, dass die Informationen, die dem Marginalen Investor bewusst sind, gerade diejenigen sind, die im Kurs eingepreist sind oder andersherum Informationen die dem Marginalen Investor unbekannt sind, sind auch nicht im Kurs enthalten.

Die Entscheidung ob man sich eine Überrendite gegenüber dem Markt zutraut, läuft also auf die Frage hinaus ob man für informierter hält als den marginalen Investor. Die besten Chancen auf einem Informationsvorsprung erreicht man, wenn man systematische Fehler anderer Investoren ausnutzt. Beispiele wären: Psychologische Fehler (Ankereffekt, Panik), mangelnde Branchenkenntnisse (mit guten Chancen ist der marginale Investor kein Branchenexperte, aber kann man sich dem so sicher sein?), mangelndes Verständnis für den Kapitalzyklus (die Wirkung von Investition und Deinvestition auf die Wettbewerbssituation), mangelndes Verständnis für die langfristige Bedeutung von Qualität, keine hinreichende Berücksichtigung von operativ nicht notwenigen Anlagegütern (Net-Nets).

Wenn man nicht bereit ist die Zeit und Mühen auf sich zu nehmen, die erforderlich sind, um einen Informationsvorsprung gegenüber dem Marginalen Investor zu haben, fährt man mit ETFs sicherlich besser. Trifft man beim Zusammenstellen des Portfolios keine Auswahl, die repräsentativ für den gesamt Markt ist, besteht das Risiko, dass man selbst die systematischen Fehler begeht, die von anderen Investoren ausgenutzt werden können.

Wenn man sich für einen passiven oder aktiven Anlagestil entscheidet muss man sich mit zwei Faktoren auseinandersetzten. Die weniger entscheidende ist, ob es einem als aktiven Anleger gelingt eine hinreichende Diversifikation aufrecht zu erhalten. Wesentlich bedeutsamer ist die Frage wie man seine eigenen Fähigkeiten einen Kurs zu bestimmen einschätzt und zwar nicht gemessen an objektiven Kriterien, sondern gemessen an denjenigen anderen Investoren, die aktuell für die Kurse bestimmend sind. Aber auch für die Anleger die vielleicht keine Überrendite erwarten kann es sich lohnen eine aktive Auswahl zu treffen. Als aktiver Anleger ist man in höheren Maß für seine Ergebnisse selbst verantwortlich, der Anspruch des Investierens an Intellekt und Charakter steigt damit. Viele werden bereits daraus eine Befriedigung gewinnen sich diesen Herausforderungen zu stellen.

Vitamin D!

Dezember 22, 2016

Die meisten dürften über Vitamin D so viel wissen, dass es in der Haut gebildet wird und man sich deswegen möglichst oft der Sonne aussetzen sollte. Was den wenigsten jedoch klar sein sollte ist, dass es sehr anspruchsvoll ist ausreichend Vitamin D zu bilden und man daher mit einigen einfachen Maßnahmen man sehr viel für die eigene Gesundheit tun kann, wenn man sich bewusst um eine gute Vitamin D Versorgung kümmert.

Vitamin D wird über mehrere Zwischenschritte von der Haut gebildet, wenn sie UVB-Strahlung mit einer Wellenlänge von 290–315 Nanometern ausgesetzt ist. Leider ist es so, dass UVB-Strahlung relativ schnell von der Atmosphäre absorbiert wird. Nur wenn der Sonnenstand mehr als 35 Grad beträgt kann nennenswert Vitamin D gebildet werden. Dieser Sonnenstand wird in unseren Breiten von Oktober bis März gar nicht erreicht und erst von Mai bis August ist die Sonne ab 17 hoch genug. Das heißt jemand der unter der Woche einen 9 to 5 job nach geht, kommt die meiste Zeit des Jahres nur an den Wochenenden dazu größere Mengen Vitamin D zu bilden. Gleichzeitig spielt die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung nur eine untergeordnete Rolle.

Die Notwendigkeit sich der Sonne auszusetzen beißt sich daher mit unseren modernen Lebensstil, die Folge ist, dass Vitamin D Mangel weit verbreitet ist. Man geht davon aus das die Hälfte der Deutschen eine Vitamin D Unterversorgung haben. Vitamin D wurde zwar zuerst wegen seiner Rolle im Calciumhaushalt untersucht, inzwischen weiß man jedoch das Vitamin D auf äußerst vielfältige Weise auf den Körper wirkt. Ein Vitamin D Mangel erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, Osteoporose und Krebs. Die Vitamin D Versorgung beeinflusst insgesamt die Sterblichkeit maßgeblich.

Interessant ist das obwohl viele Studien, die nach einem Zusammenhang zwischen Vitamin D-Konzentration im Blut und Krankheiten suchten, diesen in der Regel fanden. Studien hingegen, die untersuchten, ob Menschen, die zusätzlich Vitamin D einnehmen, mit geringerer Häufigkeit erkranken, häufig zu dem Schluss kamen, dass kein Zusammenhang besteht. Eine Erklärung für diesen Umstand könnte sein, dass Vitamin D im Zusammenspiel mit verschiedenen Kofaktoren wirkt. So ist für die Nutzung von Vitamin D Magnesium notwendig. Zusätzliches Vitamin D sorgt dabei zu einem höheren Magnesium-Verbrauch. Leidet man unter einem Magnesiummangel kann auch das Vitamin D nicht vollständig wirksam werden.

Ein weiterer Wichtiger Mitspieler ist das Vitamin K2. Der Hintergrund ist die mögliche Nebenwirkung von Vitamin D: Es ermöglicht den Körper die Aufnahme von Calcium. Wird zu viel Calcium aufgenommen, setzt es sich in Gewebe und Gefäßen ab und verursacht entsprechende Krankheitsbilder. An dieser Stelle kommt das Vitamin K2 ins Spiel. Es sorgt dafür das Calcium auch vom Körper genutzt wird und schützt so vor Verkalkung. Dieser Zusammenhang ist vor allem deswegen bedenklich, da ein Vitamin K2 Mangel verbreitet ist.

Es empfehlen sich einige Maßnahmen um Vitamin D Mangel vorzubeugen. Im Sommer ist darauf zu achten sich zur Mittagszeit regelmäßig der Sonne auszusetzen und dabei mindestens Gesicht, Hände und Unterarme unbedeckt zu halten. Hält man sich unter der Woche viel in geschlossenen Räumen auf sollte man wenigstens die Mittagspause dafür nutzten. Die Vitamin D Produktion hört auf wenn eine leichte Rötung erreicht ist, eine längere Sonnenbestrahlung mach keinen Sinn. Daher ist es hilfreich der Sonne möglichst viel Haut zu zeigen.

Im Winter sollte man über die Einnahme von Vitamin D Präparaten nachdenken. Hier ist zu beachten, dass die noch verbreiteten Dosierungsempfehlungen von 400 IE (40 IE Vitamin D entsprechen 1 µg)  nach neueren Erkenntnissen viel zu niedrig sind, man geht von einem Tagesbedarf von 3000 IE aus. Zum Vergleich unter optimalen Bedingungen bildet der Körper 10 000 bis 20 000 IE.

Wie wir gesehen haben spielt Vitamin D für die Gesundheit eine herausragende Rolle. Gleichzeitig verhindert unser moderner Lebensstil eine ausreichende Versorgung. Daher sind die Chancen groß dass man sein körperliches Wohlbefinden steigern kann, wenn man sich bewusst um eine ausreichende Versorgung von Vitamin D und seine Kofaktoren kümmert.

Weiter Informationen: http://www.vitamind.net/

Welche Rendite kann man langfristig für Aktien erwarten?

Dezember 17, 2016

Wenn man plant mit welchen Mitteln man seine finanziellen Ziele erreichen möchte, ist es eigentlich unerlässlich zu wissen welche Renditen man mit die einzelnen Anlageklassen erreichen kann. Für die interessantesten Anlageklassen wie Aktien lässt sich das jedoch nicht im Vorhinein sagen. Darin unterscheiden sie sich von festverzinslichen Geldanlagen und das ist meines Erachtens die Ursache für ihre historische Überrendite gegenüber diesen. Um dem Dilemma aus möglichen Überrendite gegenüber Unkenntnis der zukünftigen Rendite zu entkommen, muss der Anleger eine Prognose erstellen welche Rendite er durch seine Aktienanlage erwartet. In diesen Artikel will ich erläutern, wie eine solche Prognose aussehen kann.

Prognosen haben den Nachteil, dass sie eigentlich nie eintreffen. Wir haben jedoch die günstige Situation, dass unsere Prognose nicht exakt sein muss. Es reicht wenn wir eine Mindestrendite angeben können, die mit hoher Wahrscheinlichkeit übertroffen wird. Die einfachste Schätzung der zukünftigen Renditen ist es die Renditen der Vergangenheit fortzuschreiben. Schon bei diesem Versuch lauern einige Fallstricke. Die Rendite an der wir interessiert sind soll eine Prognose des Zukünftigen Vermögens ermöglichen im einfachtesten Fall nach der Formel: zukünftiges Vermögen = heutiges Vermögen * ( 1 + Rendite ) ^ Anlagezeitraum

Nun ist die Rendite bei Aktien nicht konstant, sondern schwankt von Jahr zu Jahr und wird oft sogar negativ. Man muss also einen geeigneten Mittelwert finden. Setzt man in diese Formel das arithmetische Mittel ein, erhält man ein Vermögen das höher ist als das tatsächliche, wie man anhand einer Tabellenkalkulation leicht nachvollziehen kann. Was hingegen tatsächlich funktioniert ist das geometrische Mittel. Wir sind daran interessiert welche Renditen im geometrischen Mittel erzielt wurden und werden.

Der zweite Fallstrick ergibt sich aus der Frage ob das Vermögen zukünftig die gleiche Kaufkraft hat wie heute. Wieviel Inflationssteuer muss der Anleger also im Laufe der Zeit zahlen? Die Frage ist ähnlich schwierig wie die nach der Rendite am Aktienmarkt, denn die Inflation ist schwer zu prognostizieren und die Preissteigerung des eignen Warenkorbs kann von der des offiziellen Warenkorbs abweichen. Wir behalten diese Schwierigkeiten im Hinterkopf, aber verwenden der Einfachheit und Vergleichbarkeit halber die offizielle Inflationsstatistik. Die Frage die uns also interessiert ist, welche realen Renditen konnten an den Aktienmärkten im geometrischen Mittel erzielt werden.

Die beste Zusammenstellung der historischen Renditen, die ich kenne ist das Credit Suisse Investment return Yearbook. Zusammenfassend kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass von 1900 bis 2012 die weltweite, anualisierte Realrendite etwa 5% betrug. Die Renditen vielen jedoch von Nation zu Nation sehr unterschiedlich aus, so dass sich ein tieferer Blick in die Studie lohnt. Fälle die besonders herausstechen sind China und Russland, dort hat die jeweilige Machtergreifung der Kommunisten zu einen Totalverlust aller Anlagen geführt.

Lässt sich eine bessere Schätzung erreichen, wenn man weitere Informationen hinzunimmt? Die reale Rendite die am Aktienmarkt erreicht wird, richtet sich nach drei Faktoren: Die Anfänglichen Dividendenrendite, die Veränderungen der realen Gewinne je Aktie und der Veränderung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Die anfängliche Dividendenrendite ist bekannt. Die Änderungen des Kurs-Gewinn-Verhältnis haben über lange Zeiten betrachtet nur einen geringen Einfluss auf die Rendite. Wir machen also sicher keinen großen Fehler, wenn wir einfach annehmen, dass es am Ende der Zeit ungefähr die gleiche Höhe hat wie heute. Die große Unbekannte ist also, wie sich die realen Gewinne je Aktie entwickeln.

Man könnte versucht sein, das langfristige Wirtschaftswachstum zu verwenden, um abzuschätzen wie sich realen Gewinne je Aktie entwickeln. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Gewinne pro Aktien deutlich hinter dem Wirtschaftswachstum zurückfallen. Die Gründe dafür sind, dass ein Teil des Wachstums auf neu gegründete Unternehmen entfällt und bestehende Unternehmen ihr Wachstum oft dadurch finanzieren, dass sie neues Kapital aufnehmen und somit der Gewinn pro Aktie verwässert wird. Des Weiteren kann sich der Anteil der Unternehmensgewinne am Sozialprodukt ändern. In den letzten Jahren war das Gewinnwachstum je Aktie überdurchschnittlich, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass dieser Anteil gestiegen ist. Im langfristigen Mittel sind die Gewinne pro Aktie um 1,7% pro Jahr gestiegen. Bei einer Dividendenrendite von 2,7 Prozent für den DAX ergibt sich eine zu erwartenden reale Rendite von 4,4%.

Geht es noch einfacher? Der Autor dieses lesenswerten Artikel trifft eine Prognose allein auf Basis der relativen Nachfrage nach den unterschiedlichen Anlageklassen: the single greatest predictor of future stock market returns. Er kam in 2013 auf eine Prognose von 6% nominal Rendite.

Wir haben insgesamt gesehen, dass wenn man sich als Anleger Gedanken über die Rendite der verschiedenen Anlageklassen macht die reale geometrische Rendite ausschlaggebend ist. Nominalrenditen oder arithmetisch gemittelte Werte zeichnen ein zu positives Bild. Aktien haben sich historisch mit 5% rentiert, ausgehend von Ausschüttung von 2,7% und einem langfristigen Wachstum der Gewinne pro Aktien von 1,7% kann man für die Zukunft eine Rendite von 4,4% erwarten.

Trumps Protektionismus ist ein Spiel mit dem Feuer

Dezember 8, 2016

So langsam lichtet sich der Nebel um den neuen Präsidenten Trump und es wird deutlich welche von seinen Aussagen Wahlkampfgetöse waren und welche auf seinen wirklichen Überzeugungen beruhen. Leider ist davon auszugehen das Trumps Glauben an den Protektionismus nicht nur seinen wirklichen Überzeugungen entspricht, sondern sogar eines seiner Kernanliegen ist. So sehr mir gefällt, dass Trump mehr Ehrlichkeit in die Politik trägt, mit Protektionismus kann er leicht mehr Schaden anrichten als er mit seinen anderen Programmpunkten Gutes bewirkt.

Man sagt, dass sich Geschichte nicht wiederholt, aber sich reimt. Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, weist die Lage der Weltwirtschaft gewisse Ähnlichkeiten mit der Lage in den späten 20 Jahren auf. Damals wie heute befand sich die Weltwirtschaft in einer deflationären Phase als Folge einer schweren Finanzkrise. Wirtschaftspolitisch galt der Liberalismus zu Unrecht als delegitimiert. In der Folge gewinnen protektionistische Bestrebungen an Boden. In der Gegenwart lässt sich das an den Scheitern der Doha-Weldhandelsrunde und an die großen Schwierigkeiten den Welthandel auf bilaterale Weise voranzutreiben (CETA, TTIP) ablesen. Während der Weltwirtschaftskrise stand der Smoot-Hawley Tariff Act für einen unkontrollierbaren Protektionismus, der den Welthandel zum Kollabieren brachte. Der politische Prozess, der zu diesen Zollgesetz geführt hat, könnte sich auch heute als Blaupause dafür erweisen, die Weltwirtschaft in den Abgrund zu führen.

Der Ursprung des Smoot-hawley Tariff Acts lag im Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1928. Als Reaktion auf sinkende Agrarpreise, versprach Herbert Hoover den Landwirten Unterstützung. Dieses relativ harmlose Ansinnen führte zu einer unkontrollierbaren politischen Kettenreaktion, in deren Verlauf das Gesetz immer weiter ausgeweitet wurde. Jedes Gremium, in der das Gesetz beraten wurde, fügte neue Zollerhöhungen hinzu. So im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhaus, dem Repräsentantenhaus selbst, im Finanzausschuss des Senats und schließlich im Senat selbst. Am Ende lehnten die Vertreter der Landwirtschaft, zu deren Gunsten das Gesetz initiiert worden ist, den Smoot-Hawley Tariff Act ab, da sie sahen, dass er ihren Interessen zuwider lief. Das Gesetz wurde zwei Jahre lang beraten. In seiner Endgültigen Fassung, die am 17. Juni 1930 verabschiedet wurde, legt es Zölle für 21000 Artikel fest.

Die Ursache für diesen Prozess, war das der Zolltarif zu einem Mittel wurde politische Koalitionen zu schmieden. Abgeordnete ließen sich ihre Zustimmung zu den Erweiterungswünschen anderer Abgeordneter abkaufen, indem sie ihrerseits die Zustimmung zu eigenen Erweiterungen erwarteten. Wie in einem früheren Artikel erläutert führt der politische Prozess dazu, dass Sachfragen in den Hintergrund geraten und politisch Entscheidungen nach Koalitionskalkül gefällt werden.

Die Folgen des Smoot-Hawley Tariff Acts waren verheerend: Es folgte eine Welle von Zollerhöhungen in den Partnerländern der USA. Zwischen 1929 und 1933 sanken die Importe von 4,4 Milliarden Dollar auf 1,5 Milliarden und die Exporte von 5,4 auf 2,1 Milliarden. Die Industrieproduktion sank um 46%, die Arbeitslosenquote stieg von 5% auf über 20%.

Meines Erachtens neigt die ökonomische Orthodoxie dazu die kurzfristigen Wirkungen von Schocks wie dem Smoot-Hawley Tariff Act zu unterschätzen. Sie bewertet Protektionismus vor allem aus der Perspektive, dass der komparative Vorteil wegfällt und das langfristige Wohlstandsniveau sinkt. Dabei wird unterstellt, dass sich die Wirtschaft immer in einem Gleichgewicht befindet. Jedoch wird in dieser Perspektive nicht beachtet, dass sich die Wirtschaft nicht instantan  an die neuen Begebenheiten anpassen kann. Arbeitsplätze in der Exportindustrie fallen sofort weg, während die den Import ersetzenden Industrien erst langsam ausgeweitet werden. In der Folge gerät die Wirtschaft in einen Ungleichgewichtszustand; sie fällt in die Rezession.

Auch die Hoffnung, dass sich die Leistungsbilanz einer Volkswirtschaft durch Protektionismus verbessern kann, erfüllen sich nicht. Der Grund ist, dass die Leistungsbilanz immer dem Überschuss aus Kapitalexport und Import entspricht. Wenn sich nichts an dem Kapitalimport ändert, bleibt das Leistungsbilanzdefizit auch dann bestehen, wenn sich das Handelsvolumen insgesamt verringert. Die Ursache für den Kapitalimport der USA ist die hohe Nachfrage des Auslands nach amerikanischen Staatsanleihen, die daher rührt, dass sie international als Währungsreserve eine herausragende Rolle einnehmen. Die USA können ihre Leistungsbilanz nur dann verbessern, wenn sie entweder weniger Anleihen im Ausland absetzten oder im Gegenzug vermehrt im Ausland investieren.

Das Beispiel des Smoot-Hawley Tariff Acts zeigt wie leicht Protektionismus außer Kontrolle gerät. Zudem sind die Hoffnungen die in ihn gesetzt werden überzogen, während die Gefahren die von ihm ausgehen unterschätzt werden. Trumps Initiative, die amerikanische Wirtschaft stärker abzuschirmen, könnte sich schnell zu einem Desaster entwickeln. Die Zeit wird zeigen wie viel die Amerikaner aus der Vergangenheit gelernt haben.

Gold oder Aktien?

Dezember 2, 2016

Die weiterhin grassierende Eurokrise und die Politik der finanziellen Repression führen den Untertanen der EU zunehmend vor Augen, dass Tagesgeld und andere Bankprodukte nicht das Nonplusultra der Geldanlage sind. Immer mehr Menschen beginnen zu verstehen, dass das Finanzsystem inhärenten Risiken ausgesetzt ist und stehen nun vor dem Problem sich vor diesen Risiken zu schützen. Auf der Suche nach Alternativen spalten sich die Meinungen, die einen präferieren Gold, die anderen setzen auf Aktien.

Gold und Aktien sprechen Bedürfnisse an wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Gold war seit jeher das Anlagevehikel der Pessimisten. Auf der anderen Seite präferieren diejenigen Aktien, die mit Optimismus und ein gesundes Vertrauen in ihre Fähigkeiten gesegnet sind.

Gold erfüllt seine Funktion dadurch, dass es den Wertgegenstand darstellt, den man Vertrauen entgegenbringt, wenn man alle anderen Wertgegenstände misstraut. Das Vertrauen in das Gold bildet sich aus seiner langen Geschichte als Wertaufbewahrungsmittel. Der Wert von Gold bildet sich selbstbezüglich: Ich halte Gold um Wert zu bewahren, weil ich davon ausgehe dass andere bereit sind mir das Gold abzunehmen, um damit Wert aufzubewahren. Das funktioniert erstaunlich gut, in einer Arbeitsteiligen Gesellschaft muss es etwas geben um Wert unabhängig vom jeweiligen Tauschprozess aufzubewahren. Es spricht einiges dafür, das Gold dafür am geeignetsten ist. Eine bestimmte Menge Gold ist ein handfester Gegenstand, der nicht im Laufe der Zeit verfällt und dessen Qualität eindeutig bestimmt werden kann (seine Reinheit). Aus diesem Grund kann man davon ausgehen, dass es immer Menschen gibt, die einem Gold als Wertaufbewahrungsmittel abnehmen.

Der Preis des Golds hängt davon ab, wieviel Wert in der Summe in Gold gelhalten werden soll. Wenn 100 Milliarden Euro in Gold angelegt werden und dafür 100 Millionen Unzen zur Verfügung stehen beträgt der Preis des Golds 1000 Euro pro Unze. Ein Angebot für Gold gibt es praktisch nicht, da Gold nur in kleinen Mengen verbraucht wird, übersteigt der Bestand des Goldes die Förderung bei weitem. Eine zusätzliche Nachfrage nach Gold muss dadurch ausgeglichen werden, das der Preis steigt, sodass einige Anleger mehr Wert in Gold halten als beabsichtigt, und sie einen Teil davon daraufhin an die zusätzliche Nachfrage abgeben.

Kritiker des Goldinvestments wenden vor allem zwei Argumente gegen das Gold ein: es hat keinen intrinsischen Wert, der Wert des Goldes entsteht allein aus der Wertschätzung die ihm entgegengebracht wird und Gold erzeugt keine Rendite.

Goldanleger sind oft auf der Suche nach einem „ehrlichen Investment“, das sein Wert unabhängig von den Umständen behält. Staatliches Geld wird aufgrund der Tatsache abgelehnt, dass sein Wert durch den Staat beliebig manipuliert werden kann. Der Staat nutzt dies um einen Geldschöpfungsgewinn zu erzielen, der zulasten der Geldbesitzer geht. Mithilfe von Gold kann man sich zwar vor diesen Manipulationen schützen, jedoch knüpfen sich an das Gold oft übersteigerte Erwartungen. Die massiven Schwankungen des realen Goldpreises werden ausgeblendet. Die Tatsache ignoriert, dass das Gold nachhaltig an Wert verliert, wenn es von anderen Wertaufbewahrungsmitteln verdrängt wird.

Wenn Gold keine neuen Anhänger findet oder diese ihr Goldinvestment ausweiten, steigt der Wert des Goldes nicht. Gold an sich ist nicht produktiv, wie wir es von anderen Anlagegegenständen wie Aktien, Schuldverschreibungen und Immobilien gewohnt sind. Wer in Gold investiert kann nicht erwarten, damit eine positive Rendite zu erzielen. Damit ist es ungeeignet bestimmte Anlage Ziele zu erreichen. Eine Strategie die sagt ich spare mir einen Betrag X an Gold an und lebe danach davon das ich diesen Betrag deinvestiere wird nicht aufgehen. Über diesen Umstand muss man sich bewusst sein, wenn man in Gold investiert.

Die Renditeabsicht kann es also nicht sein, die einem motiviert in Gold zu investieren. Die wichtigste Motivation dürfte das Misstrauen gegen alle anderen Arten von Investments sein. Im Fall einer schweren inflationären oder deflationären Wirtschaftskrise hat man tatsächlich die besten Chancen mit Hilfe von Gold sein Vermögen zu bewahren. Gold kann natürlich auch in spekulativer Absicht erworben werden, wenn man glaubt, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Krise in naher Zukunft höher eingeschätzt wird. Die frühe Phase der nach 2007 anhaltenden Krise an, war eine Zeit, in der sich so eine Strategie angeboten hat.

Die Erfindung der Aktie muss der Versuch gewesen sein, das komplette Gegenteil von Gold zu konstruieren. Gold stellt einen statischen Wert dar, je statischer desto besser sind die Bedürfnisse der Goldanleger erfüllt. Aktien hingegen verbriefen einen Anteil der der dynamischen Wertschöpfung eines Unternehmens. Die Wertschöpfung eines Unternehmens ist selbst starken Schwankungen unterworfen. Im Laufe der Zeit wächst das Geschäft, neue Geschäftsfelder werden erschlossen, das wettbewerbliche Umfeld ändert sich und manche Geschäftskonzepte scheitern. Der intrinsische Wert einer Aktie entspricht dem abgezinsten Wert der zukünftigen Gewinne. Da niemand die zukünftigen Gewinne kennt, liegt auch der Wert der Aktie im Ungewissen. Wer in Aktien investieren will, muss sich über seine Methode sicher sein mit dieser Ungewissheit umzugehen.

Im Gegensatz zu Gold kann der Anleger in Aktien mit einer hohen Rendite rechnen. Aktien sind vermutlich der Anlagegegenstand mit der höchsten Rendite, der der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Der Preis für diese Rendite ist jedoch hoch: Der Aktienanleger weiß nicht mit welcher Rendite er langfristig rechnen kann und sein Vermögen kann in Tagesfrist dahinschmelzen. Er muss Wege finden die Ungewissheit zu begrenzen, dazu dienen Diversifizierung, Prognose und Analyse. Und er muss auf dem Moment vorbereitet sein, an dem sich die Ungewissheit von ihrer hässlichsten Seite zeigt. Aus diesem Grund benötigt es drei Charaktereigenschaften um erfolgreich in Aktien zu investieren: Disziplin, Bescheidenheit und Arroganz. Man braucht Disziplin um an der einmal gewählten Strategie auch dann festzuhalten, wenn seine Instinkte und Emotionen das Gegenteil fordern. Bescheidenheit ist erforderlich, um sich immer seiner Grenzen bewusst zu bleiben und nicht nach einer erfolgreichen Phase den Traumrenditen hinterher zu rennen. Zu guter Letzt ist auch eine Portion Arroganz von Nöten. Sie sorgt dafür, dass man an seinen Plänen und Strategien auch dann festhält, wenn man damit gegen die Masse schwimmen muss.

Die Tatsache, dass man nicht die langfristige Rendite einer Aktienanlage kennt, disqualifiziert sie auf den ersten Blick für eine langfristige Finanzplanung. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Frage die sich ein Aktienanleger in Bezug auf seine Finanzplanung stellt ist. Kann ich über den Zeitraum der nächsten X Jahre mit einer Rendite von Y rechnen. Hier ist die oben angesprochene Prognose erforderlich. Wenn er mit guten Gewissen einer Rendite Y gewählt hat, die wie er glaubt von seiner tatsächlichen Anlage geschlagen wird, dann verwendet er sie in seiner Finanzplanung. Er weiß nicht, ob das wirklich der Fall sein wird, aber er hat stichhaltige Gründe die dafür sprechen. Das ist die Denkweise eines Aktienanlegers.

Gold und Aktien sprechen Bedürfnisse an wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Verspricht Gold Stabilität und Schutz in Krisenzeiten, so belohnen Aktien diejenigen, die bereit sind den Schritt ins Ungewisse zu wagen.

Eine Letzte Anmerkung zu Gold: Das was für Gold gilt, gilt auch für eine weitere Reihe weiterer Anlagegegenstände wie Silber oder Kryptowährungen. Eigentlich sind Edelmetalle und Kryptowährungen Teil einer umfassenderen noch nicht benannten Anlageklasse. Pars Pro Toto bezeichne ich sie als Gold.

Wie rational ist die Politik?

November 23, 2016

Der Begriff „Postfaktisch“ hat die öffentliche Debatte erobert. Frank-Walter Steinmeiers hat den Begriff zwar nicht direkt popularisiert, aber die Debatte auch die entsprechende Frage gelenkt, indem er in einem Beitrag in der FAZ feststellt, dass in der „Öffentlichkeit Fakten verbogen und abgestritten werden“. Sogar er erkennt an, dass es für die Gesellschaft überlebenswichtig sei, dass Debatten auf der Grundlage von Fakten geführt würde. Die Ursachen sieht er jedoch in einem „nicht enden wollenden Schwall von Informationen“, der von der digitalen Revolution erzeugt werde.

Es lässt sich kaum abzustreiten, dass Steinmeier damit recht hat, dass in der Öffentlichen Debatte Fakten keinen hohen Stellenwert haben und das es enorme Schäden verursachen kann, wenn Entscheidungen nicht auf der Basis von Tatsachen gefällt werden. Allerdings ist Steinmeier als Bote dieser Nachricht nicht glaubwürdig. So verweigert sich doch seine eigene Partei dem Faktum, dass die Einheitsschule die Leistungsfähigkeit des Schulsystems beeinträchtigt. Auch gehört er einer Regierung an, deren Versagen in der Energie- und Flüchtlingspolitik, gerade durch das hartnäckige abstreiten von Fakten begründet ist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass postfaktische Politik weiter verbreitet ist und tiefere Ursachen hat als Steinmeier bereit ist zuzugestehen.

Wie jede Organisation in der mehrere Menschen an Entscheidungen beteiligt sind, ist die Politik anfällig für Groupthink. Unter Groupthink versteht man die Tendenz von Gruppen schlechtere Entscheidungen zu treffen als es Kompetenz und Informiertheit der einzelnen Mitglieder erwarten ließe. Zu dem Groupthink kommt es, weil die Mitglieder Informationen und Meinungen zurückhalten, die dem Gruppenkonsens zuwiderlaufen. Dieses Verhalten ist mehr als verständlich, denn Widerspruch und Kritik führt beim Empfänger zu Stress. Für einen Entscheidungsprozess konstruktives Verhalten ist alles andere als nett. Zu Groupthink im eigentlichen Sinne kommt es wenn sich die Gruppe vor äußeren Einflüssen abschottet.

Dass in der Politik starker Groupthink wirkt, sieht man sehr gut an dem selektiven Umgang mit wissenschaftlichen Fakten. Fakten, die die vorherrschende Meinung stärken, werden akzeptiert und weiterverbreitet. Ein Beispiel wäre die Klimaforschung. Ergebnisse, die jedoch den Konsens wiedersprechen, werden ignoriert und verschwiegen. Hier wäre ein Beispiel der Fakt das nach Expertenmeinung grüne Gentechnik nicht mit höheren Risiken verbunden ist als die traditionellen Züchtungsmethoden.

Die Politik anfälliger für Groupthink als es bei anderen Institutionen der Fall ist, denn sie hat nicht nur Sachfragen zum Inhalt, in der Politik wird primär Macht verhandelt. Die Sachfragen werden oft zum bloßen Vehikel für Machtkämpfe. In der Politik kann man es sich nicht leisten Dogmen in Frage zu stellen, weil dies immer auch Angriff gegen die Gruppe gewertet wird. Ein Politiker, der in Sachfragen Kritik äußert, sitzt schnell zwischen allen Stühlen.

Verschärfend kommt hinzu, dass sich inzwischen die Unkultur ausgebreitet hat, abweichende Meinung nicht als legitim anzuerkennen, sondern im Gegenteil als unmoralisch zu dämonisieren. Kernenergiebefürworter können ein Lied davon singen. Diese Unkultur ist in linken Parteien, sogar noch stärker verbreitet als in liberalen oder konservativen. Als politische Strategie war dieses Vorgehen in der Tat erfolgreich, die Folge war jedoch, dass in Politik und Medien legitime und notwendige Gegenmeinungen fehlen und wie die Reaktionen nach der Wahl Trumps zeigen, die Fähigkeit verloren gegangen ist, das Ergebnis demokratischer Entscheidungen zu akzeptieren.

Meines Erachtens ist das einige Mittel das gegen Groupthink hilft, die Gruppe schnelles Feedback auszusetzten. Durch schnelles Feedback werden nicht nur Fehler schnell erkannt. Auch ist der Gruppe noch präsent, wie die Prozesse aussahen, die zu der schlechten Entscheidung geführt haben und was unterlassen wurde, um zu einer guten Entscheidung zu gelangen. Organisationen haben vor allem dann ein Interesse daran schnelles Feedback zu erhalten, wenn ihre vitalen Interessen davon abhängen. In der Wirtschaft ist dies schon dadurch gegeben, dass ein fehlerhaftes Produkt Schadensersatz und einen schlechten Ruf nach sich ziehen. In der Politik haben die Akteure hingegen die Macht sich dem Feedback ganz zu entziehen. Prominentestes Beispiel für dieses Verhalten ist der Vertuschungsskandal um die Kölner Silvesternacht. Ähnliches Verhalten mag es auch in der Unternehmenswelt geben, Unternehmen die so handeln werden jedoch früher oder später zum Opfer der kreativen Zerstörung.

Wir haben gesehen, dass es für postfaktische Politik tiefere Ursachen gibt – Groupthink. Für die die Politik besonders anfällig ist. Meines Erachtens ist das Problem massiv und entspringt dem Wesen der Politik, den Machtbesitz auszuhandeln, so dass nur für triviale Probleme von der Politik rationale Entscheidungen erwartet werden können. Die Lösung muss es sein möglichst gar keine Entscheidungen der Politik anzuvertrauen.

Lohnt es sich noch zu sparen?

November 17, 2016

Jeder muss für sich selbst definieren welche finanziellen Ziele er sich setzt und mit welchen Mitteln er diese erreichen will. Das wirtschaftliche und politische Umfeld bestimmen welche Mittel verfügbar sind. Je nach politischer Lage können also manche Ziele nicht oder nur noch mit sehr viel höherem Aufwand erreicht werden. Angesichts der langen Phase der Nullzinsen stellt sich die Frage, welche finanziellen Ziele überhaupt noch realistisch zu erreichen sind.

Die wichtigsten finanziellen Zielsetzungen sind Finanzieller Schutz und eine zumindest teilweise finanzielle Unabhängigkeit. Daneben kann auch der Wunsch nach besonders teuren Konsumgegenständen eine langfristige Finanzielle Planung erfordern. Hier wären als erstes die Immobilie und das Auto zu nennen.

Finanzieller Schutz ist dann erreicht, wenn unerwartet hohe Ausgaben und kürzere Phasen ohne Verdienst aus eigenen Mitteln überbrückt werden können. Als Richtwert für den finanziellen Schutz gelten liquide Mittel in Höhe von drei bis sechs Monatsausgaben. Finanzielle Freiheit heißt über ein Kapitaleinkommen zur verfügen, dass die Lebenshaltungskosten deckt.

Wie wichtig sind diese Ziele und können sie überhaupt noch realistischer Weise erreicht werden? Finanzieller Schutz sollte wirklich jeder anstreben. Wenn man ihn erreicht hat, ist man diverse Sorgen los. Die Frage ob am Ende vom Geld noch Monat übrig ist, stellt sich nicht mehr. Man kann den Unsicherheiten des Lebens mit mehr Gelassenheit entgegensehen. Das befreit die mentalen Ressourcen für wichtigere Themen.

Als das Mittel der Wahl um finanziellen Schutz zu erreichen gelt das Ansparen auf einem Tagesgeldkonto und vergleichbare Anlagen wie Geldmarktfonds. Diese Anlagevehikel haben den Vorteil, dass sie sehr schnell verfügbar sind und kaum Ausfall- oder Markrisiken aufweisen, so dass sie in dem üblichen wirtschaftlichen Umfeld tatsächlich ausreichen um finanziellen Schutz zu gewährleisten. Dies ändert sich jedoch in einem stark inflationären oder deflationären Umfeld. In einer solchen wirtschaftlichen Lage droht entweder ein starker Kaufkraftverlust (Inflation) oder es besteht eine hohes Risiko das auch ansonsten sichere Gegenparteien in Konkurs gehen (Deflation). Es ist also empfehlenswert einen Teil der sicheren Reserve nicht nur als Tagesgeld zu halten.

Als Alternativen bietet sich als Absicherung gegen eine Deflation Bargeld an. Zur Absicherung gegen Inflation helfen Devisen, Edelmetalle oder Kryptowährung. Devisen haben den Vorteil hoher Liquidität, allerdings haben sie auch den Nachteil, dass sie selbst Inflation unterliegen und das wirtschaftliche Umfeld weltweit meistens sehr ähnlich ist: haben wir in Europa galoppierende Inflation, dann wahrscheinlich auch in den USA. Ein weiterer Nachteil: Lebt man in einem Wirtschaftsraum mit harter Währung muss man mit eine negativen Rendite auf seine Devisenbestände rechnen.

Durch Edelmetalle kann man sich gut vor Inflation und Deflation schützen. Allerdings sind die Wertschwankungen hier verhältnismäßig hoch. Der gravierendste Nachteil ist jedoch, dass Edelmetalle im Vergleich zu den anderen Alternativen wenig liquide sind. Kryptowährungen sind als Vehikel für den finanzieller Schutz sehr interessant. Sie sind deutlich liquider als Gold, aber genauso unabhängig vom Wirtschaftlichen Umfeld. Allerdings sind die Wertschwankungen extrem, der Hauptnachteil ist jedoch die Unsicherheit darüber welche Kryptowährungen auch in Zukunft eine hohe Akzeptanz finden. Wie sich in diesem Abriss schon andeutet, das Thema finanzieller Schutz ist vielschichtiger als es auf dem ersten Blick den Anschein hat. Schon hier kann einen finanzielle Bildung helfen besserer Entscheidungen zu treffen.

Die Absicht eine teilweise finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen verbirgt sich oft in dem Wunsch die Rentenlücke im Alter zu füllen. Dies sollte jedoch nicht der einzige Grund sein finanzielle Unabhängigkeit anzustreben. Finanzielle Unabhängigkeit verschafft auch dann zusätzlich Optionen für die eigene Lebensgestaltung, wenn sie nicht ganz erreicht ist. Man ist weniger abhängig vom Beruf und der Schritt in die Selbstständigkeit kann einem leichter fallen. Mit steigender finanzieller Unabhängigkeit entfällt der Zwang einer Erwerbsarbeit nachzugehen sogar ganz, was entsprechende Freiräume für eigene Projekte lässt. Andererseits gilt jedoch auch, dass man nicht mehr damit rechnen kann, dass der Staat allen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Es wäre daher leichtfertig sich im Alter allein auf den Staat zu verlassen.

Es hat sich gezeigt, dass das einzige Mittel ist finanzielle Unabhängigkeit mit realistischen Aufwand zu erreichen unternehmerische Beteiligung in ihren unterschiedlichen Formen ist. Die radikalste Form unternehmerischer Beteiligung ist es wenn man sein eigenes Unternehmen aufbaut. Zwar sind hier die Chancen am größten, jedoch erfordert, dieser Weg ein enormes Engagement und Risikobereitschaft. Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir die Investition in ein diversifiziertes  Aktienportfolio. Dazwischen gibt es zahlreiche Abstufung von der aktiven Aktienanlage über Beteiligung bis hin zum Immobilienhandel. Interessant ist vor allem die Aktienanlage. Sie erlaubt es die finanzielle Unabhängigkeit anzustreben ohne hohe Risiken eingehen zu müssen oder sein Lebensstil seiner Anlageentscheidung total anpassen zu müssen. Das Thema Aktienanlage werde ich in kommenden Artikeln weiter vertiefen.

Insgesamt zeigt sich also, dass je mehr man sein Leben eigenverantwortlich und selbstbestimmt leben will, desto ehrgeiziger man in seinen finanziellen Zielsetzungen sein muss. Die wirtschaftliche und politische Lage hat zwar einen enormen Einfluss darauf wie leicht sich diese Ziele erreichen lassen, jedoch kann einen auch in schwierigen Zeiten das richtige finanzielle Wissen Optionen verschaffen, das eigene Leben zum Besseren zu wenden. Die wichtigste Investition ist also nicht die konkrete Wertsumme, die man anlegt, es ist die Investition in die eigene finanzielle Bildung.

In der Reise zur finanziellen Unabhängigkeit geht es um mehr als nur ein paar Zahlen auf dem Bildschirm. Sie fordert Charakter und Intellekt und bildet diese zugleich. Aus diesem Grund werde ich in Zukunft auch vermehrt über finanzielle Themen schreiben.

Congratulations, Mr Trump

November 11, 2016

In der Regel ist die Wahl des amerikanischen Präsidenten ein Nicht-Ereignis. Werden im Wahlkampf, die noch die Unterschiede beton, zeichnet sich die Amtsführung durch eine Konstanz zwischen den einzelnen Amtsinhaber aus, die es kaum ermöglich zwischen ihnen zu differenzieren. Kaum ein Präsident dürfte das deutlich gemacht haben wie Barak Obama. Ich erwarte auch unter einem Präsidenten Trump business as usual. Dennoch erfüllt mich die Wahl Trumps mit einer gewissen Genugtuung.

Um es von Anfang an klar zu stellen: Trump ist für mich unwählbar. Zwar kann man mit einiger Zuversicht hoffen, dass seine Pläne eine Mauer nach Mexiko bauen zu lassen und ein Einreiseverbot für Muslime zu verhängen, dem Wahlkampf geschuldet waren und nie wirklich seinen Absichten entsprachen, jedoch haben diese Manöver gezeigt, dass Trump bereit ist sich über das Gebot des Anstandes hinwegzusetzten, wann immer er sich davon einen Vorteil verspricht.

Die Gegenkandidatin Clinton ist allerdings moralisch genau so wenig für das Amt geeignet. Ihre Verfehlungen in der eMail-Affäre erfüllen offenbar mehrere Straftatbestände. Darüber hinaus ist sie von einer an Menschenverachtung grenzende Empathielosigkeit geprägt.

Trump dürfte seinen Wahlsieg vor allem zwei Dingen verdanken. Die Unbeliebtheit seiner Gegenkandidatin und Obamacare. Allen muss klar gewesen sein, dass Clinton die Regierung „weiter so“ geführt hätte wie es die Vorgängerregierungen taten. Die amerikanischen Wähler tolerieren das immer weniger. Schon Obama wurde vor allem deswegen gewählt, weil er sich als Gegner des Establishments ausgeben konnte. Dadurch dass Trump von der meisten Medien angefeindet wurde und durch seinen Bruch mit der Political Correctness, war Trump als Gegner des Establishments deutlich glaubwürdiger als Obama.

Die meisten Europäer halten Obamacare für einen lange überfälligen Schritt, der vielen Amerikanern Zugang zu Leistungen ermöglicht, die in Europa für selbstverständlich gelten. In den USA hingegen ist ObamaCare extrem unpopulär. Für den Großteil der Amerikaner haben sich die Gesundheitskosten stark erhöht. Leistungen die zuvor die Arbeitgeber getragen haben müssen die Arbeitnehmer nun selbst stemmen. Eine große Mehrheit fordern daher Anpassungen oder die Rücknahme der Reform. Auch hier wurde von Trump erwartet, dass er eher im Sinne der Wähler agiert als es Clinton tun würde.

Beide Punkte verdeutlichen: den Wahlsieg verdankt Trump mehr den Umständen denn der eigenen Persönlichkeit. Vermutliche hätten jede der beiden Parteien haushoch gewonnen, wenn sie als Kandidaten einen Besenstiel aufgestellt hätten. Ein Besenstiel hätte auch den Vorzug, dass man ihm abnimmt nicht Teil der politischen Eliten zu sein, ohne dass er zuvor Minderheiten beleidigen muss.

Alles im einen erwarte ich von Trump nicht viel. In seinem protektionistischen Glauben sehe ich sogar eine ernsthafte Gefahr. Meine Genugtuung speist sich daraus das die Waffen der politischen Empörung stumpf geworden sind. In den letzten Jahren gelang es durch die Sexismus- bzw. Rassismuskeule quasi beliebige Personen aus ihren Öffentlichen Ämtern vertreiben. Dass das Establishment alles getan hat um Trump zu verhindern lag vor allem daran, dass kein Präzedenzfall geschaffen werden durfte, in dem ein Amtsträger oder Anwärter den Sexismusvorwuft überlebt. Dass es nicht gelungen ist Trump zu verhindern, zeigt wie weit die Legitimationskrise von Politik und Medien bereits fortgeschritten ist.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 3

November 3, 2016

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Elektroautos aus eigener Kraft durchsetzen können. Im zweiten Teil zeigte sich, dass ein erzwungener Umstieg von den Verbrennern auf das Elektroauto mit erheblichen gesellschaftlichen Risiken und Belastungen verbunden ist. Die diesen Teil der Serie werde ich der Frage nachgehen, was die Fehlentscheidung, massiv auf die Elektromobilität zu setzen, über den Charakter unsere politischen Eliten aussagt.

Die Apologeten der Elektromobilität würden gegen die Argumente, die ich in dieser Serie vorgebracht habe, einwenden, dass die Einsparung an CO2, die Risiken und Belastungen wert sei. Dieser Einwand ist zu hinterfragen: woher kann man wissen, dass die Einsparungen das wirklich wert sind? Was auf den ersten Blick nach einer Übung in komplizierten technischen Berechnungen aussieht, hat eine verblüffend einfach Antwort: Die Einsparungen sind es wert, wenn der Verkehr in den CO2-Handel einbezogen wird und sich unter diesen Bedingungen das Elektroauto gegen die Verbrenner durchsetzt.

Der CO2-Handel hat den Zweck die Anstrengungen, CO2 einzusparen, dort zu fokussieren, wo dies mit dem kleinsten Aufwand den größten Effekt erzielt. Dazu werden die Wirtschaftssubjekte mit der Menge an Rechten, CO2 freizusetzten ausgestattet, die unsere weisen Staatlenker für angemessen halten. Jeder Emittent von CO2 ist dann mit der Frage konfrontiert, ob seine CO2 freisetzenden Aktivitäten sich noch lohnen wenn sie mit Verschmutzungsrechten hinterlegt werden müssen. Die Folge dieser Institution ist, dass die Aktivitäten eingestellt werden, die bezogen auf die gleiche Menge an CO2-Emission am wenigsten Wert schaffen und dass die CO2-Emissionen, die mit am wenigsten Aufwand vermieden können, eben auch vermieden werden. Es spielt dabei keine Rolle, auf wen die Emissionsrechte anfänglich verteilt wurden.

Der Verkehr könnte in den CO2-Handel eingebunden werden. Dazu wäre es ausreichen, wenn für sämtlichen in Verkehr gebrachten Kraftstoff einer Menge an Emissionrechten hinterlegt werden muss, die seinem Kohlenstoffgehalt entspricht. Diese Maßnahme kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen: Die Verkehrsteilnehmer können zu dem Schluss kommen, dass sich Elektroautos doch mehr lohnen als Verbrenner, sie können sich dafür entscheiden, dass ihnen die bessere Tauglichkeit der Verbrenner wichtiger ist, als die finanziellen Vorteile eines Elektroautos, so dass das entsprechende CO2 an anderer Stelle eingespart werden wird oder die Industrie reagiert mit technischen Maßnahmen, durch die die Verbrenner auch trotz CO2-Handels wirtschaftlicher werden als das Elektroauto.

Der Vorteil einer solchen Regelung wäre, dass die Abwägung individuell erfolgt. Es wäre nicht die Politik die für alle entscheidet, was die bessere Technologie ist, sondern jeder kann anhand seiner eigenen Bedürfnisse selbst entscheiden. Niemand wäre gezwungen den Vorgaben der Mehrheit zu folgen, ein Teil der Verkehrsteilnehmer würde so entscheiden und die übrigen anders. Es stellt sich also die Frage warum das nicht der von der Politik angestrebte Weg ist.

Es fällt auf, dass die Politik dadurch, dass sie sich zur Unzeit auf eine Technologie festlegt, die Kontrolle über Entscheidungen an sich reißt, die optimaler Weise an anderer Stelle getroffen werden sollte. Die Politik kennt weder alle Motive, die bei einem Autokauf eine Rolle spielen, noch kennt sich die technischen Rahmenbedingungen, die sich in den nächsten Jahren ergeben. Dennoch steht das Ziel, das der Verbrenner dem Elektroauto weichen muss schon fest. Der Politik muss also zu minderst fehlende Demut bescheinigt werden. Sie hat kein Gespür für die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten.

Des Weiteren zeugt das starre Festhalten an einem einmal gewählten Mittel, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen von Engstirnigkeit. Eine einmal getroffene Entscheidung kann nur noch kaum revidiert werden. Ein ähnliches Verhalten sehen wir in der Flüchtlingsfrage. Die Ursache für diese Engstirnigkeit ist weniger in persönlichen Charaktereigenschaften der einzelnen Politiker zu sehen, sondern darin, dass in der Politik Sachfragen als Medium für Machtkämpfe dienen. Sachfragen dienen dazu Allianzen zu bilden, das Ansinnen, eine Beschlussfassung zu revidieren, muss auf Angriff der sie tragende Allianz interpretiert werden.

Schließlich ist das Verhalten der Politik durch ein an Kontrollwahn grenzendes Misstrauen gegenüber den Untertanen gekennzeichnet. Sie traut es den Untertanen nicht zu angemessene Entscheidungen zu treffen, obwohl diese über überlegeneres Wissen verfügen. Diese kennen die eigenen Bedürfnisse besser, als die Politik je könnte, weil das Wissen über die Bedürfnisse über alle Köpfe verteilt ist und sie kennen den aktuellen technischen Stand, während die Entscheidungen der Politik immer ein Stück weit zurückliegen und politische Entscheidungsprozesse ohnehin zu langsam sind um mit den neusten Technischen Entwicklungen mitzuhalten.

Fehlende Demut, Engstirnigkeit und übersteigertes Kontrollbedürfnis sind Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeit. Grundlegend für eine narzisstische Störung ist die Unfähigkeit die Bedürfnisse anderer zu erkennen. Für einen Narzissten sind diese nicht nur zweitrangig, sie sind nicht existent. Tatsächlich kann man sich nicht dem Eindruck erwehren, dass die Bedürfnisse der breiten Bevölkerung für die Politik nur dann interessant sind, wenn sie der Projektion eigener Bedürfnisse dienen.

Was die Förderung der Elektromobilität über unsere politischen Eliten aussagt – Teil 2

Oktober 27, 2016

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass es unwahrscheinlich ist das sich Elektroautos auf lange Sicht durchsetzen. Zwar werden sie für den Endanwender möglicher Weise ähnlich wirtschaftlich wie Verbrenner, aber es ist absehbar dass sie ihren Zweck nur in eingeschränkter Weise erfüllen. Wenn also kein technologisches Wunder geschieht, werden sich die Elektroautos nur dann durchsetzen, wenn sie vom Staat massiv begünstig werden. Leider sieht es tatsächlich so aus, als würden unsere politischen Eliten gerade dies beabsichtigen. In diesem Teil werde ich daher der Frage nachgehen welche gesellschaftlichen Auswirkungen die Förderung der Elektromobilität nach sich ziehen wird.

Die Auswirkungen die ich für wahrscheinlichsten halte lassen sich mit den Schlagworten weniger Mobilität für die Masse, steigende Gesamtwirtschaftliche Kosten und veränderte Wertschöpfungsketten zusammenfassen.

Nimmt man den Vorschlag des Bundesrats beim Wort, läuft er darauf hinaus, Verbrenner prohibitiv hoch zu besteuern, so dass die Autofahrer vor der Wahl stehen entweder gar kein Auto oder ein Elektroauto anzuschaffen. Die Tauglichkeit eines Elektroautos hängt jedoch sehr viel stärker von seinem Preis ab, als es bei Verbrennern der Fall ist. Während Verbrenner im Wesentlichen gleich tauglich sind und man sich in den höheren Preisklassen in erster Linie mehr Komfort erkauft, steigt bei Elektroautos in den höheren Preisklassen Reichweite und sinkt dank höherer Ladeströme die Ladezeit. Wählt die Regierung also den vom Bundesrat angedachten Weg wird das Groß der Bevölkerung dazu gezwungen weniger Mobilität zu höheren Kosten zu erwerben.

Hinzukommen Einschränkungen in der Handhabung. Ein Elektroauto ist nur dann einigermaßen Praktikabel, wenn man die Möglichkeit hat es im eignen Heim aufzuladen. Für viele Mieter ohne festen Stellplatz gibt es diese Möglichkeit nicht, ein Zwang zur Elektromobilität wäre für sie mit zusätzlichen Ärgernissen verbunden. Sie müssten alle zwei bis drei Tag eine öffentliche Ladestation aufsuchen und sehen wie sie die Stunden verbringen, die das Auto für den Ladevorgang braucht. Wer freut sich nicht darauf abends nach Feierabend irgendwo in der Stadt rumzusitzen? Das Elektroauto scheint speziell für einen bestimmten grünbügerlichen Lebensstil konzipiert zu sein.

Selbst wenn sich das Elektroauto für den Einzelnen rechnet, ist abzusehen dass es mit höheren gesamtwirtschaftlichen Kosten verbunden ist. Der Grund dafür ist, dass das Elektroauto nur daher billiger ist, weil Benzin viel höher besteuert wird als Strom. Gesamtwirtschaftlich gesehen wäre der Verbrenner immer noch günstiger. Die Kosten für den Umstieg auf ein Elektroauto werden jedoch nicht vom Einzelnen allein getragen sondern belasten auch die Staatkasse. Wenn immer mehr Fahrer auf das Elektroauto umsteigen geht dem Staat Energiesteuer verloren. Den Wegfall dieser Einnahmen wird er auf lange Sicht wieder zu Lasten der Untertanen kompensieren.

Die höheren gesamtwirtschaftlichen Kosten erklären sich durch die komplexere Energiebereitstellung im Fall der Elektroautos. Elektroautos und Verbrenner benötigen fast die gleiche mechanische Energie. In Teil eins haben wir gesehen, dass Elektroautos etwa 20 kWh / 100 km benötigen; bei einem Wirkungsgrad von 95% werden davon 19 kWh in Bewegung umgesetzt. Bei Verbrennern sieht das ähnlich aus 6l auf 100 km entsprechen einem Heizwert von etwa 52 kWh; bei einem Wirkungsgrad von 30% werden davon etwa 15,7 kWh in Bewegung umgesetzt. Der niedrigere Wert für Verbrennern ergibt sich daraus, dass bei einem vergleichbaren Elektroauto wegen dem Gewicht der Batterien mehr Masse bewegt werden muss.

Nun ist jedoch die Bereitstellung von elektrischer Energie mit einem höheren wirtschaftlichen Aufwand verbunden als der von Kraftstoff. Zwar ist der Well-To-Wheel-Wirkungsgrad, also das Verhältnis von aufgewendeter Primärenergie zu in Bewegung umgesetzter Energie, von Elektroautos besser als der von Verbrennern. Jedoch ist die kWh Kraftstoff mit etwa 12 cent deutlich günstiger als die kWh elektrischer Energie. Elektrischer Energie ist die technisch wertvollste Form von Energie und entsprechend lohnt sich für ihre Erzeugung ein höherer Aufwand. In die Kosten für den Sekundärenergieträger geht eben nicht nur der Primärenergieverbrauch ein, sondern auch Personal- und Kapitalkosten, sowie Abschreibungen. Diese Fallen im Fall der elektrischen Energie offensichtlich deutlich höher aus als für die Herstellung von Kraftstoff.

Mit den Umstieg von Verbrennern auf Elektroautos verändern sich auch die Wertschöpfungsketten. Trivialer Weise müssen an Stelle von Otto- und Dieselmotoren Elektromotors und Akkumulatoren gefertigt werden. Das hat weitreichende Auswirkungen. Produktions- und Produktwissen im Bereich der Verbrennungsmotoren wird entwertet während es im Bereich Elektromotoren und Akkumulatoren erst aufgebaut werden muss. Da die Wettbewerbsvorteile deutscher Automobilhersteller zu wesentlichen Teilen auf diesem Wissen beruht, ist mit dem Umstieg ein hohes Risiko für die Wettbewerbsposition dieser Unternehmen verbunden. Die Auswirkungen setzen sich weiter in der Wertschöpfungskette fort. Da im Elektroauto der mechanische Antriebstrang wegfällt, fällt auch ein weites Betätigungsfeld für Werkzeugmaschinen weg. Was entsprechende Auswirkungen im Maschinenbau nach sich zieht.

Diese Veränderungen wird auch in der Nachfrage nach Arbeitskräften wiederspiegeln, während der Bedarf nach Beschäftigten in der Metallverarbeitung sinkt, steigt möglicher Weise der Bedarf für Lithiumverarbeitung. Dies hat zur Folge das bestimmte Qualifikationen an Wert verlieren während andere stark begehrt sein werden. Das Einkommen und die Sicherheit der Arbeitsplätze von vielen werden entsprechend belastet.

Zwar sind Veränderungen in den Wertschöpfungsketten schon immer eine Folge des technischen Fortschritts gewesen. Die mit den Umstellungen verbundenen Kosten und Risiken sind jedoch nur daher gerechtfertigt, weil sie mit einem höheren Kundennutzen einhergehen. Wenn die Umstellungen jedoch politisch verordnet werden, haben wir es mit Belastungen zu tun den kein adäquater Mehrwert gegenübersteht.

Wir haben also gesehen, dass ein erzwungener Umstieg auf Elektromobilität mit zahlreichen Belastungen für die breite Bevölkerung verbunden wäre. Das fängt bei Ärgernissen in der alltäglichen Handhabung an, geht über die Belastung mit höheren Kosten hin zu erhöhten Risiken für die Beschäftigung. Angesichts dieser Nachteile stellt sich die Frage, warum die Politik immer noch so fixiert auf Elektromobilität ist. Antworten darauf versuche ich im dritten Teil dieser Serie zu finden.

Nachtrag: Inzwischen hat sich VW meiner Kritik angeschlossen, dass die Umstellung auf Elektroautos die Beschäftigung in der Automobilindustrie negativ beeinflusst.